Suizidale Wirtschafts-THEORIEN

Aus dem Buch -  "Macht x Dummheit = Selbstzerstörung"

Smith - Descartes - Machiavelli - Marx - von Hayek - Friedman - Keynes - Foucault



Adam Smith
(5.6.1723 bis 17.7.1790)

Ich bin nicht akademisch gebildet. Meine Intelligenz beruht auf Genen und einer beruflichen Karriere, was zusammenwirkend dazu führte, dass mir keine Branche der Welt fremd ist und ich jede Konzernrechnung der Welt innert Minuten analysieren und verstehen kann, besser als jeder CEO des eigenen Konzerns. Doch die Wirtschaftstheorien haben mich schon immer fasziniert und man wird nicht Wirtschaftsprüfer mit Auszeichnung, wenn man einfach nur so vor sich hin studiert. Für mich war Wirtschaft schon immer ein lebendes Ding, eine Sache, die man als Ganzes verstehen und gesamthaft durchschauen muss, sonst macht es keinen Spass. Der Beruf des Unternehmensberaters oder Wirtschaftsprüfers oder Bücherexperten oder Chartered Accountant macht nur Sinn, wenn man mehr versteht von Buchhaltung und Rechnungswesen als jeder noch so gescheite Akademiker. Und so hatten die Herren Doktoren von der Handelshochschule St. Gallen bei den Diplomprüfungen keine Chance, ich liess sie weit hinter mir. An Universitäten gehen ist das eine, über natürliche Intelligenz verfügen etwas ganz anderes.

Zudem muss man mehr verstehen als nur Wirtschaft, wenn man einem Adam Smith die Leviten lesen will. Man muss die Philosophie wie Champagner getrunken, alles verstanden, hinterfragt und entlarvt haben, das ganze Geplauder eines Nietzsche und die untaugliche Idee von einem Übermenschen, der vor einem geschlagenen Pferd in Turin kollabiert, die kritische Vernunft eines Kant zugunsten der unkritischsten Mächtigen dieser Welt, den Glauben an kriegerische Machbarkeit eines Machiavelli. Man muss die Popper'schen Märchen von der Nutzbarmachung von Intelligenz in einem untauglichen Gedankenchaos verinnerlichen, die Schopenhauer'schen Benimmregeln des Gutmenschentums goutieren, man muss sie relativieren können, die Habermas'schen Relativierungen von Nationen, funktionierend in einem untauglichen Modell, das den neuen Philosophen über deren Denkenskraft zusammenbrechen wird wie ein Kartenhaus. Nur Bertrand Russell nehme ich von meiner Schelte aus, weil ich mich erinnere, im Süden Englands, in der Nähe von Bournemouth auf einem Bänkchen hoch über dem Ozean auf der Klippe gelesen zu haben, wie dieser Geist des Russell damals, im Jahr 1963, im Rahmen meiner eigenen Denknormen wirkte - oder ich in seinen, wie man will, das wird man eines Tages näher untersuchen können.

Jetzt zu Adam. Es passt zu diesem Namen, denn Adam Smith stand am Anfang, nicht der Menschheit, sondern als Begründer der klassischen Nationalökonomie. Ein Schotte? Ausgerechnet? Wo man diesen Herren doch Geiz nachsagt und somit deren Ausgabefreundlichkeit von Geldeinheiten konträr zu den Systemanalysen ihres Landsmannes Smith steht. Ein Phänomen, immer wieder, die Namensbildung der Berühmtheiten: Smith, ein ganz gewöhnlicher Name, und dieser Name gewinnt unermesslichen Ruhm, weil er schon sehr früh über das Funktionieren der Wirtschaft, des frühesten Kapitalismus nachdachte. Was höre ich da, Smith habe nichts mit Kapitalismus zu tun? Seit 2000 Jahren hat alles nur noch mit Kapitalismus zu tun, sogar im Kommunismus, meine Herren, die Frauen lasse ich hier vor, denn diese denken nicht an Geld, nicht an Wirtschaft als Ganzes, sondern an den Konsum, an das Einkaufsvergnügen, was etwas anderes, aber noch schlimmer ist.

Also, dieser ganz gewöhnliche Smith untersuchte zuerst einmal die Mechanismen in der Natur und dann suchte er Lösungswege, die Logik der Natur auf die Nationalökonomie zu übertragen. Oder soll ich sagen, zu reduzieren? Auf eine solche Idee muss man schon mal kommen. Ich jedenfalls mache es umgekehrt: Die Nationalökonomie hätte sich schon immer nach der Natur zu richten gehabt und nicht umgekehrt. Man sieht also, dass schon zu Beginn der Wirtschaftslehren der Wurm total drin war und nie mehr einen Ausgang aus dem immer fauleren Apfel finden konnte.

Im Mittelpunkt seiner Theorien stand der Wert der Arbeit. Wert? Arbeit? Heute hat Arbeit keinen Wert mehr, aber dies konnte Adam Smith damals ja noch nicht wissen. Also sprach er weise: Es braucht ein sich selbst regulierendes System, das ohne Regulierung durch den Staat ein sinnvolles Ganzes ergibt. Grundlage meiner nationalökonomischen Sicht ist die Arbeitswertlehre, wonach sich der Wert einer Ware nach der in ihr vergegenständlichten, gesellschaftlich notwendigen Arbeit bestimmen lässt.

Erstaunlich, erstaunlich. Der Preis von Benzin ist also das Resultat von Arbeit, die Denkarbeit von George W. Bush ist nach deren Wert zu beurteilen? Also im zweiten Fall gestehe ich Smith eine gewisse Logik zu. Im Ersteren, bei den Rohstoffen, bei Erdöl, Flugreisen und der Abfallentsorgung hatte er irgendwie Unrecht. Doch seien wir fair: Es gab damals noch keine Kernkraftwerke und Flugzeuge, die Abfallberge in gigantischem Ausmass waren noch nicht vorhersehbar und der menschliche Abfall, in Form von Menschen wie George W. Bush, war noch ungeboren. Wobei - was kann dieser George dafür, wenn seine Nation so dumm ist und ihn wählt? Auch ein Gedanke, der in der Phantasie von Adam Smith nicht so viel Platz einnahm, leider.

Atem holen - und doch, doch, doch. Was taugt ein wirtschaftliches Denkmodell, wenn es Jahrhunderte später noch angewendet wird und sich herausstellt, dass es das real existierende Chaos nur noch erhöht? Irgendwie liebe ich naive Menschen und so wäre es nicht fair, hier schon den Stab über Smith zu brechen. Doch es wäre wirklich sehr schön gewesen, wenn er Arbeit mit etwas mehr Kritik versehen und zum Beispiel Unterscheidungen vorgenommen hätte, nützliche Arbeit oder verblödende oder gar schädliche Arbeit, wenn er den Nutzen von Arbeit im Lichte respektive aus der Sicht des Planeten Erde verurteilt und in seinen Theorien schon damals die Evolution des Menschen sinnvoll einbezogen hätte. Hat er nicht. Warum nicht? Lieber Leser, jetzt strengen Sie Ihren Kopf doch auch einmal an, wenigstens dieses eine Mal. Schliesslich werden Sie nach der Lektüre des Buches behaupten, alles schon vorher gewusst zu haben. Ich warte: Aha, Sie meinen also, dass mein Angriff nicht korrekt sei, weil Arbeit wirklich einen Wert verkörpert, der messbar ist, dass je mehr Arbeit in einem Produkt steckt, es umso teurer verkauft werden müsste. Müsste? Aha, Unsicherheit. Ich präzisiere: Man verkauft überhaupt nie etwas nach dem Massstab einer Arbeit und deren Nutzen, sondern, wie spätere Irrläufer der Nationalakademie erfinden werden, nach Angebot und Nachfrage oder noch schlimmer, nach den Illusionen der Börsenmakler.

Ich will Herrn Smith nichts vorwerfen, im 18. Jahrhundert, weiss Gott, doch er selbst wurde doch zum Ursprungspapst der Volkswirtschaften erklärt. Warum hat später keiner den Beschiss bemerkt? Es ist ganz offensichtlich: Arbeit hat einen Wert, doch nur für den Menschen. In einem Auto steckt viel Arbeit, also ist es teuer, es vergiftet die Umwelt, also hätte die Arbeit unterbleiben sollen, denn den wahren Preis bezahlen die zukünftigen Generationen und dies wird heute, im Jahr 2004, von keinem einzigen modernen Nationalökonomen begriffen. Ich bin Buchhalter und weiss es. Die anderen sind Akademiker und stockbesoffen in ihrer geistlosen Welt der Machbarkeiten.

War Smith also der erste grosse Irrdenker? Ich denke, er konnte nichts dafür, er bemühte sich ernsthaft um Stärkung der Manneskraft im Menschen, um das Fortkommen von Fortschritt, das Wachsen von Wachstum, das Bekämpfen von Armut und das Schaffen von Reichtum für die Reichen, die die Armen zu Arbeit anregen und ihnen den kleinstmöglichen Lohn dafür bezahlen, wie damals im Jahr 1776 so auch heute im Jahr 2004. Ich beweise damit, dass wir seit Adam Smith keinen Schritt weitergekommen sind. Dabei hatte Smith noch nicht einmal den Nobelpreis erhalten, weil damals das Dynamit noch nicht erfunden war. Schade, ich hätte seine Nobelpreisrede, sein Lob auf die Arbeit der Deprivierten, wirklich hören wollen, damals, in meinem früheren Leben, als ich Smith sagte, dass seine Theorie Unsinn sei und mich alle auslachten, weil ich dachte, die Erde sei zu schwach, um Grössenwahnsinnige zu tragen. Nun denn, weil ich zu jener Zeit versagte, muss ich die Arbeit im Heute nachholen.

