"The Last Waltz"

"The Last Waltz"
(über die Vergänglichkeit)


Ich erzähle Ihnen jetzt die traurigste Geschichte der Welt.

Ist Ihnen schon aufgefallen wie glücklich Frauen sind wenn sie tanzen?

Besonders wenn sie jung sind und der Kerl ein Schatz. Man wird ihn heiraten, man wird Kinder haben, man wird reich und zusammen herrlich alt werden.

So denken die Weiber, und die Kerle machen mit und täuschen Begeisterung vor und später tanzen auch die Kinder so sorgenlos wie möglich.

Daraus scheint die Welt zu bestehen, gute Gefühle, gute Menschen, gute Manieren und ein guter Tod.


Leider wird es jetzt etwas trauriger:


Jeder Walzer kann der letzte des Lebens und des Frohsinns sein, darum heisst es ja auch "The Last Waltz".

Natürlich wird dabei eher gedacht an den letzten Walzer in der späten Nacht, wenn es nach Hause zum Sex im Bett geht zwecks Erzeugung einer Bevölkerungsexplosion, die schon bald die Erde vernichtet haben wird.

Doch dies ist ein Fakt, keine Traurigkeit.


Wenn ich also einem jungen Tanzpaar zuschaue, erfasst mich ein heiliger Schauer, denn ich sehe die riesige Herde von gescheiterten Ehen, von Krach, von Konkurs, von Elend, von enttäuschten Hoffnungen - und dazu passt diese riesige Begeisterung und das Leuchten in den Augen der Frauen einfach nicht dazu.

Man sieht, dass selbst die Reichsten nicht froh ihrer Leben werden und der Mittelstand hat immer mehr Grund zur Sorge, hinab zu sinken in die Verdammnis und die Elenden werden nie einen Aufstieg erleben.

Sehr komisch, dass die fröhlichsten Gesichter der Welt zu sehen sind in den ärmsten Regionen der Welt. Wenn es nichts mehr zu verlieren gibt als das nackte Leben, dann klammert man sich an was vor dem Tod kommt.

Jeder Walzer ist ein Todestanz, denn im Rückblick lässt sich nur noch sagen: "Wie froh und gutgläubig waren die Leute doch damals, voller Erwartungen und Hoffnungen und im Glauben an das Gute in der Realität."

Wenn die Menschen alles wüssten, was geschieht in der Welt zu jedem Moment, keiner würde es überleben, das Wissen würde töten auf der Stelle, weshalb ich selbst nicht wissen will, was geschieht.

Nun kann man denken über diese traurige Geschichte wie man will. In Romanen wird diese Sache verzerrt bis zum Exzess, man weint bei jeder Person die stirbt und jedem Hund, ohne zu begreifen, was dies für das Leben, für die Überlebenden bedeutet.

Gönne ich der Menschheit keine Fröhlichkeit?

Doch, doch ich würde sofort, wenn es nicht ein Zeichen von unerhörter Blödheit, Verdrängung, Lüge und enttäuschten Hoffnungen wäre.

Also, lebt man schön ohne Traurigkeit - ob es sich lohnt, werdet Ihr noch früh genug erkennen....


René Delavy - Berlin and Bournemouth

written in September 2016




Et puis lentement
Arrive la fin du printemps
        Les feuilles que le vent déchire
        S'entassent comme les souvenirs
        Alors on craint moins de souffrir
Le temps nous emporte

Et puis lentement
On se déchire moins souvent
On dépose une à une les armes
        On a moins besoin de victoires
Même l'amour devient plus calme
Le temps nous emporte

Et puis lentement
On voit s'éloigner nos vingt ans
Comme un ami un peu vieilli
Qui part quand la fête est finie
Pour ne plus jamais revenir
Le temps nous emporte