Goethe - Shakespeare - Kafka - Mann etc.


Was wird in Zukunft bleiben von den Schriftstellern der Welt?
(aus "Das Buch der Kritiken 2")


Zu diesem Text wurde ich angeregt durch zwei Schreiberlinge der Feuilleton-Zunft der Schweiz, die im Wochenblatt "Die Weltwoche" sich darüber Gedanken zu machen schienen, was in Zukunft bleiben wird von den Schriftstellern Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt.

In gewohnt virtuoser Art universitär gebildeter Literaturkritiker, nahmen sie sich dieses Themas an, ein Julian Schütt und ein Peter Rüedi, ähnlich wie dies ein Marcel Reich-Ranicki tun würde, stellten sich die Frage, was das Lebenswerk von Frisch und Dürrenmatt brachte, wer "besser" war, was bleiben wird in der Zukunft, und was der eigentliche Wert dieser Literatur und von Schriftstellerei überhaupt sein würde in der Rückbetrachtung einer noch unerforschten Zukunft.


Es zeigt sich einfach einmal mehr, dass, wenn gewöhnliche Schreiber sich der Zukunft annehmen, ein Null-Ergebnis zustande kommt. Es verhält sich so mit der Literatur, aber auch mit Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Philosophie und Religion. Es kommt auf die geistige Durchdringung an. Wie ist die Vergangenheit der Menschen zu deuten, warum hat sie zu den Ergebnissen der Gegenwart geführt und wie beeinflusst diese die Zukunft der Menschen, nicht nur in Bezug auf die Frage zweier Schweizer Schriftsteller, sondern überhaupt? Dies wäre eigentlich die einzig vernünftige Art und Weise, über das Menschsein, das Menschentum, das Gutmenschentum dieses total ins Leere fallenden Zeitalters um den Beginn des 21. Jahrhunderts, grundlegend zu schreiben.

Doch ich will vorerst einmal klein anfangen, und einige Schriftsteller auf ihre Bedeutung und ihren Zukunftswert abklopfen:


Max Frisch

Ich würde ohne Max Frisch nicht schreiben. Es war auf der Fahrt zur Prüfung eines Versicherungskonzerns, als ich vor über 30 Jahren am Radio die Vorlesung des Kapitels "Am See" aus dem "Tagebuch I 1946-1949" hörte. Zuerst nahm ich mehr aus Gewohnheit nur oberflächlich diesen Text wahr, der sich mehr und mehr verdichtete, mein Bewusstsein erweiterte und als die Lesung zu Ende war, musste ich sofort einen Parkplatz aufsuchen und mich ausweinen. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben erfahren, was höchste Literatur vermag. Eine Gegenwart so darzustellen, dass sie für die Ewigkeit erfassbar sein würde, wenn auch nur auf einen unendlich kleinen Teilbereich bezogen.

Es vergingen Jahre, bis ich einige Texte dann schrieb, die die Grundlage zum "Orakel 1995" sein würden, heute erkennbar in "Nothing but a silent cry." Ich konnte damals nicht wissen, dass ich bereits das Höchste von Frisch erkannt hatte. Das Tagebuch I ist wirklich grossartig, geheimnisvoll, unterschätzt, voll dessen was er nachher eigentlich nur noch verfeinern würde. Schon "Tagebuch II 1966-1971", als vielleicht zweitwichtigstes Buch von Frisch, war nur ein Versuch einer Aufarbeitung der Grauenhaftigkeit einer Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch die Aussagen waren philosophisch kaum von Wert. Literarisch können nicht viele Schreiber an Max Frisch herankommen, ich schon gar nicht, aber denkerisch war Frisch bereits an sein Ende gelangt.

Man nehme "Stiller", "Holozän", "Homo faber", "Montauk" oder alle seine Theaterstücke, geistig sind es bessere Schulaufsätze. Da kann nicht viel bleiben in Zukunft. Und ein Vergleich mit Friedrich Dürrenmatt ist ein Wahn von Kritikern, die geistig auf dem Niveau von zehnjährigen Kindern reflektieren, wie wir gleich sehen werden. Frisch ist von seiner Sprachkunst, den Fragestellungen, gewissen fundamentalen Erkenntnissen, die etwa bei "Biedermann und die Brandstifter" und in vielen Kurzgeschichten der Tagebücher durchschimmern von Bedeutung. Nur hat er selbst seine Geistesblitze, genau so wie Dürrenmatt, nie zu Ende gedacht. Dies haben beide dann einem Zeitgenossen um 2000 überlassen, wofür hier an dieser Stelle gedankt sei.