Lieber Adam Smith, dein Erbe wird noch sein wahres Gesicht zeigen, die wirklichen Folgen eines Falschdenkens offenbaren, doch niemals so, wie du gedacht haben magst. Ich weiss, dass diese Art von Analyse nicht goutiert wird, denn man kann hohe Geister nicht zwei Jahrhunderte lang in Ehren halten und dann einfach so feststellen, dass solche Wirtschaftslehren im Endeffekt - neben einigen wertvollen Thesen - nur zur Erhöhung von Illusionen geführt haben. Der Beweis für diese freche Behauptung liegt in den nachfolgenden, immer moderner werdenden Theorien begraben.




René Descartes
(31.3.1596 bis 11.2.1650)

René Descartes ist eine ganz besondere Knacknuss. Schliesslich war er ein mathematisches Genie und einer der Menschen, von denen ich denke, dass sie mir in der reinen Geisteskraft meilenweit überlegen waren. Ich könnte nichts von dem, was dieser Descartes konnte, diese Intelligenzbestie. Wenn er sich hineinstürzte in ein Problem, dann erkannte er alle Konturen des Gesuchten, ging an die Grenzen des Denkens seiner Vorgänger und überflügelte sie mit Instinkt und Geisteskraft in eleganter und nonchalanter Weise.

Zum Glück habe ich gut geschlafen, diese Nacht. Immer des Abends vor dem Zu-Bett-Gehen verdamme ich mich für den eigenen Mut, diese Kolumne, diesen Versuch von Relativierung der Genies dieser Erde, der besten Elemente der Menschheit zu verfassen, mit Blick auf die Realität, die eben auch mit Hilfe dieser universellen Kurzdenker und Machbarkeitsfetischisten geworden ist, was sie heute ist, als Resultat von deren vermeintlicher Genialität. Spät erst sehen wir die Wahrheit, das Resultat von Epoche machendem Menschendenken, das heute ganz langsam erkennbar wird.

Descartes war ein Fanatiker der Perfektion: Er dachte, dass etwas, das nicht perfekt war, niemals etwas generieren könnte, das perfekter sein würde. Er war also ein Wegbereiter der absoluten Perfektion bei allem, was wir tun. Seine Idee: Tun wir etwas perfekt und steigern es zu immer höherer Perfektion und ...  wir haben ein Flugzeug, das mit 2000 km/h fliegt, 3000 Leute transportiert, mehr Kerosin verpufft als jedes Flugzeug zuvor, dann mit einem anderen Megaflieger über dem Meer zusammenstösst, wir haben 6000 Tote und kratzen dann tausend Meter unter der Meeresoberfläche die Reste der Kadaver und Flugzeugteile zusammen, machen ein irres Zusammensetzspielchen von Metallteilen, führen genetische Tests durch, um zu wissen, ob die richtigen Toten geflogen sind und ermitteln den Grund des Zusammenstosses und die Art des Sterbens. Grossartig. Machbarkeit in Reinkultur. Dies ist Perfektion, wie sie ein René Descartes heute noch verstehen würde, wir sind von den Descartes dieser Welt, vom Wahnsinn, umzingelt, denn nun werden selbstverständlich Flugzeuge gebaut, die noch schneller sind, noch mehr Passagiere transportieren, die Alarmsysteme werden nun noch mehr perfektioniert und es ist ab sofort "unmöglich", dass ein solches Debakel auch nur noch einmal geschieht - und am Ende haben wir alle kein Kerosin, keine Passagiere, kein Metall für Flugzeuge, keine Hirne mit Bildung und keine Descartes mehr, die sich weise mit dem Blödsinn der Perfektionierung von Pragmatismus herumschlagen können. Warum hat dieser Descartes seine hehren Gedanken nie zu Ende geführt? War er dumm? Nein, er war ganz einfach phantasielos, dieser Phantastischste unter den Genies der Menschheit. Ein grösserer Illusionist war vielleicht noch Einstein. Doch das geschieht lange nach Descartes, zu einer Zeit, da man das Denken in nutzbaren Dimensionen vollends den Orkus runter geschmissen hat, kurz: Von einem universellen Denker, von einem Universalgenie hätte man schon im Mittelalter mehr Einsicht verlangen sollen, statt später überall Statuen aufzustellen für die Sargdeckel-Erzeuger aller kommenden Generationen, deren höchstes Ziel es ist, die Restzeit eines Fehldenkens irgendwie noch geniessen zu können.

Auch ich könnte mich in einem neuen Buch über die Einheit von Geist und Körper auslassen, bei weitem nicht so tiefgehend wie Descartes, doch meine Schlussfolgerungen wären logisch und den Menschen dienlich. Es ist völlig klar, dass der Geist diktiert und der Körper gehorcht und zwar in einem viel komplexeren Zusammenhang, als man es bei Descartes nachlesen kann: Der Geist lechzt nach schönen Kleidern und der Körper übernimmt das Diktat, der Geist erfindet ein Flugzeug und der Körper sitzt drin, der Geist erfindet eine Atombombe und der Körper zerschmilzt, der Geist erfindet einen Gott und die Körper der Andersgläubigen werden zerhackt, der Geist erfindet Gründe für Kriege und die Körper der Feinde und der eigenen Leute verrecken auf den Feldern der Ehre. Auch beim Einzelmenschen, in sich selbst, diktiert der Geist: Jetzt mache ich einen Schritt - und der Körper gehorcht. Natürlich könnte der Körper über eine Klippe ins Leere fallen, unbeabsichtigt, also nicht vom Geist diktiert, es ist der Geist und nicht der Körper, der denkt, jetzt bin ich in wenigen Sekunden mausetot. Man merkt: Die Einheit von Geist und Körper zu hinterfragen ist ein Geistesspiel von besonderer Anspruchslosigkeit, denn es beweist alles und nichts, trotzdem haben sich an diesem Thema Horden von Kenntniserwerbern satt geschrieben. Besonders Descartes hat sich am Offensichtlichen der Einheit von Geist und Körper satt geschrieben. Und welchen reellen Profit haben wir daraus gewonnen? Etwa jenen, der heute überall grassiert: Wie verschönere ich mein Äusseres, welche Designerklamotten muss ich am Leibe haben, damit ich respektiert werde, welche Mode verschönert meinen Körper, welcher Chirurg verpasst mir ein neues Gesicht oder mindestens einen grösseren Penis? Der Körper diktiert heute dem Geist immer mehr seine Bedürfnisse und vor allem die Frauen machen sich diesem Diktat untertan, ohne sich zu schämen, weil der Geist dabei flöten geht. Priorität des Körpers über den Geist? Blödsinn. Der Körper ist nur die Projektionsfläche des Geistes. Wer mir auch nur einen einzigen Nutzen aus diesen Theorien von Einheit zwischen Geist und Körper nennen kann, "Nutzen" allerdings in einem höheren Sinne der Logik verstanden, soll zum Genie erklärt werden. Ob wir solche Theorien haben oder nicht: Die Erde wird sich weiter drehen und die Umwelt wird weiterhin von uns zerstört werden, bis der Körper dermassen dürstet und hungert, dass der Geist endlich auch begreift.

Wir sollten den Sinn von "Nutzen" endlich neu definieren: Was auch immer dazu herhalten muss, um den Nutzen von Konsum, Verbrauch, Geld, Wachstum, Fortschritt, Wissen, Politik, Wirtschaft usw. zu beweisen, es muss von uns im Rahmen der Machbarkeit innerhalb der Evolution des Ganzen endlich durchdacht sein. Sonst ist solches Denken im besten Falle nutzlos, im schlimmsten Falle selbstzerstörend. Je mehr solche "Nutz"-Gedanken erzeugt worden sind, von Descartes und anderen Prinzen des Niedergangs, umso mehr beschleunigte sich der Niedergang in dem Ausmass, wie die Keulen zur Selbstvernichtung immer gigantischer geworden sind, eben, im Laufe der Evolution, auf der Grundlage dieser um die Menschen so lieblich "besorgten Genies". Wer will unter diesen Umständen noch als Genie gelten?

Schliesslich vergreift sich Descartes sogar am All und an Gott. Er schwärmt von einer unendlich hohen Macht der absoluten Perfektion. Was lernt man am Schluss dabei? Ein Denken, das nicht erkennt, dass diese absolute Perfektion, so sie denn existiert, absolut wertlos ist, wenn sie nicht dazu führen kann, dass auf Gottes Erden weniger gemordet, Tiere missbraucht, Pflanzen vernichtet, Meere vergiftet und leer gefischt, Giftmaschinen betrieben, Kriege geführt, Menschen aus niedrigsten Gründen gefoltert und Landschaften verbrannt, Geist und Zukunft der Menschheit vernichtet werden, ein solches Denken ist wertlos, ist ein Verbrechen an allen Nachgeborenen. Und noch nie war die Geisteskatastrophe grösser als in diesem Jahr 2004.

