Nietzsche und andere Philosophen

Kritik an Friedrich Nietzsche  (1844 bis 1900)


Ich muss schon 100 Kritiken über Nietzsche verfasst haben, versteckt in allen Texten meiner Bücher. Auf Seite 5, oder 120, oder 250, einfach in irgendeinem Zusammenhang. Nietzsche eignet sich ganz besonders beim Aufzeigen von Denkfehlern bei allen Philosophen.

Soeben habe ich die zwei Bücher "Nietzsche Werke in zwei Bänden" durchgelesen und komme zu folgendem vernichtenden Urteil:

Was man auch immer schrieb über Nietzsche und andere Philosophen, ist eine Idiotie.

Dieser Kerl macht sich wichtig mit seinem Wissen, ohne je zu erklären, wie diese Welt funktioniert, wie alle Ursachen und Wirkungen zu interpretieren sind, er beschränkt sich auf das "ewig-Menschliche" und ist in seinen Aussagen so dünn und wichtigtuerisch, dass meine Literatur im Vergleich als genial zu bezeichnen sein wird.

Diese Kerle, es gab nie Kerl-Innen, waren NIE, was die Nachwelt aus ihnen machen wollte.

- Sie troffen vor einseitiger Sichtweise auf die Verhältnisse auf unserem Planeten, sie sahen nur ihre eigene Zeit - und niemals, in keinem einzigen Fall seit 2000 vor Christus, die Folgen ihres primitiven Denkens für die Zukunft - und diese Geisteshaltung wurde schlimmer und schlimmer.

War sie noch verständlich bei den Alten Griechen wurde sie im Mittelalter bereits blöde, steigerte sich in der Aufklärung um in der Post-Moderne völlig einzubrechen und abzusaufen. Noch nie waren die Denker blöder und stupider als HEUTE. Wer behauptet, heute gäbe es auch nur einen einzigen Philosophen auf diesem Planeten, ist schlicht eine hirnlose Sau.

Was es gibt heute - massenweise - ist einfach unglaublich dumme Typen, die die Gemütslage der Idioten von Menschen - wie im Schachspiel die Figuren - herum schieben, und dann mal zur Abwechslung mit einer Taschenlampe oder dann einem Scheinwerfer eines Flugzeuges zu erleuchten - die Parallele zur modernen Kunst ist frappant. Wo Dummheit zur Gewohnheit geworden ist, braucht es keine helle Köpfe mehr, die auf Täter und Opfer verweisen. Auch diese Unterscheidung ist im Chaos des oberflächlichen Denkens vollends ersoffen.

Die Philosophen - zu allen Zeiten - sie waren nie etwas Anderes als Ideologen, oder Rassisten, oder Gottes-Verehrer oder Atheisten - was genau gleich idiotisch ist. Sie krochen jedem reichen oder mächtigen VIP von Einfluss in den Arsch und vor allem: Sie schrieben einander ab, ohne je zu merken, dass sie gleich bei diesem Vorgang alle Denkfehler und Idiotien mit abschrieben. Und wenn sie einmal etwas kritisierten an anderen Philosophen, waren sie meist noch blöder in ihren Argumenten, als der wirklich miese Urtext ahnen liesse....

Ich will hier absolut losgelöst von irgendwelchen Einflüssen etwas schreiben zu Nietzsche. Doch im Moment bin ich müde und habe es eigentlich satt, diese Kritiken, nachdem ich soeben jene über Emil Cioran geschrieben habe, auch noch schreiben zu sollen. Aber leider macht es mich krank, dass wenn ich etwas suche zu Nietzsche, ich eine halbe Stunde vergeude um einigermassen fündig zu werden - und dann ist es erst noch nicht eine Gesamtschau auf das Wirken von Nietzsche.

Gemeint sind hier nicht die üblichen Wälzer mit Lobhudeleien der Nietzsche-"Rezeption". Die grundlegende Gestalt eines Philosophen lässt sich auf zwei A4-Seiten zusammenfassen.

Also, machen wir es kompakt.

Ich entdeckte Nietzsche sehr früh. Etwa mit 16 las ich "Also sprach Zarathustra" und "Ecce Homo" - und war begeistert. Dieser Mensch kennt die Menschen, er kennt die Wahrheit und er kennt den Übermenschen.

