Von Tieren und Menschen

Tiere 

 

Ich werde nicht das Zeitliche segnen, oder den Papst, oder den Trump, also vom Erdboden verschwinden, ohne vorher einmal etwas ausgiebig über Tiere geschrieben zu haben. 

Sie haben es verdient, dass ich sie erkläre. Oder besser gesagt, dass die Tiere mich erklären, was auch schwierig ist.

Jahrelang sass ich auf dem Rücken eines Pferdes, eigentlich ein Pony, genauer ein Norweger, ohne runter zu fallen. Wir rasten durch Wälder rund um die Stadt, über Wiesen, am Rhein entlang oder an der Thur und übernachteten in Gasthöfen. Die Arbeit mit diesen Tieren war sehr anstrengend. Irgendwie fand ich es komisch, auf einem Tier zu sitzen und es anzutreiben und versuchte, etwas zu empfinden für das Ross, aber es gelang mir nie. So stand ich vor dem glotzenden Pferd und versuchte mich hineinzudenken, aber es gab keinen Kontakt, denn das Pferd lebte einfach in einer anderen Welt und dachte: "Wer auch immer auf meinen Rücken hockt, wird wohl wissen was er tut". Ein Bewusstsein von Leben, ich konnte mir nicht vorstellen, dass mein Liebling dies hatte und kaum hatte ich aufgehört zu reiten, vergass ich alle Pferde und meine gesamte Vergangenheit mit diesen Tieren. 

Er wich nicht von meiner Seite, schaute mich aufmerksam an von unten, erwartete was ich als nächstes tun würde, trabte mit mir durch Schluchten, wilde Gegenden, durch Einkaufszentren, in Zügen, durch 10 Länder - und im Haus war er an meiner Seite beim TV und schlief auf dem gleichen Bett – alle meine Hunde. Nichts liebte ich mehr als Hunde, nicht nur den eigenen und wunderte mich über das rasche Altwerden und Sterben und dann ein anderer junger Hund und alles begann von Neuem. Seine Abhängigkeit war total und trotzdem machte der Hund oder die Hunde, was sie wollten. Der Kontakt war völlig anders als mit Pferden, aber ein Bewusstsein seiner selbst, konnte ich kaum ahnen bei meinem Liebling. Irgendwie fand ich es eine Schande, wie überlegen ich mich fühlte und versuchte, mich in ihn (meist war es keine Hündin) hinein zu denken, aber es führte nur dazu, dass ich mich in mich selbst hineindachte und mich dabei ziemlich elend fühlte. Ohne meine Hunde wäre mein Leben noch mehr Scheisse gewesen, ich gehe auf die Knie vor all meinen Hunden. 

Manche Leute ziehen Katzen vor, was ich begreife. Wenn man meint zu Hunden nichts so richtig zu ahnen, was das eigentlich ist, ist es mit Katzen völlig hoffnungslos. Die Katze macht was sie will und diktiert dem Menschen, was er oder sie oder Queer zu tun haben. Wenn ich sie streichle und höre das Schnurren, dann fühle ich mich beschissen, denn die Katze denkt sicherlich: «Mach mal weiter, ich habe andere Pläne.» Es gab eine Katze mit Namen Pussy, die kam unter ein Auto, im Tierspital rettete man ihr Leben und von daher war der Kater immer bei mir und schlief über Mittag auf meiner Brust und liess sich meterweit aufs Bett schmeissen und kam sofort wieder vor meine Füsse. War sie etwa im fernen Wald und wenn ich rief «Pussy!», ging es vielleicht 20 Sekunden, dann kam sie angerannt und am Schluss erlöste der Tierarzt sie vom Leben in meinem Haus. Nie hatte ich je das Gefühl, dass ich ihre Welt begreifen würde und schämte mich über meine Allmacht und begrub sie im Garten mit einem kleinen Grabstein. 

Es war ein Wunder, dass ich als Kind oder als Verdingkind auf dem Lande lernen musste, mit Kühen, Schweinen, Schafen, Hühnern etc. klar zu kommen und erkannte, wie alle Bauern die Tiere als Nutzen betrachteten, als Geldquelle und sonst gar nichts. Ich hingegen streichelte alle, schaute in ihre Augen, wenn der Metzger kam, redete ich vorher ihnen gut zu und schaute, wie sie in ihre Einzelteile zerlegt wurden und ich ass sie auf wie alle anderen. Noch heute, wenn ich Fleisch und Fisch esse, bin ich mir immer bewusst um den Todeshergang, das Sterben, die Masslosigkeit und geniesse die Tiere auf dem Teller mit bestem Wein und schäme mich – aber nicht sehr besonders. Es ist wie mit dem Fliegen, man tut es und ist sich bewusst, dass man die Welt am Zerstören ist ohne Gnade. Dummheit ist universell und Tiere unsere natürlichen Opfer. 