Sie kamen rasch an ihre Denkgrenzen und ihre Leistung lag darin, ein Zeitzeugnis für die Schweiz abgegeben zu haben, einem ganz kleinen und immer unbedeutender werdenden Urland in Zentrum Europas. Die Welt interessierte sie nicht und die Zukunft der Menschheit schon gar nicht. Genau wie Derrida, Sartre, und alle heutigen Kraut-und-Rüben Philosophen blieben sie in engen Denkgefängnissen verhaftet, es war ihnen unmöglich, ihre eigenen Denkanstösse konsequent bis zum bitteren Ende zu durchdenken, und sie kokettierten mit dieser Unfähigkeit sogar. Also, was wird bleiben? Für Kritiker alles, für Denker nichts.


Friedrich Dürrenmatt

Ich kenne Dürrenmatt persönlich, sozusagen. Kurz vor seinem Tod ging ich mit Freundin und ganz jungem Hund hinter Sargans in die Berge. An einem Stausee kamen uns Dürrenmatt und Frau Kerr entgegen und freuten sich aufrichtig am kleinen Hund, der sofort auf die Schuhe des grossen Dichters absank. Der Herr würdigte mich keines Blickes und blieb stumm, während die Frauen miteinander etwa zwei Minuten gossipten. Das war's dann auch schon und genügte, dass ich auch bei Dürrenmatt im Auto weinen musste, als seine Todesnachricht auf dem Weg zur Arbeit verkündet worden ist.

Mich freut heute zu erfahren, dass "Der Besuch der alten Dame" sozusagen die Lebensexistenz von Dürrenmatt gerettet hat. Wie so oft, wird Geist nicht bezahlt, im Gegensatz zu Sport, Politik, "Kunst" und anderer Blödsinn von viel kleinerem Wert. Und dies relativiert meinen Spott zum rudimentären Inhalt dieses Theaterstückes, der eigentlich nur die Binsenerkenntnis "Menschen sind durch Reichtum zu kaufen und zu verblöden", verkaufen will, was dann ja auch gelang. Nein, Dürrenmatt und seine Theaterstücke kann man in Bezug auf die Zukunft vergessen. Nicht für die oberflächlich zu begeisternde Theater- und Literaturszene, jedoch in Bezug auf die Wucht der Gegenwartsvernichtung, die soeben angelaufen ist für die Menschheit der Zukunft. Was vom Denker nach den Kollapsen, die auch von Dürrenmatt klar erkannt worden sind, bleiben wird, sind allein "Die Stoffe". Sie sind das eigentliche Vermächtnis von Dürrenmatt, neben heute noch unbekannten Texten aus dem Nachlass, die Dürrenmatt in seinem Perfektionswahn selbst verkannt hat.

Doch reden wir vom Bekannten: In "Labyrinth" und "Turmbau" sowie "Gedankenfuge" hat Dürrenmatt Texte geschrieben, die Frisch bei weitem übertreffen. Nicht die Sprache ist es, die hier zählt, sondern die sonderbare Weise, Erkenntnisse über die Jetztzeit so zu verarbeiten, dass ein Geheimnis um den wahren Wert der Dinge entstehen konnte. Nur ist hier eben wieder zu sagen, dass Dürrenmatt immer dort geistig an Grenzen kommt, wo es interessant sein würde, und dann driftet er ab ins Science-fiction-Artige, fängt an zu phantasieren, geht irre Wege, nur um die Wahrheit nicht schreiben zu müssen, die darin besteht, dass die Menschheit geistig, wissenschaftlich, technisch, philosophisch an ihr Ende gelangt ist und total den Überblick über die eigene Existenz verloren hat.

Ich habe selbst in meinem Buch "CHAOS" eine seiner philosophischen Betrachtungen, eine Gegenüberstellung von Kapitalismus zum Kommunismus, zu Ende gedacht und sehe von daher, wo das Defizit lag. Dürrenmatt wollte schon immer mehr, als zu was er fähig war. Für durchschnittliche Geister lag er damit weit ab in den Wolken und verkannt wurde daher, hauptsächlich von Kritikern, dass seine Aussagen nur Gegenwartsanalysen waren, nie das Fundamentale der Existenz des Menschen erklärte und schon gar nicht die Zukunftsentwicklung des Homo sapiens auch nur ansatzweise vorwegnehmen konnte. Dürrenmatt ist wohl einer der besten Schriftsteller aller Zeiten, literarisch, noch weitgehend unerforscht und unerkannt, so ähnlich wie auf tieferer geistiger Ebene Robert Walser. Doch denkerisch ist er für die Zukunft ohne jede Bedeutung.

