Unmöglichkeit der Lust

Genuss und Lust

Wieder einmal versucht eine Dokumentation zu erahnen, wie Lust und Genuss zustande kommt und warum diese Fähigkeit in der Modernen Welt immer mehr zu verschwinden droht.

Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht und bin zu folgenden Resultaten gekommen:

Die Moderne Welt

In der Werbung am TV erkennt man am ehesten, warum Genuss und Lust eine unmögliche Sache geworden ist. Denn es wird suggeriert, dass alles eine Lust zu sein habe, ja, sein kann, also Millionen von Dingen kann eine Lust sein. Zudem appelliert die Werbung immer mehr an die totale und vorausgesetzte Blödheit der jetzigen Generation, die tatsächlich als niedrige Rasse künstlich herangezüchtet wird.

Man muss sich fragen, ob Genuss und Lust überhaupt sein sollen.

Die Weiber werden die Sache wie üblich bejahen, weil sie in einer gefühligen Gedankenwelt gefangen sind, sowohl im Beruf wie auch in der Freizeit.

Die Kerle werden die Sache relativieren wollen, aber eigentlich habe ich noch nie einen Mann getroffen, der mir das Ding der Lust hätte erklären können.

Die Diskussionsrunde kam daher mit der tollen Idee, dass das Zusammensein mit Freunden und Verwandten am meisten Genuss und Lust erzeugen kann. Dies war bei mir früher auch so, und dann stellte ich fest, dass meine "Freunde" niemals interessiert waren am Welt-Theater, an ihrer eigenen Condition humaine und an Sinn und Zweck und heute bin ich glücklich auf einer Wanderung mit meinem Hund. Schon JJ Rousseau fand seine Ruhe nur allein auf Wanderungen oder der Petersinsel, wenn er die Natur studierte und sich Gedanken über das Dasein machen konnte.

Und damit sind wir am Hauptpunkt: Die Art und Intensität von Lust und Genuss ist weitestgehend abhängig von Geschlecht und Intelligenz.

Ein Beispiel: Ich habe eine wunderbare Weitsicht von meinem Heim. Kam ein Idiot daher und sagte "Den See kenne ich bereits…" und blickte nie auf das Wasser und in die Ferne. Kam eine andere Person, schaute lange herum und sprach dann: "Jetzt weiss ich warum Du so tolle Bücher schreibst, wenn man die Welt zu Füssen hat…."

Zwei Männer und zwei Welten. Da kann der Erste nur glücklich sein in einer Bierrunde und ein Weib im Coiffeursalon - und der andere hat eine wertvolle Gedankenwelt, dies allein ist schon Glück.

Ich denke, dass die gesamte Welt, vor allem im Westen, immer mehr ersäuft in den Tausenden von Möglichkeiten, im Geldtrieb, im Vergessen was Lust macht und wie Genuss zustande kommt, weil man total falschen Möglichkeiten nachrennt und ohnehin die Gedankenwelt der 99 Prozent schon längst zusammengekracht ist.


Alles findet im Kopf statt

Egal ob zu Zeiten von Eva und Adam, im Alten Rom, Mittelalter oder Hitler-Zeit oder der Wahn der Moderne - es findet alles im Kopf statt.

Die Frage von Lust und Genuss kann nicht käuflich erworben werden und schon gar nicht mit voller Absicht.

Genuss ist eine Geisteshaltung: Entweder man ist fähig das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen und zu wissen, was man tut und wie das Leben einen Sinn ergibt, möglicherweise sogar für die Nachwelt, oder man existiert irgendwie wie eine Schlange oder ein anderes niedriges Tier, die sind auch nie glücklich, jedenfalls bewusst glücklich.

Nicht die Auswahl von 1000 Genussmöglichkeiten ermöglicht Genuss, sondern dies vernichtet zum vornherein jede Lust am Sein. Es ist die Übersicht über das Welt-Theater allein, welches glücklich macht, und zwar immer in allen Relationen.

Das Glück ist nur möglich aus dem Gegensatz zum Unglück, die Traurigkeit bedingt die Freude, und die Lust ist die Überraschung, dass es sowas überhaupt gibt.


Erfolg und Last

Sex kann Freude bereiten, dies wohl ein Grund der vielen Seitensprünge und Besuche bei Huren. Es ist überraschend und neu. Doch gleichzeitig kann Sex eine gewaltige Last sein, die zur "kalten Frau" führt und zum "impotenten Mann". Meine Vielfalt rettete mich vor dieser Falle.

Aber jenseits des offensichtlichsten Lust des Lebens, das Reiben von Penissen in Vaginen, gibt es noch viele andere Dinge, wie essen, reisen, schreiben, arbeiten, und vieles mehr, die ein Glücksgefühl erzeugen könnten.

