'La Classe' - Die Schul-Klasse
Heute sah ich den berühmten französischen Film "La Classe".
Es wird gezeigt, wie in Frankreich eine Schulklasse voller Immigranten funktioniert, was die Lehrer so leisten und wie sie leiden und wie die Schüler im Alter von 15 Jahren sich so benehmen und was sie lernen.
Das Auffälligste an den Schülern in allen Hautfarben war ihre Frechheit, ihre Forderung nach Rechten und Respekt. Keiner von ihnen, auch die Besten wussten es nicht - und es wurde ihnen auch nicht gesagt - dass sie nicht für die Schule lernen, nicht für die Eltern, nicht für den Staat, nicht für irgendwas Anderes als sich selbst. Und sie wussten auch nicht, dass nur diese eine Chance bestand, bezahlt "vom Staat", um überhaupt funktionieren zu können im Leben und "etwas zu werden", sowas wie eine Karriere zu beginnen nach der Schule.
Ja, es ist noch schlimmer und ich sehe es in der Schweiz: Ein Ausländer oder Schwarzer oder Ex-Jugoslawe, der nicht deutsche Sprache (zum Beispiel in Zürich) lernt in der Schule, kann ein Leben auf höherer Stufe abschreiben, ausser er sei später ein Mafiaboss oder Leiter eines Casinos oder ein Joe Ackerman.
Immerhin zeigte der Film sehr schön: Was sie lernen, war auf hoher Stufe, wenn sie den dargebotenen Stoff denn auch begreifen wollten und könnten. Doch fast alle Schüler sind verunsichert und kommen aus familiären Verhältnissen, die meist sehr prekär sind. Die Lehrer sind voll des guten Willens und sie versuchen ihren vielfach unnützen und im Leben kaum wirksamen Stoff durchzupeitschen. Statt Sprache und Rechnen - und zwar richtig - werden 1000 Dinge dargeboten, die sogar ich am nächsten Tag nicht mehr wüsste.
Es kommt zu Zwischenfällen aufgrund von schlechter Erziehung, Missverständnissen, gefolgt von miesen Tricks, Beschimpfungen, Ausschlüsse aus der Schule, Auszeichnungen der Besten und Alltagssituationen voller Tragik und Komik. Ein Spiegel der Gesellschaft des Durchschnitts einer Stadt, wohl heute in Frankreich in vielen Vorstädten und manchen Städten im Lande. Auch die Besuche der Eltern mochten von Interesse sein, aber sie zeigten nur die Illusionen und die unglaubliche Dummheit der Realität gegenüber von Eltern und Brüdern, die von ihrem Nachwuchs alles verlangten, aber nichts dazu beitragen wollten.
Der Film zeigt wohl die Probleme von Jugendlichen im Alter kurz vor der Berufswahl, es sind dieselben wie in beinahe allen Ländern der Welt, mit kulturellen Unterschieden zwar, aber so war es doch schon zu meiner Jugendzeit, so scheint es wenigstens. Und kein Mensch erahnt, wie ungeheuer zufällig und lang ein Leben sein kann.
Der Film war also interessant, er war lehrreich und spannend und einfach nur gut. Aber er war arrangiert, entgegen einer gegenteiligen Behauptung. Alles fand vor der Kamera statt und solch geschliffene Dialoge finden niemals im Leben statt, sondern andernorts nur noch auf der Bühne oder in Hollywood-Filmen oder Prime Time Idiotien in den USA, geschrieben von Intellektuellen.
So - und nun kommt die Kritik und die ganze Wahrheit:
1. Frankreich ist wie alle Länder des Westens: Die Industrie und der Staat importierte Neger, Kroaten, Türken und Islamisten für die Arbeit, die erste Welle bekommt in Frankreich ihre Kinder, doch behalten die Fremdland-Typen ihre Religionen, Sprachen und Gebräuche und dann sollen sich die Nachkommen wie "Franzosen" fühlen? Dies geht weder theoretisch noch praktisch. Man ist ein Individuum mit dem gesamten Sack der Vergangenheit und kriegt diesen nie mehr los, schon gar nicht die Hautfarbe und die Namen. Zudem ist es wahr: Die Masse erzeugt nicht nur Armut, Slums, Probleme und eine verlogene Politik, sondern ein Zeitbombe, wie sie nur ganz wenige Intellektuelle erkennen können.