Man betrachte ein unschuldiges Baby und wisse, dass es zu einem menschlichen Monster mutiert werden wird, nicht von Gott, sondern von uns allen, und man sage mir noch einmal, der Nutzen, der von Menschen wie Descartes ausgehe, sei gigantisch. Gigantisch ist nur die Einsichtslosigkeit dieser "Genies" und die Anmassung, mit welcher Sicherheit sie von All und Gott reden. Ich tue dies auch, aber ohne Sicherheit, ohne menschliche Anmassung, ganz im Gegenteil. Ich werde mich dem All, der Ewigkeit und der Unendlichkeit, die Ausfluss eines real gedachten Gottes sind, immer unterwerfen müssen, vor und nach meinem Tod.

Ich gehe durch ein riesiges Kompendium von Meditationen von Descartes und zu allem und jedem könnte ich Texte verfassen wie die vorhergehenden. Alles, was er sagt, ist zwar richtig, doch ein richtiges Sagen mit falschen denkerischen Voraussetzungen im Grundsätzlichen kann ein Verbrechen an der Menschheit sein. Descartes' Denken und Schreiben war ein Verbrechen an der Menschheit. Es ist nicht leicht zu erkennen, doch jeder Denker, der die Machbarkeitstheorien förderte, in einer Welt der naturgegebenen Beschränkungen, muss als Verbrecher taxiert werden. Natürlich ist diese Qualität bei Folterern und Kriegstreibern viel leichter ersichtlich, doch die Auswirkungen von Schöndenkern des technologisch-wissenschaftlichen Wahns, sind für die Menschen der Nachzeit viel, viel folgenschwerer. Die krude Gewalt von Krieg, Folter, Hexenverbrennungen, Napalmbombardierungen ist zwar unschön, doch im Endeffekt ein Fürzchen im Vergleich zur Verbreitung von hehren Theorien und Gedanken, die uns am Ende nur dazu verführt haben werden, in die Irre eines Daseins in zukünftigem Schrecken abzugleiten und uns dabei noch sehr intelligent vorzukommen.




Niccolo Machiavelli
(3.5.1469 bis 22.6.1527)

Dieser Machiavelli war nichts anderes als ein zynischer Kriegstreiber, ein Menschenfeind. Es ist typisch, dass dieser Mann heute noch hoch im Kurs steht bei allen Managern, CEO und Politikern. Es ist unsäglich, den Krieg als Politik mit anderen Mitteln zu bezeichnen, sich beliebt zu machen bei der Bevölkerung, indem Angst und Schrecken verbreitet werden, grauenhafte Strafen zu sprechen und sich mit den Militärs gut zu stellen, damit diese einem Mächtigen nicht in den Rücken fallen. All diese Ideen und Prinzipien, die  zum Zwecke der Machterhaltung geschrieben worden sind, enthalten alles, was ich zutiefst verachte und hasse.

Wenn wir uns nur für eine Sekunde fragen würden, wer uns in das Debakel gebracht hat, indem wir leben müssen, wie zum Beispiel: Erster und Zweiter Weltkrieg, alle mittelalterlichen Bürgerkriege, die Eroberung Europas durch Napoleon, die Attacke auf Vietnam mit Übermacht, die Kolonialkriege, die Bürgerkriege mit Kinderarmeen überall heute in Afrika, die faulen Begründungen, um das Öl im Irak abzuholen - es könnte alles auf dem gedanklichen Mist, ausgehend von verfaulten Leichen, auch von Geistesleichen wie Niccolo Machiavelli, entstanden sein.

Eigentlich ist jeder Gedanke, den ich auf Machiavelli konzentriere, ein Ultimatum an die Vernunft der Wenigen, die noch normal denken können im Jahr 2004. Es ist leider kaum noch etwa ein Prozent dieser Menschheit. Alle anderen würden auf die Frage, ob sie die Gedanken von Machiavelli verstehen und dessen Absichten toll finden, antworten: "Natürlich, er hatte doch Recht, man muss schlau sein in dieser Geldwelt, wenn man sich Macht und Kapital erhalten will. Das ist doch genial, wie dieser Kerl die Mechanismen der Gesellschaft, das Gemüt des einfachen Mannes, die Triebhaftigkeit im Denken der Frauen, die Rangierbarkeit ganzer Heere, im Geiste und rein körperlich, in Literatur giesst, wie er sich über die Logik noch Mächtigerer stellen konnte. Was soll denn hier falsch sein?"

Man sieht, in welchem Ausmass diese Menschheit das Macht-, Besitz- und Gelddenken verinnerlicht hat. Hier einen Ausweg zu finden, bräuchte nicht die Intelligenz eines Kriegsphilosophen, sondern den einzigartigsten Denker, der je die Erde bewohnt hat. Nur so könnte es gelingen, diese Machtmühle der Selbstzerstörung zu stoppen. Doch wie bringt man ein Denken in die Köpfe von Menschen, die schon immer darauf konditioniert worden sind, nur die Sprache der Macht, der Machbarkeit, des Reichtums, der Gier, des Konsums, der Vernichtung aller Lebensgrundlagen zu verstehen?

Hier wäre noch einzuflechten, dass ein Jean-Jacques Rousseau, auch er ein Schweizer, schon um 1750 herum, so wie ich heute, ein naturnahes Denken und ein darauf basierendes Leben in die Welt setzen wollte. Nach dem Diktat unseres Planeten wäre dies damals schon ultimativ nötig gewesen, also lange bevor das technologische Zeitalter alle Ausgänge des Möglichen verstopft hatte. Auch er hatte keine Chance. Hätte man ihm geglaubt und hätte man das Denken der Menschen revolutioniert in seinem Sinne, so hätte vielleicht noch eine Chance bestanden. Aber schon zu seiner Zeit wurden Typen wie Machiavelli viel mehr geschätzt. Der Mensch versteht etwas von den Mechanismen der Macht, selbst wenn er selbst zu den Ohnmächtigsten gehört. Man erkennt das Resultat solchen Denkens, wenn man zum Beispiel in die USA reist: In den Ruinen von eingestürzten Hochhäusern wohnen die Gestürzten des Systems, ohne Gesundheitsvorsorge, leben von Abfällen, steuern einem erbarmungslosen Tod entgegen, mit Alkohol und Drogen voll gepumpt, sehr zur Gaudi einer Bevölkerung, die eben diesen Zustand nicht nur geduldet, sondern planmässig darauf hingesteuert hat, ohne wissen zu wollen, welche Spätfolgen ihr Denken noch haben wird, solange die Börsenwerte noch nicht kollabiert sind, solange ein Schatzpapier noch jenen Dollarwert verkörpert, der auf ihm steht und noch nicht zu wertlosem Papier geworden ist infolge des Zusammenbruchs der konkursiten Firma, die USA heisst.

An solchen modellhaften Quergedanken erkennt man die Spätfolgen von Irrdenkern. Ich will nicht, dass man Machiavelli und seinesgleichen verurteilt, ich will, dass man sein Denken und das Resultat solcher Theorien für die Menschheit endlich, endlich kapiert. Ich will nicht mehr der einzige auf dieser Erdkugel sein, der die ganze Misere als Resultat eines gigantischen jahrhundertealten Denkens und Wütens begreift. Diese Hoffnung darf man mir nicht absprechen, ohne böswillig zu sein. Wo sind die Adepten, die endlich umdenken lernen wollen? Nirgends? Dann bleibt in eurem geistigen Chaos verhaftet und werdet Opfer eures eigenen geistigen Ungenügens. Ich tat jedenfalls, was ich tun musste.




Karl Marx
(15.5.1795 bis 17.5.1866)

Karl Marx gilt als wirtschaftstheoretisches Denkmal, das die Weltgeschichte prägte, aber am Schluss gehörig wackelte. Zum einen sehr zu Recht, weil Marx trotz hoher Intelligenz unerhört naiv war, zum anderen, weil das Triumphdenken der Kapitalisten falsche Schlüsse gezogen hat. Nicht nur sein Kommunismus, geboren aus der Kritik der politischen Ökonomie, und sein Kapitalismus, geboren aus dem "Kapital", tun im Nachhinein weh, nein, bei Lichte betrachtet auch die Heuchelei, die Menschenfreundlichkeit, die von seinen Thesen ausgeht. Konnte Karl Marx denn nicht vorausahnen, dass seine Lehren in die Hände eines Lenin, eines Mao oder gar eines Stalin geraten würden und schliesslich zu Leninismus, Maoismus, Stalinismus, Titoismus und anderen personifizierten Abarten des Sozialismus pervertieren mussten? Konnte er nicht wissen, dass mit seinen Lehren, mit der Idee der Verteilung von Geld zu Gunsten von allen so verfahren wird, wie wenn man Affen diktieren wollte, ihre Affenscheisse korrekt unter alle zu verteilen? Ich meine Folgendes: Es musste den Menschen doch schon sehr früh klar werden, dass Geld nicht nur ein Umverteilungsproblem darstellt, sondern auch die Gefahr in sich birgt, es zu verabsolutieren. Wo nur ist die Lehre vom Absoluten bei Marx?

