Was ist ein Sexleben?

 

SEX-GESCHICHTEN eines Flegels

Die weibliche Sexualität und die Philosophie


Ein Buch wie kein zweites im Markt - für geistig Behinderte:


INHALT


Teil I:  Sex-Geschichten eines Lebens

 

Frühe Erfahrungen auf dem Lande 

Erste Liebe und kein Sex 

Altstadt von Zürich und die Langstrasse 

Erster Sex-Versuch

oder: Wie macht man richtigen Sex? 

Die erste Hure an der Langstrasse 

Der Revisionsfrust muss weg 

Endlich ein Liebhaber 

Die liebste Hure aller Zeiten

oder: Wie fraulich sind eigentlich die Prostituierten? 

 Ein Genfer Puff wird aufgemischt 

Reise durch Frankreich nach Bournemouth 

Romanzen in Südengland 

Wie man die Zeit vor dem Tod verdrängt 

Begegnung mit der Heimat Dürrenmatts 

Warum nicht einmal nach Paris entfliehen?  

Angst und Schrecken in London 

Die Swissair bringt's  

Wenn München voller Sterne prangt 

Sie schreibt für einen berühmten Schriftsteller 

Die Schöne schaut von allen Plakatwänden 

Reisen nach Hongkong, Singapur, Colombo und Manila: 

Mireille 

Wenn Segelboot fahren nur leichter wäre  

Schicksalsbeladene Tage in Genf 

Die Frau des Bankers 

Eine Holländerin zum Anfassen 

Der komplette Horror 

 

Teil II:  Die weibliche Sexualität und die Philosophie

 

Was ist Sex bei einer Frau?

(Gespräch über das Wesen von Sex bei Mann und Frau) 

Die Frauen und die Philosophie  

Rückerinnerung an Südengland

Abgang ins Universum und Rückschau 

 

Teil III:  Was ist ein Mensch? 

 

Schicksalsbeladene Tage in Genf 

Manchmal ist die Oberflächlichkeit des Daseins mit tiefsten Wahrheiten des Seins, mit der ganzen Tragik eines irrelaufenden Lebens verknüpft, und erst viel später, lange nach dem Ereignis, ist man sich der Tragik des Geschehens bewusst. Ich war ich Genf und analysierte die Bilanz einer Bank. Gelangweilt und weil ich nun wirklich keine Frau und Freundin mehr hatte, blätterte ich in der Lokalzeitung und mein Blick fiel auf ein Inserat: "Véronique begleitet Geschäftsherren und besucht sie in Hotels." Ich hatte gut gegessen in einem Spitzenrestaurant und war nun scharf wie eine Rasierklinge. Das Telefon wurde tatsächlich abgenommen und eine reizende Damenstimme sprach: 

"Welches Hotel, welches Zimmer? Bin in einer halben Stunde da." Sie war bereits nach zwanzig Minuten da, musste wohl wenig Verkehr bewältigen zu dieser späten Stunde. Herein kam ein Wundergirl. So stellt sich der geile Mann eine Edelnutte, eine Stute, vor. Gross, schlank, blond, sehr schönes Gesicht und dieser typische Sexuallook. Mir ist schon immer aufgefallen, wie sehr sich Huren ihrem Beruf anpassen, ihre Züge verraten ihre Tätigkeit, der routinemässige Geschlechtsakt ist ihnen sozusagen ins Gesicht geschrieben, sie machen Gymnastik, damit der Körper immer schön fit und sexy anzuschauen ist, besonders wenn sie nackt sind. Wenn sie aufrecht stehen fällt auf, wie sehr ihre Brüste spitz nach vorne ragen, darunter folgt eine schlanke gerade Linie und dann signalisiert ein kleines Ärschchen, immer kokett nach hinten hinausragend, was hier zu benützen sein wird, und dann erst die Beine, meist schlank und langschenklig, am Ende derselben hohen roten Schühchen, in denen offenbar kleine Füsschen eingebettet sind, womit die begehrenswerte Frau unbewusst andeuten will, wie kindlich keusch sie sei. 