2. Die Schüler sehen den Sinn des Lernens nicht ein, mit wenigen Ausnahmen, und sind sehr faul und undiszipliniert. Viele sind zwar nach konventionellen Normen sehr intelligent und könnten den Stoff mit Leichtigkeit erfassen, aber sie haben andere Interessen und Sorgen. Die Medien und die TV-Programme bereiten sie nicht auf den Ernst des Lebens vor, ganz im Gegenteil, auf Konsum ohne Leistung. Und sie wissen beinahe mit Sicherheit: "Wenn ich aus der Schule komme, habe ich praktisch keine Chancen." Dies war nicht immer so, da gab es eine Lücke von 1950 bis 1990, aber seit dem Crash des Kapitalismus geht das Chaos los und die Jugend riecht den Braten respektive die Leiche, es stinkt gewaltig im System der Mach-mal-Menschen.
3. Wie in der gesamten Literatur und dem Medienbetrieb, wurde im Film nur gezeigt "Was-ist?" und niemals eine Einbettung in eine Weltordnung von realen Systemen, die in die Irre führen können oder gar schon längst am Zusammenkrachen sind. Zudem ist es fraglich, wozu man die höchste Ausbildung haben soll in der Masse, um nachher Gestelle aufzufüllen oder die Kanalisationen von Paris zu säubern oder mit Drogen zu handeln oder Hure zu werden - oder gar ein gottverdammter Banker zu werden, der die anderen Leute um ihre Ersparnisse bringen darf.
4. Die Politiker lügen die Massen an - und zwar während eines Dauer-Wahlkampfes von idiotischen Parteien mit blödsinnigen Ideen. Dann sind noch schlimmer: Die Finanzleute am Leben erhalten vom Mittelstand, den Steuerzahlern, dann die paranoiden Wissenschafter, sie sind zuständig für die Dummheit der VIPs, dann schaffen die Literaten eine Kunstwelt und die Akademiker lernen Berufe, die niemals irgendwelche Erkenntnisse im Realen bringen.
5. Und da ist die Geschichte der Menschheit: Nach 3000 Jahren Sokrates stehen wir heute schlechter da, als im Alten Griechenland. Alles ist heute Neues Griechenland, sogar Frankreich und die USA, und jene Länder denen es "besser geht", implodieren wie China oder betrügen die gesamte Welt wie etwa die Schweiz.
6. Die Lehrer und die Schulleiter sind voll des guten Willens, sie denken dass ihre Ausbildung etwas bringen wird - irgendetwas, und dabei rennen sie gegen eine unsichtbare Wand, die heissen mag: Neoliberalismus, Sozialismus, gigantische Defizite zulasten ihrer Schüler, Arbeitslosigkeit weil die Ressourcen und die Luft und das Wasser der Welt langsam ausgehen und nicht einmal die Armeen oder das Krankheitswesen sind noch bezahlbar.
7. Zu guter Letzt auch noch die verkrachte Zukunft: Wer glaubt, in 20 Jahren noch eine Rente zu sehen, hat mehr als Scheisse im Grind. Hier ist sie wieder, die Naivität die den gesamten Film "La Classe" durchzog, und nicht einmal die Intellektuellen Frankreichs sind in der Lage, ihre eigene Schizophrenie zu erkennen - und am wenigsten die verblödeten Neuen Philosophen der "Grande Nation".
Und so schaut man auf die Szenerien, "La Classe" - man weiss oder vermutet richtig oder falsch was in den Köpfen der Spieler und Macher so vorgegangen sein soll, man sieht die Inszenierung, damit die Sache rund aufgeht am Schluss und die gescheitesten Leute kennen die gesamten Entwicklungen, die zu diesen Verhältnissen geführt haben und erkennen die Hoffnungslosigkeit des Ganzen, wobei leider nur die Schüler (oder Schauspieler) selbst eine leise Ahnung zu haben scheinen, von der Fantastik und Künstlichkeit des Ganzen... - warum soll dieser Film anders sein als der Grosse Rest?