Stattdessen entstanden schwer verständliche Gedankengebäude mit Begriffen wie dialektischer Materialismus, historischer Materialismus, wissenschaftlicher Sozialismus, Kritik der politischen Ökonomie, es wurde hantiert mit Worten wie Profit, Mehrwert, Produktionsmittel,  Fortschrittsglaube, Lohnabhängigkeit, Unternehmensziele usw. und es wurde eine Theorie der Wirtschaft entwickelt, wie mehr Gerechtigkeit in der Verteilung von Arbeit, Geld und Profit erwirkt werden könnte. Dieses Gedankenmodell geht von einer Illusion aus, der irrigen Vorstellung nämlich, dass mit Geld und Arbeit allein schon Glück und Lebensqualität erreichbar seien. Die Idee ist nicht falsch, doch in ihrer Ausschliesslichkeit einfach hanebüchen. Wer die Welt als solche, die Plattform, die Erde ausklammert aus all seinem Denken, muss gezwungen sein, Gesellschaftsmodelle anzuregen, bei deren Verwirklichung kein Stein mehr auf dem anderen bleibt und am Schluss doch nur wieder die Cleversten und die Machtgierigsten obenauf schwimmen.

Wo bleibt hier die Psychologie, wo die Philosophie, wo die Naturlehre, wo die Evolution, wo die Massgeblichkeit von Geldeinheiten und deren Relativierung im Chaos, wo bleibt der Mensch, der neben Geld und Arbeit auch seine Ruhe und seine Kontemplation bewahren möchte? Mir kommen alle diese Theoretiker der Wirtschaft immer so vor, wie wenn sie in einem Elfenbeinturm verharren würden, umgeben von Büchern, die die Sicht auf das Meer und die Landschaften verstellen, wo der Bücherstaub in der Luft die Sinne vernebelt. Und deshalb schreiben die "Genies", diese Akademiker, diese Literaten, diese Philosophen des Schönen und Guten in ihren Denkgefängnissen solche Texte, die weder die Langfristigkeit der Verhältnisse noch die Machbarkeit in einer begrenzt nutzbaren Realität einbeziehen.

Ich will in diesem Buch nicht das tun, was alle tun. Ewiges Repetieren der Details aus den Lehren von Marx oder seinesgleichen. Dies kann jeder Idiot, Texte aus dem Internet herunterladen oder im Buchladen einkaufen. Dies ist nicht Denken, nicht Reflexion, sondern Nachvollzug unausgegorener Gedanken, übertriebene Vorstellung vom Nutzen von Lehren und Philosophie für die Menschen, nicht mehr, nicht weniger. Deshalb kollabieren alle Theorien früher oder später und deshalb ist dann jeder sehr gescheit, der die Irrtümer mit der Zeit entdeckt, so wie man nach dem Konkurs einer berühmten Fluglinie, der Swissair, das Bestehen einer Überschuldung von 18 Milliarden Schweizer Franken erst entdeckte, als die Swissair ihr Grounding abfeierte, die Flieger ohne Kerosin am Boden hockten, derweil keine Bank mehr bereit war, den Schuldenwahnsinn noch zu erhöhen. Die gescheiten Redaktoren von Wirtschaftszeitungen und die Wissenschafter aller Akademien erkannten dies bei der Swissair nicht und erkennen es auch heute bei Staaten nicht, erst recht nie zum Voraus. Sie vollziehen nur nach, was geschehen ist, lange nach dem Vorfall, und dann sind sie alle endlich unendlich gescheit im Beschreiben der Historie. Bei dieser Art von Intelligenz ist sogar mein Hund noch gescheiter, denn er antizipiert beim Spazieren immer, wohin ich als nächstes gehen würde und sucht eine Abkürzung des Weges. Gut, Leon ist ein Hirtenhund und hat gelerntes oder angeborenes Wissen. Nur komisch, dass diese Abkürzung des Geistes kein Mensch mehr schafft.

Gehen wir trotzdem von der Annahme aus, die Arbeitswelt, der Wert von Arbeit, von Ressourcen, von Geld, von einem System könnte geregelt werden, so dass es allen von Nutzen sei und dem Planeten nicht schade. Wie hätte so gesehen Karl Marx schreiben müssen und welche Effekte hätte er erzielt? Ich vermute, dass der Effekt gleich null hätte sein müssen, denn jedes zu umfassende Denkmodell prallt an der Realität der gedachten Alltagswelt der Menschen ab, und zwar an der Wahrnehmungskraft aller Menschen, den Arbeitern, den Angestellten, den Chefs, den Wirtschaftsmächtigen, den Wissenschaftern und den Genies. Es ist so, dass nur überschaubare Thesen von Machbarkeit berücksichtigt werden können in Ideologien, wie der Marxismus eine davon ist. Trotzdem hätte schon Marx schreiben können, dass Geld nur ein Schmiermittel ist, um Effekte, die ohnehin bestehen, zu beschleunigen oder aber, um das Getriebe zu blockieren. Er hätte seine Thesen ausdehnen können auf die Interessen in der Dritten Welt, auf die Interessen der Natur, der Tiere und der Pflanzen, er hätte sehen können, dass ein Sozialismus mit Herz, eine Idee der Umverteilung von Reichtum nicht ohne Grundprinzipien des Denkens vonstatten gehen darf, niemals. Er hätte wissen sollen, dass Denkmodelle, die neue Ungerechtigkeiten generieren werden, nie in die Tat umzusetzen sind.

War Karl Marx der beste aller Wirtschaftstheoretiker? Diese Frage ist aus meiner Sicht berechtigt, weil er so wie ich die Menschlichkeit als eines der Hauptanliegen in Rechnung stellen wollte. Sicher gibt es später modernere Sichtweisen. Vorher war schon Adam Smith gerade in seiner Einfachheit noch ein Vorbild, das man hätte vertiefen und verbessern können, so wie die alten Griechen immer noch die besten Philosophen sind, weil sie die Perversion des Denkens, die Machtansprüche einer einzigen Spezies noch nicht verinnerlicht hatten. Doch bei aller Sympathie für meinen Karl - ich bin zu alt geworden, um noch wie ein idealistischer Priester einfach nachzubeten, was dieser und andere Denker des Einfachen uns aufzwingen wollten. Es wäre zu einfach, wenn das Chaos der Welt dermassen billig zu erklären und zu bewältigen wäre.

Immerhin: Bei aller Kritik des Kommunismus, der den Ideen von Karl Marx folgte, stelle ich das Denkmodell dieser Art von Sozialismus weit über den Kapitalismus, die Regierbarkeit der Welt über das Geld, über den Besitztum, über die Gier, weil es menschlicher, wärmer, ausgleichender ist, weil das Raubtier im Menschen bei besserer Umsetzung des Modells hätte gezähmt werden können, weil beim Sozialismus nicht eine Casinowelt der schieren Gier nach Profit das oberste Ziel des Wirtschaftens ist. Beim Kapitalismus ist es dies auch nicht, doch die Mechanismen lassen keine andere Entwicklung zu, sie verselbständigen sich unter der Natur des Denkens dieser Spezies und stiften schliesslich nur noch Schaden. Man wird noch sehen, wohin Liberalismus, Individualisierung des Stärkeren, fehlende Sozialisierung der Völker und die Krönung des Ganzen, der Neoliberalismus, aufgrund der Macht der Konzerne statt der Staaten noch führen werden. Doch auch die nachfolgend zu besprechenden und anscheinend besseren Modelle sind ein Witz, denn auch sie sind im schlechten Sinne menschgemacht und nicht gottgemacht. Eine wertvolle Wirtschaftstheorie müsste einer höheren, ja, einer göttlichen Einsicht folgen in Bezug auf deren Denk- und Machbarkeiten, einer Einsicht, der offenbar nur ein ausserhalb aller Systeme denkender Mensch, unbeeinflusst von Akademien der Wissenschaft, gerecht werden kann.

Warum bei diesen Einschränkungen allerdings ein Marx diese Macht erhielt, zum Beispiel in der Sowjetunion und in China, wird wohl nie ganz klar werden, auch nicht, warum Sartre und andere "Denker" den Preis nicht bemerkten, der immer zu bezahlen ist für solche das Chaos vereinfachenden Ideologien. Auch sie waren eben Kinder der bestehenden Systeme und der vereinfachenden Denkschulen, wie sie bis auf den heutigen Tag in allen Universitäten dieser Welt gehegt und gepflegt werden. Selbst Habermas und Sloterdijk sind nur Opfer dieser Verzerrungsbrillen des Wirklichen. Ich jedoch versuche krampfhaft auszubrechen aus diesen Denkgefängnissen. Doch ob dies einigermassen mit Erfolg geschehen wird, scheint nicht einmal Gott zu wissen.




Friedrich, August von Hayek
(8.5.1899 bis 24.3.1992)

Vielleicht war von Hayek der erdengebundenste Wirtschaftstheoretiker von allen. Doch zu welchem Preis! Als einer der frühesten und schärfstdenkenden Idealisierer des Neoliberalismus hat er die Schranken geöffnet für eine beschränkende Sicht auf ein Laisser-faire der ganz besonderen Art. Diese Denkweise feiert heute Triumphe und die Irrtümer aus diesem Denken haben Blasen an den Börsen der Welt hervorgerufen, aber auch in den Köpfen der massgeblichen Politiker und Wirtschaftsführer der Jetztwelt, die auch noch platzen und eine vernichtende Schneise von Irrdenken und Grössenwahn offenbaren werden. Doch kein Mensch ist heute bereit, die Lehren zu ziehen, die schon ein von Hayek besser selbst vorweg genommen hätte.