Sie sagte mir, dass sie den Concierge mit zwanzig Franken geschmiert hätte, er kenne sie, er sei billig und die ganze Sache würde mich nur dreihundert Franken kosten. Nun gut, ich blätterte die Noten hin und hatte diese Auslage keine Sekunde zu bereuen. Man mag einwenden, dass solche Beträge sehr hoch seien, noch viel teurer als das beste Nachtessen, aber man muss bedenken, dass diese Frauen ihre Identität verkaufen, eigentlich ihre Seele, und das darf nicht billig sein, sonst ist eben auch die Frau in der Dirne billig, so wie in letzter Zeit, wo man Frauen immer mehr nur noch als Wichsvorlage gebraucht, so billig sind sie geworden, wie man hört. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, werden neuerdings Wellnessklubs gegründet, wo der Dienst am Manne wohl wieder die Qualität zur Jahrhundertwende um 1900 erreichen soll, aber eben auch seinen Preis hat. Véronique war an diesem Abend sehr gut drauf und ausserordentlich geschickt im Sex. Doch davon später mehr. Ich verabschiedete mich von ihr und wir vereinbarten ein Rendezvous bei ihr zu Hause in zwei Tagen. 

Voller Spannung fuhr ich vor die Stadt Genf und nach einigem Suchen fand ich ihre Wohnung. Sie war beim Öffnen der Türe sehr leicht bekleidet, doch nicht um ins Bett zu gehen, sondern weil sie sich gerade umzog, um noch etwas essen zu gehen mit mir. Sie hatte eine äusserst kuriose Idee: Ich sollte mit ihr unter die Sonnenschirme eines Strandbades kommen und bei untergehender Sonne eine Pizza essen, mit gutem Wein, inmitten dieser Herren und Damen, die rundherum in den Badehosen sassen - und ich im Anzug und mit Krawatte schön in der Mitte der Szene. Natürlich ist dieser Vorzeigemann nun der schönste in der Runde, hässlich wäre ich nur, wenn auch ich in Badehosen dasitzen würde und sie mit einem anderen Herrn in Anzug daneben, wirklich eine provokative Idee. Eigentlich genierte ich mich ein wenig, doch wir sind hier in Genf und da kümmern sich die Einwohner im Gegensatz zu Zürich wenig um solche Details. Véronique konnte eine Menge aus ihrem Leben erzählen, nicht was ihren Beruf betraf, sondern ihr Leben als Daseinsform, und in mir stieg leise der Verdacht auf, dass sie vorzu alles erdichten würde, all die Reisen, Bekanntschaften, Schicksale, doch ihr zu folgen war äusserst spannend. Allein schon für dieses Gespräch hätte ich zweihundert Franken hinblättern sollen. 

Später im Zimmer wollte ich mich auf sie stürzen, sie war dermassen aufreizend gewesen während des ganzen Abends, alle Männer hatten sie heimlich bestaunt und ich konnte deren Gier in den Augen ablesen. Doch sie sagte, dass wir den ganzen Abend und die ganze Nacht hätten, denn ich dürfe nun bei ihr schlafen. Sie hatte eine sehr niedliche Wohnung, so wie jede einsame Frau sie wohl hätte, die allein mit sich lebt. Natürlich hatte ihre Ansage zum Zweck, mich etwas aus der Geilheit herunterzuholen, mich leicht erkalten zu lassen, sie hatte eine unglaublich kuriose Logik in Sachen Sex, denn sobald sie dies merkte, machte sie mir blitzschnell den Hosenladen auf und nahm das kleine Kerlchen heraus, kniete vor mich hin und begann am noch lahmen Ding zu saugen. Ich war nun nicht mehr in Stimmung und genau dies suchte sie. Sie wollte die Sache andauern lassen und offenbar hatte sie eine Schwäche dafür, den Sex beim Nullpunkt starten zu lassen, um ihn dann in ungeahnte Höhen zu treiben. Ihre Art, mit geschlossenen Augen den Penis zu geniessen, übertrug sich unwillkürlich auf mich, ich betrachtete von nah ihr wunderschönes feminines Antlitz und bald schwoll der beste Freund, der nun zur vollen Blüte erwachte, an und wollte schon in ihren Mund abspritzen, als sie sofort mit den Bewegungen aufhörte.