Es ist normal, mit 16 Jahren so zu denken, begeistert zu sein, es ist ganz normal. Man bewundert noch die Atomstreitkräfte der USA, man ist pro-israelisch, man meint, die Banken und Versicherungen würden unsere Vermögen schützen, man glaubt an Fortschritt, Gier, Karriere, Wachstum, Demokratie und Menschenrechte - und deshalb glaubt man gerne auch an Mondreisen, Sciencefiction und Übermenschen.

Es ging lange bis ich begriff, aber dann ging es den Bach runter mit Nietzsche.

Eines Tages begriff ich, warum Nietzsche in Turin - ich war damals selbst in Turin und schrieb daraufhin das Buch "Gedanken in Turin", also warum dieser Nietzsche wahnsinnig geworden ist, angesichts eines geschlagenen Pferdes.

Ich denke, damals wurde ihm bewusst: Die ganze Qual der Tiere und der Natur, und die gesamte Blödheit, nicht nur von Hitler, den er noch nicht kannte, sondern seine eigene und die Kleinheit und irre Blödheit des Menschen - seines Übermenschen. Welch ein Weckruf, als hätte den Idioten eine Pferdehuf getroffen.... - Dies hätte sogar mich in den Wahn getrieben, nur wusste ich schon um diese Verhältnisse als ich 10 Jahre alt war, schliesslich bin ich auf dem archaischen Lande aufgewachsen, um Schweine, Ochsen und Schafe, die vor meinen Augen zu Tode gefoltert wurden.

Und ab einem späteren Datum des Erwachsenwerdens, ich musste etwa 50 Jahre alt geworden sein, las ich Nietzsche erneut - aber auch alle anderen Philosophen - mit total anderen Augen. Jetzt war ich hellwach, hatte meine eigene Philosophien in Bücher gepackt, noch nicht gedruckt zwar, aber immerhin in zahlreichen Ordnern vorbereitet zur späteren Erfassung in meinem Werk.

Und erst jetzt war ich in der Lage zu erkennen, dass kein einziger Philosoph seit Plato - und ganz bestimmt nicht dieser Idiot von Friedrich Nietzsche - verstanden hatten: "Der idiotische Mensch, der von nichts eine Ahnung hat, sieht sich selbst als Übermensch - und den Planeten als technologischen Abfallkübel, der zusammen mit Meeren, Urwäldern, Ländereien, Luft und Wasser und Tieren, zu vernichten ist."

- Also, der Mensch vernichtet mutwillig, planmässig und gewollt, mit seinen technologischen Keulen und dem Kunstmittel "Money" die gesamte Öko-Sphäre der Welt - und zwar in einem Zeitraum von 200 Jahren, von 1900 bis 2100 - unwiederbringlich, unwiderruflich, ohne mit Cash auch in Trillionen von Dollars etwas noch korrigieren zu können am Niedergang in Wissenschaft, Ökologie, Wirtschaft, Politik und Selbstvernichtung des Menschen durch den Menschen, und zwar über die Vernichtung der Lebensgrundlagen - mit Massen-Gesetzen und Macht der Grossen Zahlen.

Es war logisch, es war einfach und es war vernünftig - und weit, weit, weit weg von jedem Geschreibsel eines Idioten wie Nietzsche, Kant, Habermas, Sloterdijk, Huntington, Fukuyama, Greenspan, Milton Friedman, JM Keynes, von Hayek, Krugman, Levy, Al Gore, Moore, Klein, GW Bush, Obama, Ratzinger, Mohammed, Reagan, Thatcher, Pinochet, 7 Dwarfs of Berne, Merkel, Berlusconi, Putin, Sarkozy, Mao, Buddha, Gandhi und andere verlogene Mandelas, die den Weissen die Reichtümer ihrer Länder und den Schwarzen die Kriminalität schenkten, Gandhi-Kriege der "Gewaltlosigkeiten" zwischen den Religionen herbeiführten, die Unschuldigen mit Hilfe der USA massakrierten und die Schuldigen vergoldeten und schliesslich die gesamte Weltwirtschaft mittels des gierigen Judentums an der Wall Street in den Abgrund stürzen würden - und zwar theoretisch und praktisch.