Wenn man sich Sorgen macht um die Erhaltung von guten Rahmenbedingungen für den freien Wettbewerb, die Steuerung der ökonomischen Prozesse perfektionieren will, dann muss man etwas früher aufstehen und etwas tiefer denken. Diese ganze Zweckgebundenheit eines von Hayek erinnert mich schwer an die Machbarkeit von Seelenzuständen über die Psychiatrielehre eines Sigmund Freud. Dieser andere Österreicher war auch der Meinung, dass der Mensch reine Manövriermasse für seine phantastischen Vorstellungen von Mensch wäre, dass die Natur des Menschen und seiner Umgebung zu optimieren sei mittels einfachster Rezepte. Und so dachte dieser Wiener genau das Gleiche bezüglich der Machbarkeit von Wohlstand und Menschenwürdigkeit, doch hier mit aller illusionären Macht der freien Marktwirtschaft.

Wir kennen das Resultat. Ob man die Theorien von der freien Marktwirtschaft, der Zentralverwaltungswirtschaft, der sozialen Marktwirtschaft oder der zentralen Planwirtschaft anwendet: Überall landen wir im Dickicht der Unmöglichkeiten. Weder Individuen noch der Staat respektive dessen Vertreter haben den Durchblick, kein Generalplan, kein Verwaltungssystem umgeht die wesentlichen Irrtümer der Wirtschaftstheoretiker, die unter Beachtung der nachfolgenden Fakten zu vermeiden wären:

-           Geld hat keinen Eigenwert, sondern ist nur Schmiermittel für irgendwelche Zwecke
-           Aktien verkörpern niemals den Wert eines Unternehmens, sondern sie sind lediglich
            ein irrer Ausfluss der Gesetze von Angebot und Nachfrage
-           Obligationen sind keine sicheren Wertpapiere, Treasury Bonds von Staaten sind 
            kein Schatz, denn diese Staaten werden infolge Verschuldung noch in Konkurs 
            gehen
-           Wachstum ist zwar machbar, aber der Preis dafür wird nie zu bezahlen sein
-           Fortschritt ist wünschenswert, doch wo er blind ist, führt er nicht ins Glück, sondern
            ins Elend, da der Schaden immer grösser als der Nutzen sein wird
-           Freiheit des wirtschaftlichen Handels ist ein Wahn, führt zu Zwangssituationen
-           Staatlich verfügtes Planen wird beschränkt durch die vorhandenen Denkgrenzen
-           Es ist ein Wahn, wirtschaftlich gegen die Grundgesetze der Evolution zu handeln
-           Der Verbrauch von unersetzbaren Ressourcen und Energiestoffen ist ein 
            Verbrechen an der Zukunft aller nachfolgenden Generationen
-           Sozialismus ohne Ethik des Machbaren vernichtet nur Kapital
-           Kapitalismus ohne Ethik und Moral endet in einem Casino des Wahnsinns
-           Notenbanken bestimmen gar nichts ausser unser illusionäres Gelddenken
-           Es gibt keinen Theoretiker, der das universelle Chaos durchschauen könnte
-           Kein Genie existiert, das die Spätfolgen seines Denkens abschätzen kann und will
-           Kein Politiker wird sich je für seine Irrtümer verantwortlich fühlen
-           Kein Konzern wird sich je um das Wohl der Menschheit als Ganzes kümmern
-           Kein Nobelpreisträger hat je seinen Preis verdient im Lichte obiger Maximen
-           Kein Schriftsteller hat sich je wirklich Sorgen um die Spezies Mensch gemacht
-           Kein Leben existiert ohne Tod, doch die Art des Todes wird vom Leben bestimmt
-           Keine Theorie ist von Wert, die das Ganze nicht "sieht", sondern blind und taub ist

Ich könnte diese Liste über Hunderte von Seiten fortführen, doch um zu beweisen, dass "allwissende" Geister wie von Hayek eigentlich nie richtig gedacht haben, genügen diese wenigen Zeilen vollauf. Wir befinden uns in einem Gefängnis des ewigen Irrens, wie schon Friedrich Dürrenmatt richtig erkannt hat, nur war er zu sehr lokal fixiert, um diesen Grundsatz auf die ganze Welt  anzuwenden und dann zu Ende zu denken. Trotzdem taugen seine "Stoffe" zehnmal mehr als alles Geschreibe von Wirtschaftstheoretikern. Wenn ich diese Geister ernst nehmen sollte, hätten sie von Beginn weg universell denken müssen. Sie hätten immer auch die Interessen von Landschaften, Meeren, Tieren, späteren Generationen im Auge haben müssen, statt sich aufzugeilen an Machbarkeiten des Wachstums und Wohlstands für eine sehr beschränkte Menschenmasse und eine sehr kurze Zeitspanne.

Heute profitieren vielleicht zehn Prozent der Menschen von den vergangenheitlichen Denkmodellen und diese zehn Prozent sind gedankenlos und egoistisch, scheren sich einen Dreck um das Elend jener, die dem System unterlegen sind. Sie wissen nichts anderes anzufangen mit dem Geld, als es in ihr Geprotze mit Autos, Jachten und Villen voller Sicherheitsleute zu reinvestieren, um dem ganzen Rest der Welt zu zeigen, wie blöde alle waren und immer noch sind, nicht zahlenmässigen fiktiven Reichtum angehäuft zu haben, zum Schaden von all jenen, die für die wenigen Reichen malochen und doch nur zur immer grösser werdenden Kategorie der "working poor" oder gar der zukünftigen Arbeitslosen generieren.

Weit haben wir es gebracht. Geistig sind wir am Arsch und geldmässig wurde ein Paradies für wenige Privilegierte geschaffen. Sie sollen noch im Grab rotieren, alle diese Wirtschaftsfürsten, die Machiavelli-Prinzen des Irrdenkens. Die Welt geht ihren Lauf, so wie ich ihn beschrieben habe in diesem Buch, und zwar mit oder ohne irre Theorien des Nichtmachbaren. Vielleicht wird dieser Menschheit doch noch einmal eine letzte Chance präsentiert. Optimisten vor! Besser wären neue Denker.




John Maynard Keynes
(5.6.1883 bis 21.4.1946)

Keynes Theorien sind heute noch die einsichtigsten bezüglich einer Regierbarkeit von wirtschaftlichen Verhältnissen, allerdings nur, wenn man will, wenn die Annahme zutreffen sollte, dass diese Dampfwalze an Weltglobalisierung nicht zur finalen Vernichtung von Ressourcen führt, wenn man der Illusion huldigt, dass Staaten mit deficit spending nicht noch rascher in Konkurs gehen werden, dass mit variablen Nachfrageverhältnissen des öffentlichen Sektors die Ressourcen und Energiestoffe der Welt nicht noch rascher verpuffen als ohne die Ratschläge von Keynes, wenn die Idee, in schlechten Zeiten den Staat zu beauftragen, mit Rieseninvestitionen die Privatwirtschaft in den nächsten Boom zu jagen, irgendeinen Nutzen und nicht noch mehr Schaden erzeugt.

Keynes war gewaltig naiv, sogar in seiner Zeit gesehen, er war gemessen an meinen Denknormen recht eigentlich dumm. Warum sah er nie voraus, dass die Kurzsichtigkeit der Politiker und die Gier der Wirtschaftsführer und der Aktionäre eines Tages so gross sein werden, dass bei jedem Aufschwung die Schulden statt verkleinert nur etwas weniger vergrössert würden? Warum sah er nicht voraus, dass die nachkommenden Generationen die Zeche seiner phantasievollen Vorstellung von Machbarkeit von Reichtum und Wachstum einmal werden bezahlen müssen? Vielleicht sogar mit milliardenfachem Tod? Tod, der aus der Deprivierung, aus der Unmöglichkeit resultiert, auf einer Müllhalde des Geistes aus dem Finanzwesen, aber auch auf dem Misthaufen der hinterlassenen Erbschaft, sprich Abfall aus den natürlichen Reichtümern des Planeten, die einmal zuhauf vorhanden waren, zu leben?

Im Gegensatz zu vielen Wirtschaftstheoretikern, die das Laisser-faire, die totale Liberalisierung der privaten Wirtschaft, die Neoliberalisierung in den Köpfen der Manager als allein glücklich machende Idee von Realisierbarkeit von Wachstum, Reichtum und Fortschritt sahen, war Keynes der Meinung, dass unter Umständen eine staatliche Interventionspolitik ein Segen sein könnte. So müssten Auswüchse der freien Marktwirtschaft mit staatlichen Eingriffen, sprich Gesetzen, Notenbankinterventionen, Staatsausgaben in schlechten Zeiten zwecks Relancierung der Wirtschaft der Privatwirtschaft als realisierbares Instrument idealisiert werden können. Er sprach nicht von Idealen, sondern von Pragmatismus, was mir zusätzlich beweist, dass auch ein Keynes universeller hätte denken dürfen.