Doch der eigentliche Wert von diesen beiden Schriftstellern der Schweiz wird wohl nur erkannt und relativiert, wenn man die Reihe fortführt über alle wichtigen Literaten aller Zeiten. In Anbetracht der Wucht vergangenheitlicher geistiger Fehlentwicklungen, die zur heutigen Katastrophen des US-Kapitalismus führten und die im totalen Niedergang der Menschheit, ökologisch, wirtschaftlich, politisch, philosophisch, denkerisch, medien- und kulturmässig führen müssen, ist es besonders wichtig , wenn wenigstens ein Denker der Zeit um den Beginn des 21. Jahrhunderts hier Relativierungen der unersetzlichen Art gedacht haben wird - und dies werde ich hier und jetzt ein weiteres Mal tun.

Es gibt eigentlich nur ganz wenige Dichter und Denker, die in Bezug auf den Niedergang der Spezies Homo sapiens am Schluss einer gigantischen geistigen Fehlentwicklung von Bedeutung sein könnten. Es sind dies:

Blaise Pascal, René Descartes, Immanuel Kant, Platon, Bertrand Russell, vielleicht noch da Vinci, Galileo, Einstein - und schon komme ich ins Stottern. Gehören hier etwas auch dazu Denker wie: Nietzsche, Schopenhauer, die Sophisten, alle Pragmatisten, alle "Aufklärer" und "Erleuchteten", die Esoteriker, die "Realisten" und alle anderen Seitenzweige, wie etwa der Naturalismus, verkörpert durch den Naturburschen J.J. Rousseau? Und was soll man von den Irren, den Kraut-und-Rüben Philosophen der Gegenwart seit 1950 halten, die überhaupt nichts vom gegenwärtigen Chaos in Wissenschaft, Technik, Ressourcenverschleiss, Gesetzen der grossen Zahl, Bevölkerungsexplosion bei gleichzeitiger Luft- und Wasser- und Bodenvernichtung, Wirtschaftswahn, Geld-Casino, Zusammenbruch aller Schuldentürme von quasi-konkursiten Staaten und Gesellschaften kapiert haben? Ich schäme mich allein schon, auf diese geistig tiefe Stufe absinken zu müssen und bleibe lieber bei den Ikonen der Schreiberzunft. Denn hier sind Erkenntnisse der höheren Art noch möglich:


Shakespeare

Diese Ikone anzugreifen, ist ganz besonders leicht: Er hat in einer gewaltigen und nie mehr erreichten Sprachgewalt ganz einfache Idiotien umgesetzt: Machttrieb, Schlächtereien, Liebeleien, Intrigen, Zynismus der Macht, die Wirkungslosigkeit von Geist, die Abgründe der Triebe und der Niedertracht, im menschlichten Streben nach Macht und höherer Geistigkeit. Alles ganz schön, aber unglaublich anspruchslos in philosophischer Hinsicht. Dass dies Theaterliebhaber und Kritiker ganz anders sehen, muss nicht erstaunen, denn diese Universalgeister haben noch nie etwas begriffen von der Wucht fundamentaler Vorgänge in der Welt und verwechseln ständig den Anschein von Geist mit innerer Wahrheit über das Wesen der Dinge.

Leute, die noch nicht einmal den Hauch einer Ahnung haben, wie eine Bank, eine Versicherung, ein Industriebetrieb oder ein Staat funktionieren, sollten ganz einfach nicht so tun, als würden sie es über die Literatur oder das Theater oder die Oper kapieren.

Dies ist einer der grössten Bluffs, die der weltweite Kulturbetrieb bereithält, um die Durchschnittsmenschen zu verblüffen und zu verblöden. Sie sind in ihren geistigen Ansprüchen kein bisschen über jene von GW Bush zu stellen. Ein Denker, der denkt, schreibt selbst, und beurteilt keine Denker schreibenderweise, weil er am Anspruch zerschellen muss.

Man könnte den ganzen Kulturbetrieb ersatzlos streichen und die Welt würde genau so weiter blind ins Leere laufen, wie sie es ohnehin schon tut.