Was hat dies mit einem "Denker" wie Nietzsche zu tun?

Eben, genau alles, was die Leute mit tieferen Stufen des Denkens niemals sehen werden:

Es waren die Philosophen und die Wirtschaftstheoretiker, die den Grundstein legten zum Crash an der Wall Street, der führte zu Banken- , Konzernen und Staats-Bankrotten in sonder Zahl und einem Niedergang ohne Ende in Wirtschaft, Wissenschaft, Philosophie, Ökologie, Ressourcenvernichtung, Vernichtung von Ozeanen, Urwäldern, riesigen Ländereien, von Bienen und Insekten und von Mensch, die blöder noch waren als Bienen und Ungeziefer und schliesslich hätten diese Idioten seit Plato sehen müssen, dass ihr Denk-Modell einfach schon zu Beginn zum Kotzen war.

Statt Anpassung an die gegebene Kleinheit und Verletzlichkeit des Planeten, riefen sie alle nach Übermenschen, nach Wachstum und Profit, nach Wundertaten von verblödeten Hirnen in 99,9999 Prozenten der Menschenköpfe seit Adam und Eva bis zum heutigen Obama bin Barrack und andere hehre Scheisse von Hirnlosigkeit in höchstem und destruktivem Masse - und die von-Gott-verdammten Massen, eben die 99,9999 Prozent, missbraucht von den Interessen der kriminellen "Eliten", können es niemals sehen - ob sie nun Nietzsche je gelesen haben oder auch nicht. Es braucht einen minimalen IQ um zu begreifen. Wer diesen nicht hat, ist noch zu faul zum Erkennen, warum er selbst und bald einmal alle am Verrecken sein werden.

Ich darf an dieser Stelle erwähnen, dass ich zu Nietzsche viel Spezifischeres geschrieben habe in meinen Büchern. Es liegt an den Dummköpfen der Literatur, diese Stellen nicht entdeckt zu haben und noch entdecken zu müssen, um selbst darüber eine Philosophie des Öden schreiben zu wollen, was im Endeffekt wieder einmal noch blöder sein wird, als was sie meinen, bei Nietzsche und mir richtigstellen zu können - diese hirnamputierten Idioten.

Ich denke, fürs Erste genügt diese feine Kritik, wo ich wie üblich wieder einmal der Rahmen einer Fokussierung allein auf einen Philosophen allein, sprengte. Und genau dies ist es doch, was jeden Leser dieser Zeilen aus dem Konzept und weit über seine eigenen Denkgrenzen strapaziert.

Und weil kein Schwein bereit ist, die Schweinerei in seinem Hirnkasten selbst sehen zu wollen, kann es geschehen, dass die Welt absäuft und jene, die den Vorgang hätten verhüten können, während Jahrzehnten zu Tode geschwiegen worden sind.

Es ist ein Witz der Weltgeschichte, dass 1000 idiotische Schreiberlinge als Philosophen verehrt worden sind in 2000 Jahren - und wenn endlich ein Denker aufscheint, gerade als das Weltenschiff am Absaufen ist, sind die Idioten immer noch geblendet vom Scheiss des Ewig-Menschlichen, statt die Realitäten zu sehen und das Chaos durchschauen zu wollen, wie es nun wirklich gegeben ist.

Wenn es eine Liste für Todesstrafen aus Dummheit geben würde, ich könnte mit Leichtigkeit aus dem Stegreif einige 100 Namen nennen - und ich rede jetzt von heute lebenden Imposteurs.


René Delavy - Berlin and Bournemouth


geschrieben am 18. Juni 2010





ebenfalls zum empfehlen:


Aus dem Buch "Reise in die Phantastik der Vergangenheit" das Kapitel 25 über Nietzsche.   