Ich habe viele sehr grosse Erfolgsmomente geniessen können - nur dort wo es mir wirklich darauf ankam, war total tote Hose und eine Last. Und ich brauchte lange um zu bemerken, dass sich diese Last in Lust verkehren kann, wenn man es richtig beherrscht. Jede Last ist auch eine Lust - dies denken die Menschen, wenn sie in miserablen Zuständen sind, denn der  Milliardär kann nur noch sein gesamtes Vermögen und seine Francine Jordi verlieren, wer aber schon am Boden ist, hat wenigstens die Hoffnung nach besseren Tagen.

Man gewöhnt sich an alles, an Berühmtsein, an Erfolg, an Cash und an Wichtigkeit, permanent glücklich machen nur Taten von zeitlosem Wert.


Arbeit und Freizeit

Es gibt nicht mehr viele Leute, die wirklich Freude haben an ihrer Arbeit. Dies hat Gründe:

Die Eintönigkeit, das Verbrecherische des Juden und des Bankers, der Stress, die Unerreichbarkeit von Zielen in der Karriere oder nur schon am Arbeitsort. Immer mehr Arbeiten gehen über Zeitverträge - wie kann man da noch glücklich sein?

Zudem droht der totale Crash der Finanz- und der Wirtschaftswelt wegen der Blödheit, bestehend in der Lust der Eliten und der VIPs, die allein noch Lust am Arbeiten empfinden mögen wenn sie Andere ausnehmen können.

Doch ganz lustig  finde ich die Freizeit. Es ist lange Jahre her, da freute ich mich auf das Wochenende. Ich würde mit der Vespa und der Freundin über Berge und an Seen entlang fahren und dann einkehren in eine nette Beiz. Die Vorfreude war riesig und das Geschehen eigentlich auch, besonders der Sex im Ährenfeld.

Doch heute sind die Freizeitgestaltungen dermassen verblödend, diese Events, diese Kicks, diese Massenveranstaltungen. Wenn immer ich einem Bach entlang gehe, mit Hund und mit Freundin oder auch ohne, geniesse ich es unsäglich, NICHT meine Zeit verblöden zu müssen mit solchen Freizeits-Idiotien. Es ist wie gesagt eine Frage der Intelligenz und der Philosophie.



Nicht die Unmöglichkeit zu trauern, sondern die Unmöglichkeit zur Lust

Wir erleben eine einmalige Zeit, die nicht mehr von der Philosophie ausgeht, dass der Mensch verlernt haben soll zu trauern. Nein, es ist viel, viel schlimmer, der Mensch hat aus ganz natürlichen Gründen heraus verlernt, zu denken, zu arbeiten aus guten und ethischen Gründen und das Leben zu geniessen - ebenfalls aus klar ersichtlichen logischen und ethischen Gründen.

Wie können wir zurück in ein normales Leben?

Ich habe es in meinen Büchern geschrieben, als Theorie, es ist ganz einfach, wirklich zurück zur Natur:

Nur ist es heute so, dass mich die Unmöglichkeit einer Normalität des Daseins zu erwirken, und zwar in allen Nationen und Gegenden der Welt, einfach so traurig macht, dass ich selbst in den glücklichsten Momenten des Lebens heute weiss, dass es diese Relativität gibt.

Man soll nicht so tun als wäre man glücklich, aus purer Dummheit, wenn der Instinkt und die Logik erklären, dass die Menschheit und der Planet sich im Freien Fall befinden und wir allenfalls uns noch vorgaukeln könnten, glücklich zu sein, wenn die Destination der bald 10 Milliarden das Unglück sein muss, und zwar egal, ob wir heute die wahre Sachlage erkennen oder nicht.


FAZIT

Ich werde mich bemühen, bis zu meinem Tod noch viele angenehme Momente zu erleben.

Die Weisheit besteht darin zu erkennen, dass jede Sekunde der Vergangenheit ihren Eigenwert hatte und es ist absoluter Schwachsinn, das Leben als gescheitert zu betrachten, wenn man 40 Jahre glücklich war und dann im Alter verelendete. Immer wenn wieder ein Hund verreckte, musste ich meine Traurigkeit unterdrücken mittels dieses Argumentes - die Erinnerung all seiner schönen Tage.

Es gibt eine einzige Ausnahme: Wer am Schluss wegen der Staatsmacht auf grauenhafte Weise ums Leben kommt, wäre besser NIEMALS geboren worden und niemals auch nur für eine Sekunde glücklich gewesen.

Es ist schlimm, dass wir leider aus Selbstverschulden genau auf dieses Szenarium hinsteuern mit aller Macht der Lust und des Genusses.


René Delavy - Berlin and Bournemouth

written on June 29, 2012