Shakespeare soll man einfach anerkennen, als was er ist: Theatermann, höchst gebildet, fähig die Machtspiele der Eliten aller Zeiten zu durchschauen und auf die Bühne zu bringen. In Bezug auf die fundamentalen Erkenntnisse zur Zukunft der Menschheit ist es nicht zu gebrauchen. Nicht ein einziger Satz aus seiner Feder hat das Zeug, einen anspruchsvollen Denker auf das Chaos der Zukunft einzuschwören: "Hamlet" und die hohlen Sprüche zu dessen Unverstand ist Kunst, nicht Philosophie, und schon gar keine, die uns den Vorhang öffnen würde zum Verstehen der nun beginnenden chaotischen Auswirkungen einer nur von sich selbst eingenommenen, nur sich selbst anerkennenden Menschheit, die sich über Religionen zum eigenen Gott erklärt hat. Diesen Wahn hat Shakespeare erkannt und in einfache Sprache umgesetzt. Wobei hier die Betonung allein auf dem Wort "einfach" liegt. Die Realität des Menschen ist aber nicht einfach, und es braucht ganze Bücher, um die geistigen Fehlleistungen des Homo sapiens zu offenbaren. Dies hat bis heute keiner vermocht, ausser mir selbst. Literaturkritiker, die von Realität noch nie je etwas begriffen werden, werden hier von "Wahn" reden wollen, ganz einfach, weil sie von "Welt" noch nie auch nur einen Hauch verstanden haben und darauf sogar noch stolz sind.


Franz Kafka

Ohne Zweifel war Franz Kafka nach den Normen des Literaturbetriebes ein grosser Geist. Und wie so oft, wurde er erst lange nach seinem Tod als solcher erkannt. Sein Leben war eine einzige angsterfüllte Misere, die er in seine Werke umwandeln konnte. Es fällt mir schwer, über Kafka herzufallen, doch im Dienst der Realitätserfassung muss ich dies leider tun. Ich habe einmal die gesammelten Erzählungen von Kafka gekauft und nach nur etwas 50 Seiten in die Ecke geschmissen. Dies soll ein Jahrhundert-Genie sein, diese Ansammlung einfachster Überlegungen? Gerade noch eine Legionsgeschichte aus Afrika konnte mich einigermassen rühren, der Rest war ohne jeden inneren Wert.

Doch beurteilen wird Franz Kafka nach seinem Turmbau: "Das Schloss" und "Der Prozess". Hier hat er den ganzen Wahn der Menschheit, das Machtgefälle zwischen denen, "die es geschafft haben", also der Elite und ihren grauenhaften Zudienern, die bis heute ihr Unwesen treiben in der Welt, zum Beispiel mit Bush und seiner CIA, in klare Worte gefasst. Er konnte dies, weil er ganz einfach sein fundamentales Lebensgefühl einer totalen Verunsicherung irgendwie auf Papier bringen musste. Und herausgekommen ist wertvollste Literatur. Und das war's dann auch schon. Denn denkerisch gibt es nichts her: Wir wissen seit Jahrtausenden, dass der Mensch ein wildes Tier ist, zum Okkulten neigt, jederzeit jeder jeden zu Tode foltern kann und wird, dass das "Tierische" im Menschen das "Menschliche" im Tier jederzeit um Potenzen übertrifft.

Wir hatten sie alle schon, die Keller der Verdammnis, wo Unschuldige schmachteten und zu Tode gefoltert worden sind, vom Katholizismus und allen anderen Religionen, von Funktionen der politischen Macht, nicht nur seit Pinochet, von Reichen, die Arme um den Verstand bringen. Kafka hat dieses Lebensgefühl in die Bücher gebracht, aber nicht die Erklärung, warum dies alles möglich sei, warum es geschieht, wohin die Reise einer solchen Spezies Homo sapiens noch führen wird. Und für die Menschheit ist nur diese Frage von Bedeutung, sonst liest man sich einfach an Kafka zu Tode und hat am Schluss nichts von den Mechanismen der Macht und ihrer zynischen Dummheit kapiert.

So ist es also auch bei Kafka: Wenn man den denkerischen Untergrund abklopft, bleibt nur ein dumpfes Stöhnen, und keine lebenswichtigen Erkenntnisse. Wozu dann davon schreiben, wenn man nichts lernt und begreift vom Wesen des Seins und eines seiner Hervorbringungen, dem Menschen?


