Der Tod
(aus dem neuen Buch OPUS 2012)
Es ist sehr kurios mit dem Leben und dem Tod. Von den Leben scheinen wir alles zu wissen, obschon wir gar nichts wissen. Doch der Tod scheint in der humanen Tradition einfach nur inexistent.
Dabei ist es so, dass der Mensch während Milliarden von Jahren ganz einfach tot ist und nur während eines ganz kurzen Flashs in seiner Realität wird er zum Leben erweckt. Es ist das Gleiche mit Tieren, mit Pflanzen, mit Ozeanen und mit Planeten. Es ist das Gesetz des Universums. Eine kurze oder lange Episode des Seins - und dann Stille und Ruhe des Nichts-Seins.
Doch eigentlich ist der Tod genau so interessant wie das Leben.
Sehen wir mal wie es geschieht:
Der Mensch wird geboren, er entwickelt ein schwaches Bewusstsein, nur ganz wenige Menschen werden Genies und verstehen beinahe alles, und dann schwindet das Bewusstsein und man altert und einmal schläft man ein und erwacht nie mehr und ist tot - also ohne Bewusstsein. Das war's dann.
Doch so einfach ist es nicht immer:
Stellen sie sich vor, man sperrt Sie in eine Taucherglocke nicht aus Stahl, sondern aus Holz. Sie sollen verrecken, die Welt will es so und taucht Sie ins Meer und die Steine ziehen das Ding nach unten. Sie haben es sauglatt in Ihrer Kiste, denn es hat Luft und alle Erinnerungen an das gehabte Leben sind noch vorhanden. Natürlich auch die Angst vor dem Tod, wenn die Kiste dem Druck nicht mehr standhält. Und dann geschieht es: Die Wände brechen ein, das Wasser kommt herein, statt Luft atmen Sie nun Wasser, ein kurzer Todeskampf voller Panik, das Bewusstsein entschwindet - und nun kommt das Interessanteste:
- Sie selbst sind nicht ohne Bewusstsein, sondern TOT auf alle Zeiten, nie mehr wird eine Realität entstehen.
- Aber für die Überlebenden sind Sie immer noch hier, als toter Körper, als Problem, als derjenige der die Dinge gemacht hat während seines Lebens, die an ihn erinnern, da sind die Kinder und die Enkel und da ist der ganze andere Mist. Besonders wenn Sie berühmt waren, künden die Geschichtsbücher noch während Jahrhunderten von Ihrer Existenz - hier also sind Sie nicht tot.
- Das Wesentliche aber ist es, dass das ersoffene ICH nie mehr aufersteht und damit der Tod als solcher determiniert ist auf alle Zeiten - jetzt können alle Universen einbrechen, eine Sekunde oder eine Billion Jahre, alles ist egal, alles wird dasselbe.
Eigentlich ist am Tod nur interessant - das Sterben.
Dies wussten die Päpste und Pinochets dieser Welt und verbrannten die Damen bei lebendigem Leibe oder folterten die Jungen während Tagen langsam zu Tode.
Was interessant ist aber gilt der Tatsache, dass ganz offensichtlich kein Menschenhirn, mit meiner Ausnahme, es schafft, sich die Grauenhaftigkeit des Todes im Feuer, in der Folter oder andere irrwitzigen Todesarten vorzustellen. Der Sadismus der Herrscher, der Reichen und der Mächtigen geht andere Wege: Sie wollen die Misere der Anderen, aber sie können sich die Folgen niemals vorstellen.
In Schlachten oder Kriegen gab es nicht einfach Millionen von Toten, sondern es gab Millionen von Todesarten:
- Sofortiger Tod durch Schuss, langsames Verbrennen im Feuer, Verletzungen die den Tod über Tage, Wochen oder Jahre hinweg ziehen, mit fürchterlichen Schmerzen, die nur mittels Suizid beendet werden könnten. Es sind alle Arten von Toden möglich, in Kriegen oder aber auch bei Unfällen oder auch bei missglückten Suiziden.
Man stelle sich ein brennendes Haus vor uns und Sie können nicht mehr raus. Im besten Fall schlafen Sie ein im Schlaf, ein Ersticken an Gas ohne Schmerz, ein Tod, welchen man nicht bemerkt. Und dann sind da alle Abstufungen vom schnellen Verlieren des Bewusstseins durch die Hitze bis hin zum langsamen Verbrennen und Verrecken im Feuer unter unvorstellbaren Schmerzen.
Und dann heisst es in der Presse oder TV: Das Unglück forderte bis zu 150 Menschenleben und 400 Verletzte...
Immer wieder wird der TOD als der Schrecken an die Wand gemalt, der eigentlich eine Gnade ist.
Wer nie das Museum in Singapore über das Verrecken und die Schrecken der Tausend Tode der Chinesischen Herrscher gesehen hat, kann sich gar nicht vorstellen, was Sadismus ist und wie toll der TOD sein kann.
Es ist immer das STERBEN, welches schrecklich sein kann. Und deshalb meine ich, dass die Masse am Schluss der Geschichte alle Reichen und Mächtigen massakrieren wird für ihre Verbrechen, weil sie dieses Sterben in Kauf genommen haben, cool lächelnd, ohne Gefühle, mit riesiger Dummheit in ihren Grinden und ohne jedes Bewusstsein für Gerechtigkeit, Menschenrechte und wirkliche Freiheit des Individuums.
Und nun nochmals das Sterben erwähnen, in der Phase von etwa Mitte des 20. Jahrhunderts bis zu einer näheren Zukunft - ich spreche von mir und meinen Erfahrungen - und dann ist Schluss, dann wissen wir endlich, was TOD ist....