Dann die Zoos, der Zirkus, die Dokumentationen am TV von Wildtieren, die zum Teil gezähmt wurden und nun eben keine Wölfe mehr sind, sondern Hunde und zu sehen, dass die Massenexplosion des Affen einfach keinen Platz mehr zuliess für diese Tiere, dies gab mir zu denken und ich schäme mich bis heute und doch, eine Demonstration für die Tiere oder irgendwelche Spenden an Idioten, würde mir nie einfallen. Ich denke unsere Beziehung zu Tieren sagt alles über unsere paranoide Beziehung zur Natur insgesamt und die Ausrottung des Menschen sollte total werden. 

Da habe ich gute Kunde nach der Leerfischung der Meere von Billionen von Tieren: 

Der Mensch verreckt jetzt total bis 2099 und nichts wird übrigbleiben von diesem Tier der Blödheit und Anmassung. 

Natürlich geht es zu Beginn sehr rasch und sie verrecken per Milliarden. 

Aber wenn es ruhiger wird, können sich die Überlebenden besser ernähren und versuchen, am Leben zu bleiben und sich wieder zu verbreiten in einer total verblödeten und technologisierten Welt des Wahnsinns. 

Nur wird leider die Wirkung des Klimakollapses so gewaltig sein, dass jede Gegend der Erde irgendwann dran ist und das Verrecken geht weiter und ohne Ärzte und ohne Sicherheit stirbt auch noch der letzte Mensch und die überlebenden Tiere können wieder beginnen, sich gegenseitig zu fressen, statt gefressen zu werden und alles geht von vorne los, aber ohne den Humanen, der an seinem Irrsinn eliminiert worden ist. 

Und ein Gott hat diese Sache nie beobachtet. Es gibt schon was, wie es zu allem kommen konnte im Universum, aber diese Frage werden wir niemals gelöst haben – noch vor unserem bedankenswerten Verschwinden. 

René Delavy – Côte d’Azur 

written on May 5, 2024


Hunde 

Kann man Hunde verstehen? Begreifen sie die Menschen? Unsere Sprache? Was sie selbst als Tiere sind? Was die Erde ist? Was das Leben sein soll? 

Der erste Hund war eine Notlösung. Jemand konnte ihn nicht mehr behalten. Ich verwöhnte ihn, gab zu fressen, wir machten lange Wanderungen und allmählich fand ich einen Hund einfach toll - bis zu dessen Tod. Der Tierarzt erledigte es in meinem Garten. 

Dann kam der Zweite, der Dritte und so weiter und zum Teil musste ich oder meine Lebenspartnerin Hunde übernehmen von Anderen. 

Nun denn, zuerst glaubte ich, die Hunde zu verstehen und habe mein Gehirn sehr angestrengt. 

Das brachte nichts. 

Erst als ich einfach nur die Hunde beobachtete und versuchte mich in sie hinein zu denken, bekam ich einige Vorstellungen, was ein Hund ist. 

Da muss ich aufzählen: 

Der Hund will, dass es seinem Besitzer gut geht. 

Der Hund mag gewisse Leute sofort und andere überhaupt nicht. Gleiches gilt mit anderen Hunden oder Tieren 

Der Hund versteht keine Sprache, sondern nur die Aussage, sozusagen das Echo und reagiert, wie man ihn gedrillt hat. 

Der Hund hat keine Vorstellung von Leben, Tod, Zeit und Raum. Er will einfach nur sein und wenig gestört werden. 

Sein Gefühlsleben ist ähnlich wie bei Menschen: Freude, Wut, Angst, Unwohlsein – aber keine Vorahnung des Kommenden, ausser dass er Gefahren viel früher wittert als der Mensch. 

Er will entweder in Ruhe gelassen werden und erzwingt die Streicheleinheiten sogar mit den Pfoten. Alles hat für ihn ein Beginn und ein Schluss. 

Der Hund mag eigentlich Katzen, wenn er sie kennt oder sie den ganzen Tag um ihn herum sind. 

Ich wollte, dass Hunde schwimmen lernen wird, indem man sie ins Wasser wirft. Da bekam ich wirklich Probleme mit meiner Freundin, die ihn ganz langsam ans Wasser reizen wollte. Ich denke, sie hatte recht. 

Der Hund ahnt seinen Tod und das kommende Ende, was ihm aber ziemlich egal ist. 

Menschen haben eine Hierarchie in seinem Denken die auch ändern kann. 

So, dies etwa meine Weisheiten und Unbestimmtheiten, mehr kann ich nicht wissen – weder bei Hund noch Katz. 

 

 Odin, Pussy, Nick, Struppi, Clochy, Leon, Melody, Farina, Alexis, Luna