Goethe

Es gibt Geister, die waren wahre Füllhörner des Geistes und brachten ihre Zeit in einem Ruck auf eine höhere Stufe der Erkenntnis über sich selbst. Ohne Zweifel gehört Goethe dazu. Er konnte schreiben was er wollte: Über die alten Griechen, die Geschichte, Reisebeschreibungen, Erlebnisse des Tages, seine eigene Existenz - immer schwang ein Untergrund tieferer Erkenntnisse über das Seiende mit. Und wo ist der Stachel? Er liegt genau da, wo mein Unverstand beginnt: Warum waren alle Philosophen und Denker aller Zeiten nie in der Lage, auch nur einmal ihre eigene Wichtigkeit unter den Scheffel zu stellen? Und zu erkennen, dass allein die Ursuppe oder der Ursumpf des Menschen, der Planet Erde und alle seine Funktionen das Wichtigste für den Homo sapiens sind?

Diesen Grössenwahn über das Menschsein, hat auch Goethe wie alle anderen kultiviert bis zum Exzess.

Und auch er hat nie erkannt, wohin diese Reise führen wird - nämlich ins totale Chaos. Der Wahn, dass der Mensch alles sei, und seine Lebensgrundlage, sein Planet, ein Nichts, ist der Urgrund, warum die Menschheit definitiv "down the drain" gehen wird, ohne jede Chance auf Korrektur und Wiederkehr. Warum nur hat Goethe nicht schon damals, in der Aufklärung hinein in einen Modernismus, der diese grauenhafte Massenmenschheit mit seinen technischen "Errungenschaften" begründen wird, der mittels Geldwahn, Technologie- und Wachstumswahn, Auspowerung des ganzen Planeten, wo bald jede Ressource in Giftstoff umgewandelt sein wird, wo uns die aus dem Gleichgewicht geratene Klima- und Wetterbalance bald um die Ohren fliegen wird, warum hat sogar ein Universalgenie wie Goethe, aber auch Da Vinci, Galileo und sogar Einstein nie begriffen, dass die Menschheit aufgrund ihrer geistigen Konditionierung, ihres Geisteswahns, ihrer Geldgier, ihrer Technologiegläubigkeit, an sich selbst scheitern werden und müssen?

Ist dieser Vorwurf "gerecht"? Goethe lebte doch lange vor dem Technologiezeitalter, der Wissenschaften aller Machbarkeiten, gelebt. Darum geht es nicht. Es ging immer nur um den Grössenwahn von Goethe und aller Denker seiner Art, immer nur den Menschen in den Mittelpunkt aller Wichtigkeiten zu stellen, und die Natur als Dekoration zu behandeln. Uns selbst, jedem von uns, wenn dies geschieht in einer Weise, die alle Literaturkritiker in die Hosen scheissen lassen vor Begeisterung, bleibt die Erkenntnis:

Warum haben diese Denker nie, absolut nie "fundamental" gedacht, in Bezug auf das Seiende? Warum haben sie immer nur sich selbst abgefeiert, eigentlich aber nur die Reichsten und Mächtigsten, sehr zum Schaden von den Armen, Vernachlässigten, den Tieren, den Pflanzen und der gesamten Ökosphäre des Planeten? Pure Dummheit, pure Überheblichkeit, pure menschliche Arroganz, ungewollte Blindheit? Nein, es war alles nur eine einfache Fehlentwicklung des Geistes einer aussterbenden Spezies. Ganz einfach. Eine andere Erklärung ist unmöglich, angesichts der totalen Selbstverblödung in der Jetztzeit, nicht nur bezüglich des Kulturschaffens und der "Wichtigkeit" von Literatur für die Zukunftsmenschheit. Ökologisch und planetar sind wir längstens schon alle tot.


Peter Bichsel

Heute hat Peter Bichsel offenbar seinen 75. Geburtstag. Herzliche Glückwünsche. Ich höre die Radiosendung, höre seine Stimme, die Geräusche des Zuges in welchem er sitzt, seine Geschichten, die zu Tränen rühren und staune über seine Kunst, das menschliche Leben und dessen Umgebung erkunden zu wollen. Ich ertappe mich, dass er mich erstaunt, weil ich ihn unterschätzt hatte, wohl ein Leben lang.

Und er sagt so feine Dinge über Jeremias Gotthelf und Gottfried Keller - fehlte nur noch der berühmte Robert Walser und Peter Bichsel selbst. Und einige Worte zu Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt. Mein Gott, ist das Leben doch einfach und schön: Man wird geboren, ist alt-klug schon als Kind, wird wichtiger im Mittelalter, verdummt in ehrlicher Weise im Alter und ist für immer entschwunden, einfach nicht mehr da, weniger wert als ein verstorbener Löwe. In der Masse der Ameisen zählt ein Leben weniger als ein Furz.