Reise in die Phantastik der Vergangenheit


XXV



Der Turm schraubt sich endlos in den Himmel. Unten breit und wuchtig, viereckig, altertümlich, gegen oben verjüngt sich das Ganze immer mehr, wird filigran und beinahe verspielt und verliert sich im Himmel über Turin. Hier hat ein Mensch seinen Verstand verloren, der offenbar zuviel über die Welt und das Dasein nachgedacht hat. Ein Pferd wurde geschlagen und ein Denker, der nur über das Menschsein an sich philosophiert hat, ein Leben lang, wird sich wohl von einer Sekunde zur anderen bewusst, was er alles nicht sehen wollte beim Denkprozess, was er immer verdrängt hat, nämlich dass die Welt ein chaotisches Spiel ist von vielen Abhängigkeiten mit sehr vielen Beteiligten, wo der Mensch nur eine einzige kleine Schraube in einem Irrgarten und einer monströsen Mechanik im Ganzen darstellt. Was für ein Schlag ins Gehirn, dies alles erkennen zu müssen innerhalb eines einzigen Augenblickes. Der "Übermensch" Nietzsche sieht seine echte Grösse zerronnen.
            Ein Pferd wird diesen Philosophen, der immer nur die hohe Wichtigkeit des Homo sapiens erkennen wollte, auf den Boden der Tatsachen und somit um den Verstand bringen. Doch vorher hat dieser Denker noch mit einem anderen Denker der Moderne gesprochen, mit John Demaster, oben im höchsten Zimmerchen des wundersamen Turmes, mit Sicht über die ganze Stadt Turin, den Po, die Pärke, die Schlösser und die vielen kilometerlangen Arkaden, die die Stadt durchziehen. Und jetzt sprechen sie voller Engagement und Verve miteinander, denn Nietzsche will, was er nicht wissen kann, die Gelegenheit nutzen, ein letztes Mal seine Sicht der Dinge auszubreiten. Und John will nun wirklich wissen, wie ein Denker einer höheren Kategorie über die Zeichen seiner Zeit und die Realität nachgedacht hat - vor vielen, vielen Jahren.


Friedrich Nietzsche  (1844 - 1900)