Nach einer Pause, in der sie nichts sprach, zog sie sich mit einer Art von unbeabsichtigtem Striptease aus und zwar so, dass ich alle Einzelheiten ihres Körpers bewundern konnte, sie machte mich so zu einem Voyeur, der wie zufällig zum Fenster reingucken würde. Jetzt nahm sie den Penis noch einmal kurz in den Mund, dann kam eine Nummer, die ich nie mehr werde vergessen können. Nackt wie sie war, bewegte die Muschi, die sie mir mit gespreizten Beinen offenbarte, gegen meinen Schwanz zu, ich musste nur noch einschieben. Ich sass also auf der Bettkante und beobachtete von ganz nah, wie sich mein Penis in diesen Frauenkörper schob, sich wieder davon entfernte, bis die Eichel beinahe aus ihr herausfiel und ihn dann wieder in sich aufnahm. Ich war dermassen fasziniert vom Schauspiel, dass ich aus mir nicht verständlichen Gründen nicht geiler wurde, sondern wie ein Literat nur beobachtete, sozusagen ausserhalb meines Körpers denkend, was hier geschehen würde. Später einmal fragte ich sie, ob sie früher Turnerin oder Tänzerin gewesen sei. Sie verneinte und meinte, dass sie viel Gymnastik treibe und dass sie einfach lernen musste, wie sehr die Männer gerade auf solche Positionen scharf wären, im Übrigen seien alle Positionen im Sex schon dermassen öde und ausgelutscht, dass sie als Professionelle sich schon etwas Neues einfallen lassen musste. Nach einem Weilchen zog sie ihren Körper langsam vom Penis, machte schummriges Licht, eine CD verbreitete schöne Musik. Sie winkte mich ins Bett, ich legte mich zu ihr hin und wir küssten einander wie ein Liebespaar. Dann stieg sie vorsichtig auf mich, führte den Penis in sich ein und machte Liebe, lange, andächtig, ohne zu hetzen, mit Blickkontakt. Sie war sich ihrer Schönheit voll bewusst. Allmählich wurde auch sie heisser, bewegte sich nun immer rascher und als ich kam, konzentrierte sie sich voll auf sich selbst und hatte einen wirklich dezent zu nennenden Orgasmus, dessen sie sich überhaupt nicht schämte. Am Morgen machte sie mir ein kleines Frühstück, wir verabschiedeten uns wie ein Liebespaar und ich begab mich wieder direkt an den Arbeitsort, ohne vorher das Hotelzimmer noch aufzusuchen. 

Ein Jahr später war ich wiederum in Genf, in einem dieser pompösen Sitzungszimmer, in welchen wir Experten jeweils platziert wurden, heftig umsorgt von guten Geistern, wir waren wie Götter, vor welchen sich die ganze Firma in die Hosen machte. Gelangweilt stellte ich mit Blick auf ein Zettelchen die Nummer von Véronique ein und nannte meinen Namen: "Bist du es, René?", tönte es von ganz fern, "Wie habe ich doch auf deinen Anruf gewartet." Ich sagte, da sei Georges, doch sie flüsterte weiter: "Nie, nie rufst du mich an, immer lässt du mich allein, warum tust du das? Komme vorbei, besuche mich wieder einmal." Sie redete und redete und ich glaubte, im falschen Film zu sein, ich verstand kein Wort. Sie hielt ein Selbstgespräch, war anscheinend verladen mit Drogen. Ich unterbrach den Anruf und war recht ungehalten, was der Chef des Rechnungswesens denn auch gleich zu spüren bekam. Doch am Abend im Hotelzimmer versuchte ich es ein zweites Mal: "Ja, da ist Véronique. Schön Georges, dass du wieder einmal in Genf bist. Nein, heute nicht, aber morgen Abend bei mir. Freue mich schon." 

Ich war zu weit gefahren, an ihrem Block vorbei, und musste die Wohnung in dieser irren Siedlung suchen gehen. Offenbar war ich das letzte Mal zu sehr weggetreten, um mir die Geographie zu merken. Endlich fand ich die Wohnung, läutete und erschrak. Wer hier die Tür öffnete war nicht mehr meine Véronique, sondern eine hübsche magere Edelhure mit altem Gesicht. Ich versuchte mein Entsetzen zu verbergen, doch es war schon zu spät. Diese Frau war ausserordentlich intelligent und sie wusste schon alles, sie las in meinem Gesicht wie in einem Buch. Ja, leider, du weisst schon, das Leben, meinte sie, heute gehen wir nicht aus, ich habe gekocht. Sie lud mich in ihre ganz kleine Küche ein, da standen zwei Weingläser, ein geöffneter Wein und in den Pfannen waren Spaghetti am Garen. Sie zündete ein Kerzchen an, löschte die Küchenlampe und tischte die Teigwaren mit Salat auf. Dann sassen wir da, sie in sich versunken, und begannen zu essen. Nach dem dritten Glas Wein gelang es mir langsam, sie wieder zu erkennen. Sie merkte die Wandlung sofort und straffte ihren Körper. Ihr Gesicht gewann die altbekannte Lieblichkeit zurück, sie begann von innen her zu strahlen und nun erzählte sie wieder ihre phantastischen Geschichten. 