Was mich immer wieder erstaunt, an nationalen Dichtern, ist ihre geistige und örtliche Begrenztheit. Es ist nicht allein ihre Begrenztheit des Denkens und Geistes, sondern eine geplante und gewollte Begrenztheit des Denken-Wollens, wegdenken von Philosophie, von kein Wissen haben wollen in Gebieten der Wirtschaft, Politik, Ökologie, eine Ahnung haben von der Welt als Ganzes. Dies Alles wäre für kleine Denker einfach zu gross. Und natürlich viel zu gross für sämtliche Feuilletonisten der Welt, auch für Marcel Reich-Ranicki und Peter von Matt und andere Schweine der Selbstüberhöhung. Es gibt keine Unterschiede mehr. Alles ist deutsches "Fräulein-Wunder".

Ich sage nicht, Peter Bichsel sollte nie gelebt haben. Ich sage, dass er zu den 99,99 Prozent jener gehört, die niemals wirklich etwas Bedeutendes werden geleistet haben für diesen Globus. Und deshalb verrecken wir jetzt auch langsam - nur unterbrochen von den sentimentalen Trommel-Feuern von Schreibern, die offenbar als Schriftsteller geboren worden sind - und sich gerade deshalb niemals einen Gedanken leisten konnten zum "Real Seienden". Die Welt wird regiert von einem unglaublich tief stehenden geistigen Durchschnitt des Denkens auf Ronald Reagan Niveau - und weil wir Demokratien, Diktaturen der dummen Mehrheiten haben, in allen Gebieten von Politik, Wirtschaft, Philosophie, Kunst und Literatur, kommt alles so tief daher, dass ich mich freue, wenn ich meinen Hund rufen kann, in sein Gesicht sehen und sagen: "Du, Hund, hast wenigstens noch Instinkte, nicht wie die dummen Menschen. Du hast noch Werte, Du bist ethisch ohne zu wissen, was Ethik ist."

Lieber Bichsel, lerne etwas, das Dich gar nicht freuen wird: Menschen sind für die Katz - und DU hast dies niemals realisiert…. diese Menschheit hat sich selbst überflüssig gemacht. Wer nicht denkt, den bestraft das Leben, so wie Gorbatschow, der Arsch, der einen ethischen Ansatz im Sozialismus vernichtete, um das ganze Land dem Putin und seinen Oligarchen zu verschenken, getrieben von Friedman, Sachs, GW Bush und andere tierische Stumpfsinnige.


Philip Roth

Welch ein Getue um einen amerikanischen Schriftsteller, einen öden Pragmatisten, der "immer noch nicht" den Nobelpreis erhalten habe für seine Kunst, weil die Preisstifter eben aufbauende Literatur mögen und nicht den oberflächlichen Verriss von gelebtem Leben innerhalb  einer Lebenslaufbahn.

Recht haben die Schweden, jedoch nicht im Sinne, den sie selbst sehen. Wer wie Roth nur jene Wichtigkeit sieht im menschlichen Leben, von Sex, Charakter und Tod, und daraus seine Kunst schöpft, ist eigentlich ein irrer Idiot. Es darf niemals genügen, wenn Literatur sich nur noch um Menschen und ihre Gefühle und Schicksale kümmert, aber nicht um das ganze Welttheater, in welchem dieser Quatsch sich abspielt. Die Welt besteht nicht nur aus Menschen mit ihrer Dummheit und Selbstanklagen und Selbstmorden. Die Welt besteht aus Geist, Philosophie, Gerechtigkeit höherer Ordnung, allen Mitspezies eines grauenhaften Holocausts der Tiere, einem Kommen und Gehen von ganzen Völkern, meistens ausgerottet (ausge-rothet) aus Gründen von Arroganz, Gier, Überheblichkeit. Die gesamte Nation USA besteht aus diesem Gerümpel eines Kollektiv-Gefühls, das diesem Roth als Ganzes so ziemlich gleichgültig ist. Er wird verrecken zusammen mit seiner grossen Nation.

Alles was er schreibt wird einem Individual-Vorsatz geopfert, weil es sich leichter schreibt und weil es nicht klug ist, einen Roman in eine grössere Ordnung einzubeten. Er ist zufrieden, wenn der Leser mit ihm, Roth, leidet, sich freut, sich ärgert, Mitleid empfindet oder Rachegefühle. Er macht sogar aus Weibern und Huren ohne jede Selbstreflektion eine Art höherer Begründung des Seins, wo er doch nur von Dummheit, Kurzsichtigkeit, anerzogene Oberflächlichkeit und vielleicht noch psychischen Störungen ohne jeden Tiefgang, zu berichten hätte.

