Kritik an Milton Friedman

Aus dem Buch CHAOS - geschrieben um 1999


Milton Friedman
(31.7.1912 bis heute)


Friedman ist mein Lieblingsfeind unter den Wirtschaftslehrern, und sei's nur, weil so ein Denkschwein wie Ronald Reagan und eine Wirtschaftshure wie Margaret Thatcher an IHN glaubten wie an einen Gott und sogar ein George W. Bush dachte, dass er auf dem Niveau von Friedman denken könne. Ganz zu schweigen von Greenspan, diesem Vollidioten der totalen Geldleere in den USA, heute, nur einige Jahre vor dem Totalkollaps, vorfinanziert mit Schatztruhenobligationen und unterstützt von Nullzinsenrunden. Man hat die Dritte Welt mit hohen Zinsen zu Tode saniert, doch für die USA selbst waren nur Zinsen nahe bei Null schliesslich gut genug. Schon immer haben die Mächtigen mit zwei unterschiedlichen Ellen gemessen. In diesem Sinne schiesst der erwähnte Nationalbankpräsident nicht nur den Vogel ab, sondern gleich sich selbst. Greenspan ist wohl der dümmste Mensch auf Erden, aber die finanzgläubigen Endzeitschweine verehren auch ihn wie einen Gott. Doch der Konkurs der USA und anderer Staaten wird kommen und alles mit sich reissen.

Natürlich sind die Lehren von Milton Friedman nicht allein am geistigen und wirtschaftlichen Debakel zum Ende des 20. Jahrhunderts schuld, doch seine Bausteine haben hammermässig dazu beigetragen, das Gebäude des Kapitalismus bald zum Einsturz zu bringen.

Schauen wir doch einmal gemeinsam dem Monetarismus in die gezinkten Karten: Mit einer Geldtheorie allein kann man niemals eine ganze Wirtschaft diktieren und an gesundem Leben erhalten - niemals! Geld ist zwar für die Weltwirtschaft wie Benzin im Tank eines Fahrzeugs, doch dies ist denn schon die ganze Weisheit. Es ist nicht der Motor, nicht das Getriebe, nicht die Karosserie und nicht die Räder des Autos. Und schon gar nicht ist es ein Synonym für den Menschen, der das Gefährt dann auch noch zu steuern hat, wenn möglich nicht gleich in den nächsten Abgrund, sondern vielleicht auf einer Strasse von Schönheit und Ethik und dies über eine möglichst lange Zeit.

Friedman mag intelligent sein, doch von Ethik hat weder er noch die ganze Chicago Schule ein Ahnung. Mit Ethik meinte er wohl Pinochet und nicht das chilenische Volk, keinesfalls meinte er die zu Tode gefolterten Studenten, die Crème des Staates Chile. Wo auch immer dieser Milton seine Hände im Spiel hatte, ging es mit dem Satan zu, war Unethik das Resultat seines Wirkens. Sogar die armen Russen, die ein funktionsfähiges System hatten, das sie neben den USA zur stärksten Nation der Welt werden liess, verführte er in die Irrtümer seines neoliberalen Kapitaldenkens der irren Art. Er dachte wohl immer, wenn einige Milliardäre mehr auf der Welt wären - egal in welchen Ländern, es dürfen auch Russen sein, die ihren eigenen Staat beklaut haben - dann sei für alle Menschen auf dem Erdball garantiert, dass sie ihre individuellen Freiheiten geniessen können. Dies ist Kleinkinderkram.