Ich werde nie begreifen, warum integre Männer, sehr intelligente Köpfe mit akademischer Bildung nie verstanden, wohin die Reise führen würde, wenn man Pragmatismus so versteht, dass man einen Falschgedanken nur stark genug fortschreiben muss, um zu einem "Erfolg" welcher Art auch immer zu kommen. Wie nur konnte es passieren, dass alle, alle, alle Denker dieser Welt immer nur an den Erfolg des Fortschritts und Wachstums glaubten wie an eine zusätzliche Weltreligion, immer nur die Vorteile von Hochkonjunkturen des Wirtschaftens über die von Gott gegebenen beschränkten Möglichkeiten des Planeten stellten? Warum musste dieser Urinstinkt des Menschen mittels Geisteskraft von Akademikern ständig wieder von neuem vernichtet werden? Warum sehen die Menschen die Wesentlichkeiten des ganzen Problems heute immer noch nicht? Wenn ich das Radio am Morgen einschalte, tönt es auch schon: "Die Börse in Japan hat um zwei Prozent zugelegt, nachdem die Nachricht von Grünspan erschallte, dass er den Leitzins der USA um ein Viertelprozent herabsetzen würde. In Europa wird erwartet, dass der nur zögerlich eingesetzte Aufschwung jetzt verstärkt wird. Eine Arbeitgeberorganisation hat verkündet, dass man schon lange nicht mehr so optimistisch sein durfte wie heute etc. etc." Gähn .

Es ist einfach zum Kotzen. Die Zeitungen, TV-Sender und Radiostationen dieser Welt sind alle am Verblöden. Sie verkünden immer neue sich widersprechende Nachrichten der Beschleunigung unseres Niedergangs, sie technokratisieren alles Denken und alle kommen sich dabei wahnsinnig intelligent vor. Die Politiker reden nur noch so, wie wenn sie selbst CEOs wären. Kein Mensch wagt es mehr zu sagen. "Seht her, der Kaiser hat gar keine Kleider an. Es ist alles Lug und Betrug. Kurzdenken der übelsten Art. Wir sanieren den Planeten in den Ruin, vergrössern die Schulden ins Unermessliche und die zukünftigen Generationen werden den Preis unserer Dummheit und Gier nie bezahlen können." Dies wären noch Nachrichten, die einen gewissen Wahrheitsgehalt hätten. Während die Kaiser ohnehin ohne Kleider dastehen, läuft die grosse Mehrheit der Menschen dieses Planeten auch schon nackt herum und alle zeigen mit Fingern aufeinander und sagen: "Ah, oh, uh! Was für schöne Kleider doch alle am Leibe haben."

Und weil es alle tun, muss es wohl wahr sein, was diese Realitätsvernichter verkünden, vom Morgen bis zu Abend. Und am Abend bin ich selbst so eingelullt, dass ich diesen Ton in diesem Text nicht mehr wahrnehme, auch nichts mehr verstehe, meine ganze Intelligenz verschütt gegangen ist innerhalb von Stunden und ich mir vornehme, am anderen Morgen alle meine Texte wieder umzuschreiben. Doch dann, am anderen Morgen, bin ich ausgeschlafen und endlich wieder Herr meiner eigenen Denkkraft und sehe, dass ich oder die Lektorin vielleicht ein Koma zu ändern haben, dass man statt das Wort "Arschloch" vielleicht  das Wort "Verirrte" oder "oberflächlich Denkende" schreiben sollte, weil man ja immer anständig sein sollte, auch wenn sich die Menschheit zur gleichen Zeit mutwillig in den Orbit schiesst aus purer Denkfaulheit. Ja, da darf die Lektorin kommen und sagen, lieber Autor, diese Schreibe könnte kontraproduktiv wirken, so etwas und in diesem Stil hätte Keynes auch nicht geschrieben, bleib doch nüchtern, bleib cool, schreib doch so, dass die Leser das Buch nicht nach drei Seiten an die Wand knallen. Sie hat recht, die Lektorin, doch sie sieht das Ausmass der Katastrophe eben nicht in der gleichen Schärfe (nicht sexuell gemeint) wie ihr geliebter Autor.

Da hatte dieser Keynes doch ein ganz anderes geistiges Format. Ich übersetze aus dem Englischen aus dem Buch "Allgemeine Theorie über Beschäftigung, Zinsen und Geld", dem Hauptwerk von Keynes:

" ... die existierende Theorie von Arbeitslosigkeit ist Unsinn. In einer Depression ... wird kein Einkommen so tief sein können, dass es Arbeitslosigkeit eliminieren würde. Deshalb war es eine Sünde (wicked), die Arbeitslosigkeit für diese Zwangslage verantwortlich zu machen .... Eine alternative Erklärung über Arbeitslosigkeit und Depression zentriert auf einer verstärkten Nachfragesteigerung infolge erhöhter Ausgaben für den Konsum, für wirtschaftliche Investitionen und öffentliche Einrichtungen. Wenn die generierte Nachfrage tief war, litten die Verkäufe und als Folge litten auch die Jobs darunter. Wenn die Nachfrage hoch war, war wieder alles gut ... " und so weiter und so fort.  Alles wird gut, besser, am besten, lieber Keynes. Besten Dank auch.

Soweit der gute alte Keynes. Bin ich froh, dass ich anders schreibe. Er beschreibt, wie der Staat mit Steuergeldern bewirken kann, dass ein abgewürgter Wirtschaftsmotor wieder zum Rasen gebracht werden könnte. Das ist lobenswert. Doch warum beschreibt er nicht, warum der Motor der Wirtschaft zuvor abgewürgt worden ist, warum sieht er nicht die Spätfolgen von Staatsinterventionen, warum sieht er nicht die Schädlichkeit einer boomenden Industrie, die bald wieder abgelöst werden muss von der nächsten Rezession, ganz einfach, weil es in der Natur der Wirtschaft liegt, weil es Grenzen des Wachstums gibt, weil in der Welt Gesetze von Unmöglichkeiten existieren, wo Zyklen in Hochs und Tiefs verlaufen müssen, weil der Mensch so dumm ist, dass er niemals ein Mittelmass über längere Zeit zum eigenen Nutzen einhalten will und kann? Und so steigen die Börsenkurse in den Himmel und stürzen dann wieder ab, naturgemäss, einfach weil es logisch ist, weil die Bäume des Wahns nicht in den Himmel wachsen können. Und so wird für eine Massenmenschheit viel zuviel produziert, dann verrotten die "Schätze" auf einer Halde, dann kauft kein Mensch mehr, weil jetzt die Arbeitslosigkeit explodiert, dann schreit ein Notenbankidiot: "Nieder mit den Zinsen!", dann schreiben die Wirtschaftredaktoren: "Hurra, der Aufschwung, das Wachstum, der Fortschritt, alles Gute der Welt ist endlich wieder da!" und dann glauben die Normalbürger wieder an diesen Scheiss, der noch nie gestimmt hat in dieser Welt, und kaufen ein wie die Verrückten. Dies wiederum generiert Investitionen in der Privatwirtschaft und alles wiederholt sich in einem endlosen ewigen Kreislauf des Blöden, eine unaufhörliche Spirale der Machbarkeit, die nur nach oben zielt, in den Himmel der Wunschgedanken, dies alles mit dem illusionären Zweck, die Welt in ihrer ganzen Pracht zu geniessen und sie in Wahrheit nur auszurauben, innerhalb von sechs oder sieben Generationen, alle Mittel und Ressourcen zu vernichten, die die Erde in Milliarden von Jahren hervorgebracht hat, Energien zu verpuffen und umzuwandeln in giftige Luft, lang strahlende Abfälle ins zuvor schon kaputte Wasser zu kippen und Schutthalden von stinkendem und verrottendem Abfall auf guter Erde aufzutürmen, um das Grundwasser, das viel zu schnell abgepumpt wird, zu verseuchen. Dieser ganze kurzsichtige Wahnsinn wird die Erde noch während zehntausenden von Jahren und Generationen schädigen.

Das alles hätte ein Keynes auch begreifen können. Er tat es nicht und wird trotzdem wie ein Geistesheld, ein Genie, gefeiert. Doch nun wollen wir ihn dem noch viel dümmeren Friedman gegenüberstellen. Die hohen Geister dieser Erde wissen heute ja nichts Besseres zu tun, als sich zu fragen, wer der beiden die besseren Rezepte hatte, um unsere Wirtschaftsprobleme zu lösen, statt sich zu fragen, aufgrund tieferer Einsichten, welcher der beiden "Denker" noch dümmer war als der andere. Ich denke, wir sind jetzt definitiv ans Ende aller nützlichen Gedanken gekommen. Nach Keynes ging es eh nur noch bergab, vor allem auch dank immer noch dümmer werdender Wirtschaftslehren, noch unrealistischerer Keulen der Geldpolitik, noch irrerer Denkweisen bezüglich der Machbarkeit des Unmöglichen. Einige Argumente wurden in den vorgehenden Kapiteln erwähnt, weitere werden folgen. Es war somit höchste Zeit, dass ich mich aufraffte, endlich dieses Buch zu schreiben.




