Hermann Hesse

Kritik an Hermann Hesse (geboren 2.7.1877 - gestorben 9.8.1962)


Im Laufe der Jahre habe ich verschiedene Werke von Hesse gelesen und war jeweils im Moment des Lesens sehr beeindruckt.

Natürlich hing mein Verständnis vom Alter ab, in welchem ich die Bücher las, aber immer fand ich sie hochinteressant, kurzweilig, hervorragend formuliert und dichterisch wertvoll.


Ich weiss nicht, ob die Bücher von Hesse je aus unserer Zeit fallen werden. Doch gehen wir ein auf einige Thesen und Gedanken von Hesse:

1. Er fand, die Schrift (und das Lesen und Schreiben) sei die grösste Gnade der Menschheit, niemals zu übertreffen durch Film, TV, Musik, Malerei, Kunst, Wissenschaften oder was auch immer. Wer sich verständlich machen will, wer den Geist auf neue Höhen treiben will, wer die Welt erklären will, wer Poesie betreiben will und wer Wissenschaft fördern will, muss Bücher schreiben. Moderne Medien wie auch das ihm noch unbekannte Internet, würden niemals in der Lage sein, den Wert von Büchern zu ersetzen oder diese gar zu vernichten, eher geschehe das Gegenteil, weil andere Medien die Völker verblöden, statt es aufzuklären. Natürlich schrieb Hesse diese Theorie etwas eleganter, aber dann auch um Klassen unverständlicher.

2. Hesse sah es richtig, dass beinahe kein Mensch die Bücher begreift, die er liest, so wie es der Dichter meinte, weil die Absicht des Dichters eine ganz andere sein kann, als der Leser zu begreifen meint. Es gibt also eine Blindheit im Lesen und Begreifen und nur sehr wenige Menschen sind auf dem Niveau eines denkfähigen Dichters und könnten wenigstens Teile der Werke verstehen und korrekt verarbeiten.

3. Hesse erkannte, dass die grössten Denker und Dichter und Philosophen lange nach ihrem Tod anerkannt werden. Die Dunkelziffer der untergegangenen Genies muss gewaltig sein, während oberflächliche Idioten immer in der Gegenwart von der Masse verehrt werden und später immer für ewig in der Versenkung verschwinden, weil sie nur gefälligen Quatsch in die Welt setzten.

4.  Hesse erfand eine Beschreibung von Stufen von Lesern in ihrer Qualität, wie es Stufen der Bedeutung von Schriftstellern und Menschen gibt. Doch wer diese Stufen beurteilen können soll bei der Oberflächlichkeit der meisten Leute, scheint mir nicht ersichtlich, nachdem gemäss meinen "8 Stufen des Denkens" eigentlich nur die Menschen der Stufe 1 des gegebenen Verstandes ein Niveau erreichten, was genügen könnte, um die Welt und die Werke die sich mit dieser befassen, begreifen zu können.

5. Hesse meinte, dass die Welt einerseits aus der Natur und ihren Geheimnissen und anderseits dem Geist bestehe, wo Philosophen, Denker und Götter sich tummeln. Wir müssten beide Seiten vereinen, meinte er, um zu begreifen wie wir ein "wertvolles Leben" führen wollen. Wer zu wenig begreift vom Sein, von Geist und der Natur, lebt nur in den Tag hinein und verpfuscht sein ganzes Dasein. Da bin ich völlig der Meinung von Hesse, auch wenn ich es total anders interpretiere. Die Grundlage des Menschseins ist bei ihm eine andere Kategorie als in meiner Literatur.


Natürlich hat Hermann Hesse noch viel mehr geschrieben und gemeint und erklärt, aber die erwähnten Punkte scheinen mir sehr relevant zu sein.


Nun allerdings zu meiner Kritik des Dichters Hermann Hesse:

1. Für Hermann Hesse zählt nur der Mensch an sich. Er könnte die Person gewesen sein, der wie die gewöhnlichen und dummen Politiker behaupten wollte: "Für unsere Partei steht der Mensch im Mittelpunkt". Damit ist klar, dass Hesse die Dummheit und die Verderblichkeit der Eliten und ihrer Massen niemals erkannte. Wenn er von "Weltverbesserern" schrieb, meinte er esoterische Spinner, die wirklich zu blöde sind, um überhaupt beschrieben zu werden. Die Idee dass der Mensch das Mass aller Dinge zu sein hat, dass die individuellen Leben so unendlich wertvoll seien, dass die Existenz von blöden Kulturen und kriminellen Religionen sogar wertvoller seien als die Natur an sich, ist die Grundlage zu einer Schreiberei von Hesse, die gewaltig überschätzt wird in ihrem Wert, weil er den Wert des Menschseins ungemein überschätzte, wie alle Schreiberlinge, die so sehr geschätzt werden vom überflüssigsten Beruf der Welt, den Feuilletonisten. Ein Menschenfreund ist eben kein Menschversteher und schon gar nicht ein Weltversteher.

2. Hesse erkannte nie, wohin die Reise der Menschheit geht. Er glaubte auch an "Fortschritt", an Wachstum, an Technik, an ein Überleben der Tüchtigsten, an Anstand höher im Sinn als berechtigte Kritik, er glaubte an den Sinn von gemeinten Autoritäten und den Mächtigen des Geistes, ohne je zu erkennen, wo die Denkfehler in den Systemen der dummen Menschen liegen könnten. Er wollte sie nicht sehen, sondern allein das Gebaren und die Verhaltensweisen von Menschen schienen ihn zu interessieren. Er setzte "die Liebe" als oberste Maxime und erkannte nicht, dass jede Liebe verlogen ist, egoistisch und schnell endend.