Ich habe dein Buch "Also sprach Zarathustra" gelesen. Ein Meisterwerk. Voller Geheimnisse über das Sein und Werden, voller Poesie auch, wohl das Endprodukt vieler Recherchen in der östlichen Literatur, altgriechischen Schriften, Büchern von philosophischen Vordenkern. Und dann in einem Schaffensrausch hingeschmissen, in einem Guss.
            Ja, John, das war in Sils Maria. An den Seen des Engadins, bei Maloja und St. Moritz. Da habe ich einige Jahre verbracht, immer wieder. In der Stille dieser Landschaften hoch oben in den Alpen konnte ich mich sammeln und die Texte flossen nur so aus mir raus. Der Verkauf der Werke war dann nicht so toll. Mein Hauptwerk fand noch nicht einmal hundert Leser für die Erstausgabe.
            Friedrich, dies ist das Schicksal von allen aussergewöhnlichen Schaffern von Kunst, Literatur oder Philosophie. Nur die Mittelmässigen finden sofort ihre Käufer. Heute sind die Buchläden voll mit dem ewig gleichen Schrott des Geistes: Sachbücher zu Befindlichkeiten, Beschreibungen von Lebensläufen, die schon Tausende von Malen abgegrast worden sind, alles geschrieben in der ewig gleichen Sprache, angelernt an Universitäten und Literaturschulen. Die Nichtdenker in den Feuilletons fallen immer noch, wie zu deiner Zeit, auf dieses durchschnittliche Zeugs herein und werden deshalb jeden grossen Maler, Komponisten, Denker und Dichter zu Lebzeiten verpassen. Es grenzt an ein Wunder, dass diese Namen nicht für immer und ewig untergehen, sondern wieder von der Zeit eingeholt werden. Stets wird irgendein Kerl kommen und die Fundstücke zu Tage fördern, manchmal Hunderte von Jahren nach dem Leben des Genies. Für mich ist dieser Vorgang eigentlich auch ein Mirakel, das ich nicht verstehe, diese Vernachlässigung, wenn die Ware frisch ist und die Bewunderung, wenn die Sache, zumindest der Schöpfer der Sache, schon tot ist.
            Ich habe ja noch Zeit, an meinem Renommee zu arbeiten, ich denke, dass ich noch viele Jahre voller Schaffensfreude vor mir habe. Der Mensch wird wohl noch Jahrtausende brauchen, um alle Geheimnisse dieser Welt zu erkennen und zu begreifen. Das Interesse der Massen an der Philosophie wird wohl immer mehr wachsen, von Jahrhundert zu Jahrhundert, denn es ist eine Konstante des Menschseins, dass er alles erkennen will, was ihn umgibt. Die ganzen Geheimnisse einer kaum übersehbaren Existenz in einer unglaublich komplexen Realität werden uns Menschen noch lange beschäftigen. Doch wie gesagt, ich selbst kann ja noch einiges dazu beitragen, nicht wahr, John?
            Ja, so ist es, Nietzsche, wenn dir nicht ein Pferd über den Weg läuft, das zufällig am heutigen Tage geschlagen wird. Du überschätzt die Denkkapazität der Menschheit, die Massen von Neugeborenen mit gleichem Horizont erzeugt, masslos: Die Leute werden nicht immer mehr von Philosophie wissen wollen, sondern immer weniger. Dafür wird das Geld zunehmend wichtiger werden, je mehr davon zur Vernichtung freigegeben sein wird. Doch lassen wir dieses Detail. Auch ein Genie wie du muss nicht alles wissen. Aber ich möchte erfahren, wie du die Welt siehst.
            Die Welt ... die Welt! Du machst wohl Witze, mein Freund? Die Welt ist ein perfektes Chaos, eine Welt voller Rätsel, ein Globus voller Wunder, auf welchem der Mensch alles vermag, was er sich nur vorstellen kann. Der Mensch wird sich in seinem Wissen immer weiter steigern und steigern, die Möglichkeiten auf dem Weg zum absoluten Beherrscher des Globus sind unbegrenzt. Ich denke, dass wir nicht genügend Vorstellungskraft besitzen, um uns die Welt in zweihundert Jahren vorzustellen.
            Ich, Friedrich, habe diese Vorstellungskraft. Ich weiss genauestens, was und wie sie sein wird, die Welt im Jahr 2000. Deshalb will ich wissen, wie ein Philosoph dachte zu seiner Zeit, als alles begann, die ganze Vermenschlichung des Erdballs durch die Wissenschaft, die Technologien, die Erfindungen, die Maschinen und das Geld. Ich will wissen, wie es dazu kam, dass diese "Wunder" der Selbstverwirklichung, diese Entwicklung zum "Übermenschen" hin, tatsächlich geschehen konnten.
            Du bist naiv, John. Du glaubst zu wissen und weißt gar nichts. Der Mensch wird Schritt für Schritt vorangehen, seine Entdeckungen machen, daraus seine Lehren ziehen, sich vorsichtig einen Schritt weiter vorwagen, alles absichern, dann die Spätfolgen seines Tuns bedenken und nur die Wege gehen, die keine Gefahr für die kommenden Generationen darstellen.
            Interessant, lieber Nietzsche: Was du hier sagst, widerspricht zu hundert Prozent deinen philosophischen Lehren, die dem Menschen die Allmacht über das Sein auf Gottes Erde vom Himmel herunter versprechen und damit jenen Effekt erzeugen, den die ganze Menschheit im Jahr 2000 immer noch nicht durchschauen wird, weil die Intelligenzija weiterhin die Texte von Nietzsche, Kant, Schopenhauer, Aristoteles, Platon, Heidegger, Habermas, Sartre und Sloterdijk verschlingen und verabsolutieren wird. Dazu werden sich noch einige pragmatische Arschlöcher aus den USA gesellen und sich wichtig tun mit irren Vorstellungen von Realität, die Irrlichter werden Namen tragen wie Huntington und Fukuyama, sie werden grosse Beachtung finden von den orientierungslos gewordenen Massen und das wäre dann auch schon das Highlight der Geisteswelt um das Jahr 2000 gewesen.