Mit dem Monetarismus also soll die Inflation bekämpft werden können zum Zwecke, dass das Papier, das auf den Namen "Geld" hört, nicht dauernd noch weniger wert sei und alle in den Ruin treiben würde. Warum denkt Friedman nicht, dass man einem Staat wie Israel Geld geben sollte, damit dort die Ruinen über Palästina wieder aufgebaut werden könnten, die zuerst mutwillig aus fremd finanzierten Häusern entstanden sind? Warum denkt Friedman nicht, dass man die USA isolieren müsste, damit sie endlich einen reaganmässigen Schutzschild gegen die atomaren Waffen herstellen, die sie selbst produziert haben und dann im eigenen Denkgefängnis verschmoren? Warum denkt dieser Friedman nicht, dass Keynes die Vollbeschäftigung im Auge hatte, während er nur am Erhalt von Geld in den Taschen der Reichen interessiert ist, wo es bei diesem Gefälle der Ungerechtigkeiten eben von unten noch oben, also von den Armen zu den Reichen fliesst? Wo auch immer ein Gefälle besteht, da fliesst im Kapitalismus, im Monetarismus das Reale, der Reichtum der Erde, in die Taschen der irreal Denkenden, auf die Bankkonten von kurzsichtiger Egoisten. Warum nur denkt Milton Friedman nicht in diesen Kategorien? Warum relativiert er seine Theorien nicht - im Wissen um sein eigenes beschränktes Dasein?

Wir brauchen keine Selbstheilungen von Märkten, sondern die Selbstheilung von Hirnen. Was wird er dereinst auf seinem Totenbett denken, dieser Friedman? Wahrscheinlich etwa Folgendes: "War das Essen doch gut, damals bei Pinochet ... was für eine Ehre, von Donald Duck, äh, Ronald Reagan empfangen worden zu sein im Weissen Haus ... ich habe die Menschheit beglückt, nun wird sich der Wert des Geldes ewig erhalten lassen ...  mir ist speiübel, ich habe das Werk von Delavy gelesen, erkenne alle meine Denkfehler, die ich weltweit propagiert habe - und nun bin ich geschafft, endlich habe ich meinen Eigenwert auch erkannt, nun kann ich getrost sterben ... "

Mir ist es eigentlich egal, mit welchen Gedanken ein Friedman stirbt, Hauptsache, er stirbt. Wer der Menschheit ein dermassen schädliches Denkmodell verpasst hat wie Friedman, verdient keine Schonung. Was meinen eigenen Tod betrifft, so war es immer mein Wunsch, mit höchstem Stolz von hinnen gehen zu dürfen und mir sagen zu können: Gott sei Dank bin ich nicht in all diese denkerischen Fallen des ewigen Irrens geraten, habe ich nicht diesem Wahn von Machbarkeit gefrönt, bin nicht von Hirnlosen zum Genie verklärt worden, konnte ich mein Leben in Frieden leben zu einer Zeit, als es die Wirtschaftstheorien noch nicht geschafft hatten, mit falsch gesteuerter Menschenkraft alles in den Abgrund zu reissen, die Börsen, die Banken, die Staaten, die Privatwirtschaft, infolge irrer Ideen von Machbarkeit, Liberalismus der Illusionen und Menschenverachtung, infolge der Verhöhnung der Schwachen zugunsten der Mächtigen.

Ich will die Menschen und Gott achten können, doch am meisten will ich hoffen dürfen, dass ich dafür sorgte, die Achtung vor mir selbst nie zu verlieren. Kein Mensch kommt über die Runden, ohne gesündigt zu haben, doch der Nettosaldo aller Taten und Gedanken eines Lebens sollte zählen und dabei möchte ich die Höchstzahl an Punkten erzielt haben. Nicht mit einer Wahnsinnsidee, wie endloser Fortschritt und irres Wachstum immerdar fortschreiten könnten bis zum bitteren Ende, sondern ich möchte die Gnade erhalten haben zu umschreiben, warum all dies eine Schraube hinein in eine Welt des Ewigen und Unendlichen erzeugen muss, eine Tatsache, die leider von niemandem wirklich durchschaut und verstanden wird. Ich möchte gute Theorien erdacht haben, mit etwas Glück von Gott begleitet, dem Namenlosen, und schliesslich selbst namenlos bleiben, doch nicht ganz gedankenlos oder gar hoffnungslos.

Wird jetzt ein Paradigmenwechsel des Denkens erzeugt werden können? Ich denke nicht. Doch andere glauben immer noch fest an eine philosophische Wende, die auch die Wirtschaft, die Politik, die Wissenschaften und den Gottesglauben in ruhigere Gewässer führen wird. Lassen wir ihnen diesen Glauben. Mehr als Glaube und Hoffnung bleibt den Menschen ohnehin nicht in diesen Zeiten der zunehmenden Gedankenlosigkeit.