Wiederum durfte ich bei ihr schlafen, nur war sie diesmal überhaupt nicht bereit, ein müdes Glied in ihren Mund aufzunehmen oder eine Brücke zu produzieren. Wir liebten uns wie ein altes Ehepaar, sie kam diesmal nicht, doch auch dieses Mal schaute sie mir während meines Orgasmus direkt in die Augen. Sie schämte sich ihrer Passivität in keiner Weise, war die ehrlichste Person, die mir je im Leben begegnet war. Schliesslich schlief sie beim Schein des Nachttischlämpchens neben mir ein und so fand ich Gelegenheit, ihr schlafendes Gesicht zu betrachten. Beinahe wie ein Kind, dachte ich, unschuldig, verletzlich, nicht von dieser Welt. Am anderen Morgen: Kein Frühstück, Véronique lag da wie eine Tote, sie musste des Nachts heimlich wieder Drogen genommen haben, sie lag regungslos im Bett. Sie rührte sich nicht, war kreidebleich und die Lieblichkeit des gestrigen Abends war völlig verschwunden. Rasch zog ich mich an und ging meinen Wagen suchen. 

Bei der Wegfahrt musste an ihrem Haus vorbeifahren. Ich erspähte ihre Wohnung im ersten Stock mit den Blumentrögen davor. In diesem Moment brach es aus mir heraus, ich begann laut zu weinen, eigentlich war es ein einziger Schrei. Ich musste den Wagen parken, sah nichts mehr von dieser Welt, die ganze Tragik eines Lebens brach auf mich ein und ich konnte nicht anders, als mich dem Elend hinzugeben. Lange blieb ich am Strassenrand, nur in hundert Metern Entfernung zur Wohnung von Véronique. Es war in genau diesem Moment, als ich mir selbst versprach, dass ich diese Erfahrung nie mehr vergessen würde, ich müsste sie ewig in mir tragen, dieses Signal für die immerwährende Tragik eines Menschenlebens. 

Nicht die lauten Explosionen, ausgelöst von Terroristen, sind die eigentlichen Dramen in dieser Welt. Es sind die Millionen von Einzelschicksalen, wo das Leben sich selbst relativiert, wo der Tod uns näher ist als wir wahrnehmen wollen, die den Stoff abgeben, aus welchen gute Romane zu entstehen hätten. Jeder kennt die Folgen eines falsch gelebten Lebens, denn jeder Mensch auf Gottes Erde lebt ein gelebtes Leben ausserhalb jeder Realität, und trotzdem trifft das Schicksal immer wieder eine Unzahl von Menschen, die nicht wissen wollen oder können, wie ihnen und was mit ihnen geschieht. Meist werden diese alltäglichen Dramen in der Gesellschaft verdrängt, in der Hetze der schmalbemessenen Zeit, denn sie finden doch meist nur im Hirn eines wirklich denkenden Menschen statt. Offenbar ist diese Realitätsfindung nicht allen zugänglich, doch wer in einer solchen Situation der Traurigkeit das Leben nicht spürt, nie weint, der hat auch nie wirklich gelebt. 

 

Rückerinnerung an Südengland

Abgang ins Universum und Rückschau 

Ich wandere so vor mich hin, hoch auf den Klippen östlich von Bournemouth und sehe weit hinaus auf das Meer. Ich befinde mich auf einer Terrasse innerhalb einer Teeplantage in Ceylon und blicke in einen grünen Abgrund, in einen Urwald hinab und lasse mich fallen. Ich stehe auf dem höchsten Haus in Hongkong und betrachte das Chaos einer damals 1985 irre gewordenen Stadt. Ich sitze einer schachspielenden Hure in Manila gegenüber und erahne das Drama des Menschseins. 

Ich schaue in die Augen meines sterbenden Hundes und sehe in ihnen das Jenseits auf mich zukommen. Ich bin im Schoss einer liebenden Frau und kenne das Entzücken bei der Weiterverbreitung meiner Gene. Und wieder bin ich jung und wandere am Tag nach dem Kennedy-Mord über die Höhen des Meeres in Südengland und erfahre Visionen von gewaltigen Dimensionen. Ich denke mir ein Buch aus, Sex-Geschichten eines Anfängers, dass wohl eines Tages zu Sex-Geschichten eines Kenners aufgemotzt werden wird, wie immer bei diesen Spätreaktionen, wie bei einem Robert Walser, kommen sie wie Nachspritzer im Körper einer Frau. Ich relativiere diese Gedanken im Verhältnis zum wahren Sein und erschrecke: 