            Bist du etwa ein Hellseher oder Prophet, lieber John? Warum nur sprichst du dauernd vom Jahr 2000, wo wir jetzt kurz vor dem Jahr 1900 am Beginn einer neuen Zeit, einer Zeitwende sind, die schon genug interessant ist? Ich wiederhole es: Alle Denker der Vergangenheit haben vorausgesehen, dass das Denken des Menschen wahrlich grenzenlos ist und sich damit sein Handeln in neue ungeahnte Höhen fortentwickeln wird. Es ist zu vermuten, dass in der Zukunft alles bisher Gesehene bei weitem übertroffen wird. Wir sind aus der Vorhölle des Mittelalters hinausgewachsen, haben in der Aufklärung Anlauf geholt und schaffen uns für die spätere Zukunft ein Paradies auf Erden. Wir werden sehen: Gerechtigkeit, Besiegen aller Krankheiten, ewigen Frieden mit den Menschen, den Tieren und der Natur, für immer und ewig. Meine Euphorie bleibt ungebrochen für die Zukunft. Du wirst meinen Glauben an die Wichtigkeit des Menschen nicht erschüttern können, John.
            Dies ist also die Gedankenfülle, die auf der Höhe der Philosophie regiert, dieser Glaube an Machbarkeit, Vernunft, Kritik, Selbstkontrolle, ein Lehrgang oder Leergang hin zum automatischen Erreichen eines Paradieses kraft der Intelligenz des Homo sapiens. Grossartig! Deine Spaziergänge am Silsersee und Malojasee haben sich wahrlich gelohnt. Deine Schreibe sollte man in Gold einrahmen. Ich will dich nicht deprimieren, Nietzsche, doch ich sehe langsam ein, warum ich in 200 Jahren, bei meiner späteren Wiedergeburt,  werde schreiben müssen, dass alle Philosophen perfekte Idioten waren. Sie haben immer nur die Allmacht des Menschen gesehen, als Mittelpunkt allen Geschehens. Die Grenzen von Wachstum, Fortschritt, Wissen, Denken und Handeln auf einem beschränkten Planeten mit beschränkten Ressourcen und mit im Verhältnis zur Erdmasse gesehen sehr wenig Luft und Wasser, haben sie nie bedacht. Wenn man alle Luft der Erde in eine Kugel einbläst, bedeckt diese gerade mal Mitteleuropa, das heisst, die Kugel hätte einen Durchmesser von der Grösse Mitteleuropas. Unendlich klein ist diese Kugel im Grunde. Und wenn man den gleichen Vergleich macht für alles Wasser der Meere, Seen und Flüsse der Welt, würde die Kugel mit Durchmesser von Spanien gerade mal dieses kleine Land überdecken. Es braucht also ein Nichts, und dieses Wasser ist verseucht, und ein ganz kleiner Bruchteil des Wassers, das Trinkwassers in dieser Kugel, erst recht. Also:  Wie viel verseuchte Luft und verdrecktes Wasser, wie viel Verdunstung durch künstliche Dürreperioden, die sich dann wieder in Sintfluten entladen, wie viele Maschinen, die die Luft zu Milliarden von Tonnen in Giftgas verwandeln, ertragen diese Kugeln ohne nie wieder gutmachenden Schaden, lieber Nietzsche? Sag endlich etwas Intelligentes!
            Red keinen Unsinn. Es gibt keine Kugel über Europa und keine über Spanien. Zudem ist der Luftvorrat unendlich und die Erde ist überschwemmt mit Wasser. Also gibt es keine Grenzen des Wachstums und des Fortschritts, lieber John. Die Wege des Herrn sind wunderbar, die Möglichkeiten des Menschen als oberste Art auf der Welt ohne Grenzen, die Phantasien des Geistes erlauben jeden Höhenflug, den sich ein intelligentes Hirn auszudenken vermag, wir stehen vor einer neuen Zeit des Aufbruchs in ungeahnte Höhen. Doch du scheinst des Wahns zu sein - oder du beabsichtigst, meinen Geist zu verwirren. Warum du dies tust, entgeht mir völlig.
            Es hat keinen Wert, dir die Zukunft erklären zu wollen, Friedrich. Ich tue es hier allein für den Leser dieses Textes, nicht für dich. Zur Erklärung nur soviel: Würde man die Erde als Kugel darstellen die nur zehn Meter Umfang hätte, wären die Luft- und die Wasserschicht so dünn, dass man sie gar nicht richtig darstellen oder bemessen könnte. Und somit hat man dann eben im Jahr 2000 errechnet, dass dieses bisschen Luft und alles Wasser der Erde in zwei Kügelchen neben der Miniatur-Erde Platz finden können, mein Lieber. Du kannst dir dieses Bild ja mal vorstellen... Und wenn der Mensch im Massenwahn alles verdreckt und alles Erdöl vergast, weil eben keiner die Grenzen von Wachstum und Machbarkeit respektierte, wird die Zukunft eben nicht so wahnsinnig toll sein, wie du glaubst. Und dafür mache ich alle Philosophen von 2000 Jahren und mehr, die ganzen Denker der Zeit vom alten Griechenland bis zum Jahr 2000 nach Christi Geburt, verantwortlich. Denken unter sehr erschwerten Umständen ist ein hoch komplexer Prozess, den nur einige Privilegierte beherrschen, sofern sie von den Vordenkern nicht durch falsche Vorgaben völlig in die Irre geleitet worden sind. Und genau dies ist eben passiert, lieber Friedrich, auch mit dir, genau dies. Das ist schon alles. Dies ist meine ganze Weisheit.
            Du bist ein Fanatiker, John. Ich kenne diese Typen. Sie sprechen laut, mit Überzeugung, sind sektenartige Autisten und geben sich als mächtige Philosophen aus. Die Welt ist voll von Apokalyptikern, Untergangspropheten. Du bist nur einer mehr. Zum Glück wird ansonsten die Welt von tollen Optimisten geprägt, nicht von den vielen hoffnungslosen Pessimisten deines Genres, lieber John.
            Jede Sekte und jeder Aberglaube, aber auch jede absolutistische Religion ist mir ein Gräuel. Da irrst du dich gewaltig, Nietzsche. Die Zukunft wird nur einen Massstab für die ganze Wahrheit kennen: die Geschichte des Globus, wie sie sich bis zum Jahr 2100 ergeben haben wird, nach dem Zusammenbruch des ganzen Wahns der Machbarkeiten. Und du, Friedrich, mit deinem Optimismus, wirst für die Selbstüberhöhung des Homo sapiens einen Teil der Mitverantwortung tragen müssen. Doch nun geh deines Weges, dein Geplapper hat mich müde werden lassen und etwas hoffnungslos. Geh hinunter auf die Strasse, wo Menschen und Pferde sich tummeln, in schöner gegenseitiger Abhängigkeit, bei der Bewältigung ihres so unterschiedlichen Schicksals als Mensch und Tier, jeder mit seinem Einfluss auf das zukünftige Geschehen. Geh nur, die Zeit wird dir nicht mehr lange werden.