Mich stört das Theater um diesen Philip Roth beträchtlich. Es ist wie mit dem Deutschen Fräuleinwunder: Allein dass es gelingt, einige Seelen zu rühren, macht ihn und diese Schwatz-Weiber bereits zu Giganten unter den Schreibern. Man darf den Kerl ebenso abbuchen unter den Mittelmässigen, wie die schon früher Erwähnten - ohne eine Sekunde zu zögern. Leider braucht es etwas Intelligenz, dies Alles zu erkennen.


Thomas Mann

Die vielleicht tiefste Stufe in Literatur hat dieser Thomas Mann erreicht. Ist ja gut und recht, wenn er einige Miseren in Lungenstationen in Davos beschreibt, im Stile von Roth. Nicht zu verzeihen ist sein grauenhafter Nationalismus, gepaart mit gehörigem Rechts-Extremismus. Es versteckt seine Dummheit zwar sehr gut, plaudert von Demokratie, altem Griechenland und hehren Grundsätzen des Lebens, und bleibt doch ein Simpel.

Er erinnert sehr stark an Sartre und Camus. Sartre hat die Harfe der Links-Extremen gespielt, bis er die Blödheit der Linken bemerkte und sich distanzierte. Thomas Mann und Camus sind den Rechts-Extremen in den Arsch gekrochen, haben den Staats-Terror negiert und den freien Terror der Individuen gegeisselt, bevor auch diese Idioten erwachten aufgrund der realen Fakten.

Doch all diesen Hirnlosen hat es niemals interessiert, dass es auch einen Mitte-Extremismus gibt, den Liberalismus, den Schöndenker-Effekt in Wirtschaft, Kultur, Politik und Philosophie - ohne die eigentlichen Erkenntnisse über was möglich ist auf diesem Planeten, auch nur eines Blickes oder Wortes zu würdigen. Eine Schriftstellerei, die sich abgibt mit menschlichen Schwächen und Glaube an die Stärke von Nationalismus, gepaart mit Extremismus, mit dem Mitlaufen hinter den dummen Herren der Grösse, also Führer, Diktatoren, Präsidenten und anderer Durchschnitt des Geistes, ist schon verloren.

Heinrich Mann hatte recht: Solche Idioten sollten niemals die Erlaubnis erhalten, Bücher schreiben zu dürfen. Doch dass ausgerechnet immer wieder die gleichen und dümmsten Schönschreiber, beheimatet auf Kriegsschiffen der Blödheit, die Dynamit-Preise abholen dürfen, ist der grösste Skandal dieser Kultur-Menschheit ohne Kultur. Das Beste an Mann war offenbar sein Hund in Kilchberg - ihn hätte ich gerne gekannt...

Man darf getrost und sofort so ziemlich 99 Prozent aller Romane und Sachbücher, die je geschrieben worden sind, in den Kübel des Vergessens schmeissen, ohne dass die Welt auch nur ein Jota besser oder schlechter würde.


Ich könnte wohl noch viele "Schriftsteller" und Schreiber des Öden mit zu unrecht höchstem Anerkennungswert kritisieren, und trotzdem keinen Schritt weiterkommen. Es ist eben so, dass unterdurchschnittliche Denker, also das Feuilleton und die Kritiker, in der allgemeinen Dummheit der Völker, noch durchschnittlichere "Denker" abfeiern wollen - unbedingt, weil es so schön ist. Hollywood statt Verklärung des Abendlandes. Wir waren schon immer sau-blöde - und keiner hat es bemerkt...

Gegen diese allgemeine Blödheit ist einfach kein Kraut gewachsen. Wo sich alle und vor allem die Elite gegenseitig in die Ärsche kriechen, ist kein Platz mehr für höheren Geist. Man darf die "Kunst" in der Literatur unter diesen Voraussetzungen getrost vergessen für alle Zeiten.



Schlussbetrachtung zu Literatur und Philosophie

Generelle Betrachtungen zu den üblichen anderen Schreibern über das grossartige Menschentum

Die Selbstverblödung des Menschen hat ihren Ursprung in den Genen des Homo sapiens, ist eingedrungen in die Hirnstruktur des Menschen, hat die Geistigkeit dieser Spezies in sonderlicher Weise ad absurdum geführt, sodass am Schluss eine Casino-Welt des Geldes und des Wahns eines irren Wachstums für normal gehalten wurde. Ebenso zu nennen: Die Selbstvernichtung mit der Verpestungsindustrie mit Autos, Flugzeugen, Atomkraftwerken, Dämme in Flüssen, Künstliche Kraftwerk-Seen, Megapolen und Slums mit einer explodierenden Menschheit, die sowohl zahlenmässig mit ihrer Bevölkerungsexplosion, wie auch in der fundamentalen Geistestätigkeit, total ausser Rand und Band geraten ist.