Milton Friedman
(31.7.1912 bis heute)

Friedman ist mein Lieblingsfeind unter den Wirtschaftslehrern, und sei's nur, weil so ein Denkschwein wie Ronald Reagan und eine Wirtschaftshure wie Margaret Thatcher an IHN glaubten wie an einen Gott und sogar ein George W. Bush dachte, dass er auf dem Niveau von Friedman denken könne. Ganz zu schweigen von Greenspan, diesem Vollidioten der totalen Geldleere in den USA, heute, nur einige Jahre vor dem Totalkollaps, vorfinanziert mit Schatztruhenobligationen und unterstützt von Nullzinsenrunden. Man hat die Dritte Welt mit hohen Zinsen zu Tode saniert, doch für die USA selbst waren nur Zinsen nahe bei Null schliesslich gut genug. Schon immer haben die Mächtigen mit zwei unterschiedlichen Ellen gemessen. In diesem Sinne schiesst der erwähnte Nationalbankpräsident nicht nur den Vogel ab, sondern gleich sich selbst. Greenspan ist wohl der dümmste Mensch auf Erden, aber die finanzgläubigen Endzeitschweine verehren auch ihn wie einen Gott. Doch der Konkurs der USA und anderer Staaten wird kommen und alles mit sich reissen.

Natürlich sind die Lehren von Milton Friedman nicht allein am geistigen und wirtschaftlichen Debakel zum Ende des 20. Jahrhunderts schuld, doch seine Bausteine haben hammermässig dazu beigetragen, das Gebäude des Kapitalismus bald zum Einsturz zu bringen.

Schauen wir doch einmal gemeinsam dem Monetarismus in die gezinkten Karten: Mit einer Geldtheorie allein kann man niemals eine ganze Wirtschaft diktieren und an gesundem Leben erhalten - niemals! Geld ist zwar für die Weltwirtschaft wie Benzin im Tank eines Fahrzeugs, doch dies ist denn schon die ganze Weisheit. Es ist nicht der Motor, nicht das Getriebe, nicht die Karosserie und nicht die Räder des Autos. Und schon gar nicht ist es ein Synonym für den Menschen, der das Gefährt dann auch noch zu steuern hat, wenn möglich nicht gleich in den nächsten Abgrund, sondern vielleicht auf einer Strasse von Schönheit und Ethik und dies über eine möglichst lange Zeit.

Friedman mag intelligent sein, doch von Ethik hat weder er noch die ganze Chicago Schule ein Ahnung. Mit Ethik meinte er wohl Pinochet und nicht das chilenische Volk, keinesfalls meinte er die zu Tode gefolterten Studenten, die Crème des Staates Chile. Wo auch immer dieser Milton seine Hände im Spiel hatte, ging es mit dem Satan zu, war Unethik das Resultat seines Wirkens. Sogar die armen Russen, die ein funktionsfähiges System hatten, das sie neben den USA zur stärksten Nation der Welt werden liess, verführte er in die Irrtümer seines neoliberalen Kapitaldenkens der irren Art. Er dachte wohl immer, wenn einige Milliardäre mehr auf der Welt wären - egal in welchen Ländern, es dürfen auch Russen sein, die ihren eigenen Staat beklaut haben - dann sei für alle Menschen auf dem Erdball garantiert, dass sie ihre individuellen Freiheiten geniessen können. Dies ist Kleinkinderkram.

Mit dem Monetarismus also soll die Inflation bekämpft werden können zum Zwecke, dass das Papier, das auf den Namen "Geld" hört, nicht dauernd noch weniger wert sei und alle in den Ruin treiben würde. Warum denkt Friedman nicht, dass man einem Staat wie Israel Geld geben sollte, damit dort die Ruinen über Palästina wieder aufgebaut werden könnten, die zuerst mutwillig aus fremd finanzierten Häusern entstanden sind? Warum denkt Friedman nicht, dass man die USA isolieren müsste, damit sie endlich einen reaganmässigen Schutzschild gegen die atomaren Waffen herstellen, die sie selbst produziert haben und dann im eigenen Denkgefängnis verschmoren? Warum denkt dieser Friedman nicht, dass Keynes die Vollbeschäftigung im Auge hatte, während er nur am Erhalt von Geld in den Taschen der Reichen interessiert ist, wo es bei diesem Gefälle der Ungerechtigkeiten eben von unten noch oben, also von den Armen zu den Reichen fliesst? Wo auch immer ein Gefälle besteht, da fliesst im Kapitalismus, im Monetarismus das Reale, der Reichtum der Erde, in die Taschen der irreal Denkenden, auf die Bankkonten von kurzsichtiger Egoisten. Warum nur denkt Milton Friedman nicht in diesen Kategorien? Warum relativiert er seine Theorien nicht - im Wissen um sein eigenes beschränktes Dasein?

Wir brauchen keine Selbstheilungen von Märkten, sondern die Selbstheilung von Hirnen. Was wird er dereinst auf seinem Totenbett denken, dieser Friedman? Wahrscheinlich etwa Folgendes: "War das Essen doch gut, damals bei Pinochet ... was für eine Ehre, von Donald Duck, äh, Ronald Reagan empfangen worden zu sein im Weissen Haus ... ich habe die Menschheit beglückt, nun wird sich der Wert des Geldes ewig erhalten lassen ...  mir ist speiübel, ich habe das Werk von Delavy gelesen, erkenne alle meine Denkfehler, die ich weltweit propagiert habe - und nun bin ich geschafft, endlich habe ich meinen Eigenwert auch erkannt, nun kann ich getrost sterben ... "

Mir ist es eigentlich egal, mit welchen Gedanken ein Friedman stirbt, Hauptsache, er stirbt. Wer der Menschheit ein dermassen schädliches Denkmodell verpasst hat wie Friedman, verdient keine Schonung. Was meinen eigenen Tod betrifft, so war es immer mein Wunsch, mit höchstem Stolz von hinnen gehen zu dürfen und mir sagen zu können: Gott sei Dank bin ich nicht in all diese denkerischen Fallen des ewigen Irrens geraten, habe ich nicht diesem Wahn von Machbarkeit gefrönt, bin nicht von Hirnlosen zum Genie verklärt worden, konnte ich mein Leben in Frieden leben zu einer Zeit, als es die Wirtschaftstheorien noch nicht geschafft hatten, mit falsch gesteuerter Menschenkraft alles in den Abgrund zu reissen, die Börsen, die Banken, die Staaten, die Privatwirtschaft, infolge irrer Ideen von Machbarkeit, Liberalismus der Illusionen und Menschenverachtung, infolge der Verhöhnung der Schwachen zugunsten der Mächtigen.

Ich will die Menschen und Gott achten können, doch am meisten will ich hoffen dürfen, dass ich dafür sorgte, die Achtung vor mir selbst nie zu verlieren. Kein Mensch kommt über die Runden, ohne gesündigt zu haben, doch der Nettosaldo aller Taten und Gedanken eines Lebens sollte zählen und dabei möchte ich die Höchstzahl an Punkten erzielt haben. Nicht mit einer Wahnsinnsidee, wie endloser Fortschritt und irres Wachstum immerdar fortschreiten könnten bis zum bitteren Ende, sondern ich möchte die Gnade erhalten haben zu umschreiben, warum all dies eine Schraube hinein in eine Welt des Ewigen und Unendlichen erzeugen muss, eine Tatsache, die leider von niemandem wirklich durchschaut und verstanden wird. Ich möchte gute Theorien erdacht haben, mit etwas Glück von Gott begleitet, dem Namenlosen, und schliesslich selbst namenlos bleiben, doch nicht ganz gedankenlos oder gar hoffnungslos.

Wird jetzt ein Paradigmenwechsel des Denkens erzeugt werden können? Ich denke nicht. Doch andere glauben immer noch fest an eine philosophische Wende, die auch die Wirtschaft, die Politik, die Wissenschaften und den Gottesglauben in ruhigere Gewässer führen wird. Lassen wir ihnen diesen Glauben. Mehr als Glaube und Hoffnung bleibt den Menschen ohnehin nicht in diesen Zeiten der zunehmenden Gedankenlosigkeit.




Michel Foucault
(15.10.1926 bis 25.6.1984)

Gestern, 24. Juni 2004, sah ich eine Dokumentation über Michel Foucault auf dem TV-Sender ARTE. Sehr interessant sind seine Gedanken über Gewalt, Wahnsinn, Machtausübung, Geschichte der Strafe, die wandelnde Bedeutung von Gerechtigkeit und schliesslich das Richter-Täter-Opfer-Verhältnis im Laufe der Zeit. Nach dem EM-Spiel Portugal - England war ich allerdings hundemüde und deshalb nicht mehr in der Lage, die Gedankengänge dieses Foucault zu begreifen. Irgendwie fühlte ich, dass ich stets im falschen Film sass und dass dieser Philosoph und Gesellschaftskritiker dieselben Denkfehler machte wie alle anderen auch, doch ich kam nicht dahinter. Als er begann, die Realität der Menschen zu hinterfragen und alles in eine Traumlandschaft verschleiern wollte, begannen meine Sinne verrückt zu spielen und ich musste den Fernseher sofort abschalten, um nicht im wahrsten Sinne des Wortes ver-rückt zu werden. Ich bekam richtig Angst und dachte, dass ich am nächsten Morgen die Sache durchdenken müsste.

Jetzt ist dieser nächste Morgen und ich kann mich mit den Thesen beschäftigen, die Foucault von sich gegeben hat.