Wer das Rad nochmals neu erfinden will, muss ein Genie sein, das 100 Mal so gescheit ist wie Einstein. Zu wissen wie das All aussehen könnte und warum eine Atombombe explodiert, ja, dies mag wohl interessant sein, aber es rettet weder die Schulen, noch die Staaten, noch die Banken, noch die verrottenden Mega-Städte der Zukunft, noch die unbezahlbar gewordenen Infrastrukturen, die die nachfolgende Generation gefälligst wieder in Stand stellen sollten und niemals können. Alles ist heute in den Köpfen der 100 Prozent wohl dosiert in der Kenntnis und in der Wahrnehmung von "Wirklichkeiten" und wie diese sich zusammen mit den Kollapsen im planetaren System noch entwickeln werden, bis sie an ihr Ende kommen, kurz vor dem Weltwirtschafts-Crash und den ökologischen Katastrophen, die nicht mit Quadrillionen an Dollars zu bewältigen und zu stoppen wären - wie ich in meiner Literatur seit 30 Jahren nachweisen konnte.
Ja, es gibt keinen Sokrates mehr, in dieser grandiosen Welt... - man erlaube mir zu lachen. Es wird niemals die Sorge und das Problem von Sokrates selbst sein, wenn die Welt zu blöde ist, die richtigen Konsequenzen zu ziehen, statt in die Selbstverblödung des Geistes abzudriften und zu behaupten, das Wissen der Welt und die Intelligenz des verkommenen Menschen seien am Explodieren. Nur der Breakdown des Menschen ist heute am Explodieren - und sonst gar nichts. Und Sokrates existiert, aber es gibt keine Dorfplätze mehr der Überschaubarkeit in einem kleinen Athen, sondern nur noch ein gigantisches Chaos einer Massengesellschaft in 200 Staaten dieser implodierenden Welt. Eine Idiotengesellschaft, die nicht denkende Philosophen der Pragmatik verehrt und nicht die eigene Realität erkennen will, soll absaufen - und zwar rasch.
Nun denn, es war ja nur ein Film, eine Momentaufnahme, eine Unterhaltung für Intellektuelle die niemals etwas begreifen werden. Und so kann es mir ja auch egal sein, ob ich aus solchen Filmen etwas lerne oder auch nicht. Besser ich lerne nichts, denn sonst müsste ich ja zugeben, dass Jared Diamond recht hatte mit dem blöden Spruch am Swiss TV:
"Der Crash der Osterinsel war normal, man hatte einfach alles verbraucht und dann starb die Gesellschaft. Aber die Erde ist keine Insel, sondern eine gewaltige Vielfalt an Möglichkeiten. Ich, Jared Overshit, bin ein Optimist und weiss, dass die Menschheit eine Lösung aus der Falle der Ressourcen-, Energien- und Naturvernichtung schaffen wird. Da bin ich so optimistisch wie die Schüler, lebend per 2000 in einer Pariser Vorstadt - mein Gott."
Lernen wir aus diesem ganzen Mist auch nur ein Jota zur eigenen Geschichte und dem Wesen der Menschheit und der heutigen Lage auf dem Planeten per 2013? Ich schon - aber der gesamte Rest der 99 Prozente....?
Lest meine Bücher und Ihr wisst über die Welt mehr, als wenn Ihr 1000 Filme wie "La Classe" sehet oder in Frankreich in die Schule gehen würdet (...que je fusse....).
René Delavy - Berlin and Bournemouth
written on December 9, 2012
NB. Ich träumte übrigens diese Nacht, dass ich per Zufall mit einem Franzosen, einem Portugiesen und einem namenlosen Kerl ohne Sprache am Tisch sitzen würde und wir über diesen Film auf "English" (!) reden würden, damit wir uns verstehen. Und da geschah, was mir immer geschieht im Traum: Ich fiel hinab auf das geistige Alltagsniveau dieses Films selbst, während der geträumten Diskussion - und wurde erst wieder intelligent nach meinem Erwachen....