Und die Optimisten in allen Medien schreien sich zu Tode im Behaupten des Gegenteils, weil ihre Geisteslichter im Intellekt ganz langsam am Verlöschen sind, vorprogrammiert von einem unglaublich naiven und oberflächlichen Bildungssystem in allen Schulen und Universitäten der Welt.

Ich bin jetzt etwas müde geworden, an diesem Samstag den 31. März 2007 (später bis 2010 etwas erweitert). Ich habe in meinen Büchern alle bedeutenden Schriftsteller, Philosophen und Theoretiker seziert und will es hier nicht noch einmal tun.

Sie kamen alle ins Visier: Sämtliche Philosophen (im Buch "Chaos") und sämtliche Wirtschaftstheoretiker der Vergangenheit, die von Bedeutung waren (im Buch "Macht x Dummheit = Selbstzerstörung"). Ich habe sie alle seziert bis ins Letzte ihrer Irrtümer und viel tiefer als ich es hier in diesem Essay je tun könnte. Doch es wurde wieder mal Zeit, dass ich etwas in meiner Muttersprache Deutsch schreibe, sonst verlerne ich es noch.

Und der Beweis, dass ich die Jetztzeit immer noch geistig in ihre Einzelteile zerlegen kann, ist damit zu meiner Beruhigung auch wieder einmal erbracht. Das kann genügen, bevor ich jetzt zum Morgenessen gehe. Diese Menschheit hat meine geistigen Bemühungen eigentlich nie verdient - und auch dies wird man erst nach dem Tode dieses Denkers begriffen haben, und lange nach dem Point of no Return der Menschheit - und dann wird es nicht nur für Literaturkritiker, sondern für die Spezies Homo sapiens als Ganzes definitiv vorbei sein.

Dies allerdings gilt nicht für die "Rest-Menschheit", erwähnt in "Orakel 1995", später im Buch "Linien zum Himmel ziehen" in "Orakel 2099" umgeschrieben, für die allein ich heute noch schreiben mag, neben den Editors Letters, die zwar interessant sind, aber keineswegs die Beachtung finden, die sie später einmal haben werden. Doch dies war noch nie ein Trost für Menschen, die ausserhalb der Norm standen, und von ihrer Zeit für jene Dummköpfe gehalten worden sind, die stets die Anderen, die Blender, die Berühmtheiten eines Nichts, also die Kritiker selbst diese Dummköpfe waren.

Es gibt kein Beispiel, wo einer der ganz wenigen wirklichen Denker, Philosophen, Komponisten oder Wissenschafter einer nicht destruktiven Art, zu seiner Lebzeit gewürdigt worden wäre wie sie es verdient hätten - und so wie er oder sie von der Nachwelt dann viel später als bedeutend erkannt worden sind. Bei dieser durchschnittlichen Blödheit der Völker und des Feuilletons, brauchte es immer ein "Entdecker" mit höherem IQ, bevor ein neues Genie geboren worden wäre. Wer zu Lebzeiten schon berühmt war, muss im Nachhinein relativiert werden - er war mit Bestimmtheit einfach nur ein Arschloch.

Bei Denkern wie Blaise Pascal, bei Musikern wie Bach, bei Malern wie van Gogh, dauerte es Jahrhunderte... und bei anderen sogar noch länger.....

Immer und zu allen Zeiten hatten die Hanswurste des öden Alltags des Infotainments das Szepter in der Hand - und dann wundert man sich am Schluss über den Niedergang einer ganzen Spezies, stets beschleunigend über die letzten 2000 Jahre ihrer Existenz - und in den letzten hundert Jahren seit 1950 völlig in die Senkrechte einer Selbstvernichtung übergehend.

Sie hat ihr Los verdient, dieses verrottende Menschentum, die wie Lemminge blind den Dümmsten im Geiste nachrannten, zu allen Zeiten der Historie dieses kuriosen Wesens "Mensch", dem höchsten, doch eigentlich tiefsten Tieres in der Evolution. Wir sollten doch eher von einer Spezies mit Namen "Homo non-sapiens" schreiben - und dies wäre dann erstmalig eine ernsthafte und dauerhaft wichtige Literatur.


René Delavy

2010