Und so tanzt man als blödsinniger Liebesmensch mit anderen Menschen höherer Esoterik seiner Zeit  über dem Lago Maggiore auf einem Monte Stupido, statt die Welt verstehen zu können. In diesem Sinne war er noch schlimmer als Esoteriker eines niedrigen Geistes, als etwa Nietzsche oder aller amerikanischen Pragmatiker der Philosophie und Dicht-"Kunst" aus der Vergangenheit bis heute.

3. Hesse schrieb gute Erzählungen, die normalerweise zu denken geben sollten, über den Wert von Lebenswegen, von Verhaltensweisen, von Gesellschaftsformen und was auch immer. Jedoch ohne zu erkennen, dass die Naturgesetze gewaltige Grenzen setzten diesen Idioten von Affen und die Geisteswelt künstlich hochgepuscht wurde von denkunfähigen Träumern, und aus diesem Grund wird eigentlich jede Erzählung oder jeder Roman einfach nur wertlos. Es ist wohl alles in dieser Weise eine kleine Unterhaltung des Geistes, die aber die Menschen meist dümmer hinterlässt, als sie vorher gewesen sein mochten.


Ich denke, Hermann Hesse war im esoterischen Sinne eine Genie wie Shakespeare in der Theater-Schriftstellerei, wie ein van Gogh in der Malerei oder ein Händel in der Musike, aber leider war ihm keine Grundlage gegeben um die Welt als Universalgenie zu begreifen. Und wer die Welt nicht begreift, wird immer nur einen kleinen Ausschnitt der Realität zu Tode walzen, sich mit Details und Verhaltensweisen wichtigmachen, behaupten viel verstanden zu haben und doch nur ein kleines Rädchen im Triebwerk des Seins gewesen zu sein.

Alle Romanschriftsteller der Welt, so auch dieser Hermann Hesse, kranken an immer denselben Denkfehlern:

Sie alle schreiben von den Erlebnissen von Menschen in ihrer Zeit und was so geschieht, was sie denken, wie sie sich freuen und leiden, geboren werden und sterben und wie die Schicksale so sind und dies geschieht immer in einem luftleeren Raum. Dabei wird hoch geschätzt, wenn diese Texte in phantasievoller Sprache daherkommen und die Gefühle des Lesers aufwühlen. Diese Eigenschaft sollen nach Ansicht eines dummen Feuilletons  alle Bücher haben, egal ob von hervorragenden und oberflächlichen Künstlern geschrieben.

Wer aber den Raum und die Zeit ignoriert, die Tiefe der Geschichte, die Vergänglichkeit der Natur, wer zudem das Ganze der Welt in ihrer Geschichte missachtet, die Systeme und die Zwangsläufigkeiten einer geisteskranken Zivilisation nicht kennt, die Kriege, Terror, Folter, menschengemachte Katastrophen einfach hinnimmt als gottgegeben und keine Tiefe entwickelt im Sinne des Schicksals eines Planeten und dessen verblödeten Gesellschaft darauf, wird nie einen wertvollen und wahren Text schreiben, sondern wie alle Medien nur erfassen "was ist" und wie man so lebt. Dies ist nicht nur zu wenig, es ist auch falsch und wertlos. Und so sind in meinen Augen beinahe alle Romane und andere Menschengeschichten wertlos, denn sie erklären nichts, keine einzige Ursache oder Wirkung einer Spezies, die zum Tod verurteilt war, eigentlich schon zu allen Zeiten. Dass es auch anders geht, habe ich nicht nur in den philosophischen Werken geschrieben, sondern auch im Roman "John Demaster" und den Erzählungen "Reise in die Phantastik der Vergangenheit".

Wer es anders sieht, ist mir willkommen. Doch wer meine Zeilen widerlegen will, muss erst noch geboren werden.


René Delavy - Berlin and Bournemouth

written on November 29, 2015


«Steppenwolf» - von Hermann Hesse 

Nach etwa 40 Jahren lese ich diesen Roman erneut, weil mir die Lektüre ausgegangen ist. Erst morgen kommen wieder drei Bücher an. 

Beim Lesen der ersten 100 Seiten fällt mir sofort auf, dass der Hesse eigentlich mich beschreibt. 

Nun beklagt sich Hesse jedoch in der Einleitung, dass er zahlreiche Briefe erhielt seinerzeit von Idioten, die behaupteten, sich im Steppenwolf wieder zu erkennen, Aber leider gehe aus den Texten hervor, wie sehr sie den Roman in keiner Weise begriffen hätten, denn beim Kerl handele es sich nicht um einen wissenden aber verzweifelten Charakter - sondern ein Typ auf der Suche und dem Weg zu «Heilung». 

Nun habe ich ein ganzes Buch verfasst «Vom Sinn und Unsinn der Literatur» und lasse mir von diesem Idioten von Schreiber nichts mehr vormachen. 

In Wahrheit sind die Romanschriftsteller und alle Sachbuchautoren mit beinahe keiner Art von Intellekt gesegnet und schreiben einen fürchterlichen Mist zusammen. 

Da die Masse der Leser und Verleger noch um 50 Prozent blöder sind als diese Autoren, kann man die ganze Sache spülen. 

Und so auch bei diesem Roman: 

Ich darf zu keinem Moment versuchen die Denkfehler von Hesse zu bemerken, sonst würde er mit verschissenen Hosen dastehen. Und so werde ich für einmal das Buch lesen, so wie es ist, und froh sein, dass wieder ein paar Tage durch Land gingen, bevor ALLES zusammenkrachen wird in den kommenden Jahrzehnten. 

René Delavy – August 2023