John erträgt nun die Stille dieses Raumes in der Höhe eines Turmes über der Stadt nicht mehr und er hält auch das Schicksal des armen Nietzsche, das jetzt gleich zuschlagen wird, nicht aus. Er denkt sich in eine andere Zeit und an einen anderen Ort und findet sich im Jahr 2005 an einem See wieder. Er erkennt die Silhouette der Berge, der Alpen, er sitzt auf einer Bank am Silsersee zwischen Sträuchern und Lärchen, genau da, wo vor vielen Jahren ein Mensch mit zerfurchter Denkerstirn täglich vorbeigewandert ist, auf der Suche nach der absoluten philosophischen Wahrheit, die er bei aller Anstrengung doch niemals finden konnte. Er war das Opfer des Massenwahns einer einzigen Spezies, des Wahns, dass er wie Gott die Realität auf dem Planeten Erde gleich selbst schaffen könnte. Dieser fundamentale Denkirrtum wird der Spezies das Leben kosten. Doch bis dahin bleibt noch einige Zeit, vielleicht sogar Zeit und Raum für echte Korrekturen. Doch so wie John die Menschen kennen gelernt hat, wird es bei Selbstbelügungen und kleinen Retuschen im Faktischen bleiben. Ein Expresszug falschen Denkens und Handelns, der stets noch mehr beschleunigt, rast auf die Endmauer zu und wird niemals einfach innerhalb weniger Jahre vor dem Crash zu stoppen sein. Fatalismus ist jetzt gefragt, die Illusion eines "Prinzip Hoffnung" - und John geht in eine Luxusherberge, isst wie ein Fürst und lässt sich den teuersten Wein des Kellers auftischen. Er schaut in die Landschaft, auf die Kerzen auf dem Tisch, in den klaren Himmel und ist glücklich. Er sitzt hier wie einst Nietzsche und er hat ihn eben noch, kurz vor dessen Tod, gesehen und ein wenig mit ihm philosophiert. Doch verstanden haben sie sich leider nicht.