Das Nichtbekannte, das Nicht-wissen-Können ist dermassen gigantisch geworden, dass es mich in den Boden drückt. Ich ahne die Vielfalt aller Wahrheiten und erkenne, dass der Mensch mit all seiner Technik, dem Fortschritt und den psychologischen und philosophischen Lehren noch ganz am Anfang seiner Erkenntnisfähigkeit steht. Sie wäre zum Weinen, die Grösse des Nicht-Fassbaren, wenn hier nicht die Realität des gelebten Lebens, diese gewaltigen Räume in einer wunderschönen Natur, nicht beruhigend auf den Geist einwirken würden, man nicht eine sorgende Hand über allem schweben glaubt, um uns nicht in den Wahnsinn abdriften zu lassen.  Ich schaue mich um, wie aus einem Traum erwachend und nehme wahr: Menschen, die leben, die durch ihre Schicksale wandern wie durch Romane und doch viel tragischer sind als alle Schriften der Welt zusammen. 

Jedes Einzelschicksal ist von einem grossen Geheimnis umgeben, von einer Zufälligkeit, von einer Tragik, aber auch von Freude und Lebenslust, die jedoch nicht bewusst wahrgenommen werden können. Wir überhöhen unser Dasein in der Schriftstellerei, ohne zu merken, dass das normale Leben das Grösste ist, was in der Welt geschehen kann, dass alle Philosophien der Welt nur Machtphantasien von der Machbarkeit des Menschen verkörpern, ohne dass wir gleichzeitig die wirklichen Schwächen zu erkennen vermögen, nämlich die Tatsache, dass wir das Denken verfälscht und eine Lebensvariante erschaffen haben, die keine Zukunft hat. Diese Erkenntnis durchzuckt mich auf meiner Wanderung wie ein Blitz und ich bleibe wie angenagelt stehen und wundere mich. Warum nur habe ich dies bisher nicht gesehen? Was hinderte mich daran, zu den letzten Geheimnissen des Seins vorzustossen? Etwa die Wulst vorgedachter Gedanken, die mich immer nur konditionieren sollten, um so zu funktionieren, wie das System es will, damit alle Menschen glücklich respektive unglücklich und ohne Chance bleiben, geboren werden, in einer chaotischen und unverstandenen Wirklichkeit leben und dann sterben mit dem Gedanken, dahin zu gehen, wo es besser sei, statt die Realität so zu gestalten, dass sie gut ist? 

Mir ist, als hebe ich langsam ab, die Dörfchen in der Nähe kommen ins Blickfeld, der New Forrest, Portsmouth, Brighton, London, die ganze Südküste, jetzt England, das Festland Europas, der Blick nach Asien und Amerika, die Erdkugel entfernt sich rasch, wird kleiner, diese ganze Illusion, dieses nicht verstandene Sein, mit ihren Menschenmassen und deren Machbarkeitsdünkel, wird nur noch als fiktive Wirklichkeit erkannt, die Sonnensysteme fliegen vorbei, die absolute Geschwindigkeit des Lichtes ist weit überschritten, ich rase durch die Galaxien und hin zum nie stattgefundenen Urknall, hin zu Gott, dem Allmächtigen, der Macht, die sich selbst nicht definiert, die das wahre Sein ist und deren Erkenntnis uns nie zugänglich sein wird. Ich verstehe, dass ich als Mensch alle meine Talente vertan habe, ein Leben lang, die ganze Schöpfung missverstanden und verraten habe und dass danach nichts mehr bleiben wird, nichts was Sinn macht, nichts, wo es sich lohnt, darüber nachzudenken. Wir haben das Paradies verloren und wissen es noch nicht. Doch wenigstens haben wir nun diese Sex-Geschichten, mehr könnte ich auch über die Theorie des Urknalls nicht liefern. Macht damit was Ihr wollt, liebe Leser (ganz ohne unnötige feminine Deutschverhunzung), es wird Euch nicht dümmer und nicht gescheiter werden lassen. Bleibt so wie Ihr seid, Besseres wird ohnehin nicht nachkommen. Vielleicht gewinnen wir eines Tages den Stolz für unsere Spezies zurück, den wir empfinden könnten, wenn wir naturgerecht lebten. Glaube ich an diesen Quatsch? Lassen wir dieses letzte Geheimnis offen. Es ist nicht gut, wenn der Mensch zu viel weiss, zu viele weise Fragen stellt, denn er muss die meisten offen lassen.