Der Wahnsinn des Menschen ist wahrlich ein kurioses Ding. Die so genannt "Normalen" denken immer, dass sie geistig funktionieren würden und versorgen daher die "Verrückten". Dabei ist es so: Wenn die "Normalen" auf höherer Basis denken könnten, würden sie dermassen erschrecken über die Vereinfachung ihres Realitätsempfindens, dass sie auf der Stelle geistig verwirrt würden. Die Wahnsinnigen ahnen in Form eines höheren Denkens, dass sie nicht in einer abschliessend geklärten Realität leben, aber sie schaffen es nicht, die wahre Realität zu erfassen und in dieser Wahnsinnssituation werden sie dann eben wahnsinnig. Foucault hingegen analysiert diese Tatbestände nur, ohne selbst die zwei Arten von Realität erfassen zu können. Er sieht die Fehler im gelebten System keineswegs und die komplexe höhere Realität des Daseins durchschaut er ebenso wenig wie die "Normalen" und die wahnsinnig Gewordenen. Warum schaffe ich diesen geistigen Spagat, ohne wahnsinnig zu werden? Die Sache ist einfach: Im Gegensatz zu Foucault habe ich mich ein Leben lang bemüht, das Wesen der Wirtschaft, der Politik, der Kultur, der Weltsicht als Ganzes zu verstehen, ich habe die Philosophien gelesen und deren Denkfehler durchschaut und ich bin alt geworden, ohne je ganz wahnsinnig zu werden. Irgendeinmal kommt der Augenblick, da man genügend Wissen gesammelt hat, um die beiden Realitäten, also die gelebte Realität der Menschen im Jahr 2004 und die allgemeingültige Realität, zu durchschauen, die weder von den Massen noch von den Philosophen - auch nicht von Foucault - erkannt werden. Ohne es mir bewusst zu sein, sehe ich in jedem Augenblick des Tages die Realität der gelebten Wirklichkeit, wie sie aus den Nachrichten auf mich einprasselt, und vergleiche diese mit dem Bild der Erde, wie es sich aus der Perspektive eines fernen Sternes gestaltet. Mein Blick auf dieses Bild wird geschärft durch das universelle Wissen um die Zusammenhänge von Geschichte, Kultur, Entwicklung, Wirtschaft, Machtverhältnissen, Fehldenken, ökologischer Beschädigung, Konkurssituation von Staaten und so weiter, wodurch die Wesentlichkeiten der Fehlentwicklungen wie in einem Brennglas gebündelt werden.

Dies alles konnte Foucault nicht und deshalb war auch meine Verunsicherung bezüglich seiner Thesen dermassen gewaltig, dass ich sie am Schluss nicht mehr ertragen konnte.

Machtausübung und Gesellschaft: Richtig ist die Analyse von Foucault, dass das System der Machtausübung so funktioniert, dass sie Einzelnen gegeben wird, eher aus Zufall und Gewohnheit in den Hierarchien dieser Menschheit - und dass alle anderen in diesem Machtnetz gefangen bleiben wie die Fliegen im Spinnennetz. Genau so ist es: Die Arbeiter, die Manager, die Wissenschafter arbeiten nach Vorgaben, die sie nie durchschauen werden und sie sind wie Blätter im Wind: Wenn sie der etablierten Macht der Nichtdenker in den Weg geraten oder dem System nicht mehr gewachsen sind, werden sie weggefegt. Dies ist eigentlich banal und wer mehr Freiheit für die Individuen verlangt, hat gar nichts kapiert. Es sind weder die Mechanismen der Macht noch die Machtträger noch die Ohnmächtigen  Fliegen im Netz, die dem System schaden oder nutzen könnten. Hier irrt Foucault gewaltig. Das Denksystem selbst ist total im Eimer. Wo der Nutzen der Vernichtung eines Planeten die oberste Maxime eines Systems ist, können alle Analysen eines Foucault fortgeworfen werden. Es ist nicht interessant zu wissen, ob er Recht hat oder nicht. Diese Frage ist von unglaublicher Unwichtigkeit. Die richtige Antwort auf solche Fragen ändert am System rein gar nichts. Im Gegenteil: Wenn wir noch effizienter werden in der Profitmaximierung, in der Wellness der Individuen, dann gelingt es noch rascher, die ganze Erde kaputt zu sanieren, indem uns die letzten Reste an Respekt ausgetrieben werden und ihr die letzten Reste an Energie, Ressourcen, sauberem Wasser und atembarer Luft  noch genommen werden, mit der Effizienz einer psychisch rundum zufriedenen Gesellschaft. Foucault war kein Jota intelligenter als die CEO in den Chefetagen und er wusste es nicht. Und so wurde er berühmt, ohne je der Menschheit einen kleinen Nutzen gebracht zu haben. Ich bin dankbar, ich zu sein, eine Berühmtheit diesen Grades ist zum Wegwerfen. Wenn dies Genie ist, dann will ich ewig ein dummer Kerl bleiben.

Gerechtigkeit, Strafe, Richter-Täter-Opfer-Verhältnis: Ich denke schon, dass Foucault die gängigen Denknormen bezüglich der Regierbarkeit von Missetaten weit übertrifft. Er sieht, dass die Richter der verlängerte Arm der Polizei sind und diese wiederum nur die Interessen der Mächtigen vertreten, während die Ohnmächtigen des Systems keine andere Chance bekommen, als zum Beispiel in die Kriminalität oder den Terror abzudriften. Ich sehe diese Problematik genau gleich wie Foucault. Nur: Was geschieht, wenn wir uns zufrieden geben zu wissen, dass die Mächtigen mit ihren Opfern schon immer taten, was sie wollten, dass ihnen dabei die Geheimdienste, die Behörden, die Polizei und die Richter als verlängerte Arme des Kraken dienten. Dies ist klar und einsichtig, auch wenn 99 Prozent der Menschen, aus lauter Denkgewohnheit, diesen Ansatz unserer Realität nicht begreifen wollen und können. Selbst wenn sie begreifen würden, glaube ich nicht, dass sie sagen würden: Ändert die Systeme und wir brauchen keine Machtträger, Politiker, Polizei, Heere, Geheimdienste, Folterer und Justizsysteme mehr. Sie würden es deshalb nicht sagen, weil sie keine Ahnung haben, was anstelle der bestehenden Systeme zur Aufrechterhaltung der "Sicherheit" und "Ordnung" sonst noch kommen könnte. Ich weiss es, ich habe ganze Bücher zu den Alternativen geschrieben, kein Kommunismus, kein Kapitalismus mit menschlichem Antlitz, keine Demokratien der dummen Mehrheiten, nein, ein neues Denken in allen Köpfen, die ultimative Erkenntnis, wie der Mensch ohne Ungerechtigkeiten fundamentaler Art und in Einklang mit der Natur überleben kann, ist die Lösung. Doch hier bin ich in Gefilde vorgedrungen, die um Jahrhunderte zu früh kommen. Derweil wird in den nächsten zwanzig Jahren unser "System", und war das ganze System, nicht nur dasjenige der Justiz, in sich selbst kollabieren und unlösbare Probleme für die Menschheit hinterlassen. Ich werde jedenfalls nicht versuchen, den Totentanz aufzuhalten, denn dann käme ich bei der gigantischen Blödheit dieser vorhandenen Denkwelt definitiv unter die Räder der Herrschenden. Nein, sie sollen verrecken und dann lesen, dass es nie einen Sinn machte, diese Menschen zum Umdenken zu bewegen, ohne sich selbst in Gefahr begeben zu müssen, und gemeint ist nicht intellektuelle Gefahr, sondern Lebensgefahr.

Ich weiss nicht, ob es überhaupt einen Sinn ergibt, diesen Michel Foucault der Oberflächlichkeit des Denkens zu überführen, wo er doch weiter dachte als fast der ganze Rest der Menschheit. Es kann wohl als Grössenwahn meinerseits bezeichnet werden, wenn ich ausgerechnet diesem Denker an den Karren fahre. Nur: Die heute üblichen Zeitgeistdenker mit deren eigenen Waffen, einem dumpfen Gedankenbrei, zu schlagen und zu demütigen, ist keine edle Sache.

Einen toten Hund schlägt man nicht ein zweites Mal intellektuell tot. Diese Menschheit ist in solchem Masse blind und taub, dass man die Denkfehler der Grössten offen legen muss, um das Ganze, das heisst, die gigantischen Irrtümer im Denken dieser Menschen in einem irre gewordenen Zeitalter, aufzudecken. Ob ich dies für die Bühne der Götter tue, damit mir die Zeit auf Erden nicht zu lang werde? Ich weiss es selbst nicht. Ich weiss nur, dass es unglaublich schwierig ist, diese Realität, so wie sie von Gott vorgegeben ist, zu akzeptieren. Er hat so viele Fallstricke ausgelegt, dass wir alle eines Tages daran hängen werden. Also ist hiermit auch meine Ohnmacht erwiesen, auch wenn sie auf einem höheren Zweig baumelt und ich sie erst noch selbst formulieren muss. Dies mag Foucault trösten, mich nicht.


Rohstudie beendet, heute, den 26. Mai 2004, exakt neun Uhr, am Morgen eines sonnigen Tages, mit Blick auf eine herrliche Landschaft am See.