4. Kapitel: Übergang und Notlagen
Die Verhältnisse werden zuerst eingefroren, das heisst, jeder lebt dort weiter, wo er gerade lebt und wohnt. Doch die Ärmsten werden sofort aus ihren misslichen Lagen befreit. Man baut für sie angemessene Wohnlagen. Die Reichen verzichten auf schädliche Privilegien, die anderswo Armut und Elend erzeugen.
Ein Paradigmenwechsel in der Wirtschaft, ja, der ganzen Weltsysteme birgt ein unerhörtes Risiko. Deshalb ist die Organisation des Übergangs und die Vermeidung von Notlagen eine ultimative Notwendigkeit. Ich darf ein neues Denken nicht beschreiben und verlangen, ohne die Lösungen zum Übergang wenigstens skizziert zu haben:
Es ist eine Unmöglichkeit, alles von heute auf morgen verändern zu wollen, deshalb sind nur die wesentlichen Grundlagen zu ändern und nicht das Ganze. Gemeint ist folgendes: Das Denken zur neuen Lage muss stimmen, die Kommunikation bezüglich des Systemwechsels muss schon lange in alle Köpfe eingehämmert worden sein, mit Dokumentationen, philosophischen Büchern, Kongressen und Entscheidungsfindungen auf höchster Ebene. Es müssen Wegleitungen und Bestimmungen geschaffen werden, die die ganze Welt orientieren und binden mit Blick auf den real existierenden Übergang hin. Tönt zwar etwas verrückt, wie das ganze Buch, doch nochmals, die Alternative ist ....
Ein wichtiges Wort, wenn es dann geschieht, ist das Wort "Einfrieren". In der Tat müssen sozusagen alle Wohn- und Arbeitsverhältnisse eingefroren sein, niemandem wird im Zusammenhang mit dem Wechsel etwas genommen. Wenn Änderungen dieser Art eintreten sollen, dann doch erst mit der Zeit, vielleicht einige Jahre später und immer aufgrund tiefgehender Einzelanalysen. Natürlich kann die Arbeit nicht einfach weitergehen wie bisher, doch wie dies gemeint ist, muss in späteren Kapiteln detaillierter behandelt werden.
Hier geht es nur um die Idee der Fortführung der Zivilisation als solche, die Aufrechterhaltung von Versorgung, Wohnen, Leben. Nicht mehr, nicht weniger. Jeder behält vorläufig seine Wohnqualität. Im Interesse des Überlebens des Kollektivs werden später Korrekturen erfolgen müssen, doch jetzt bleibt alles beim Alten. Die Transporte gehen weiter, allerdings erfolgt sofort die Umstellung auf kurze Distanzen, auf die autarke Versorgung mit Wasser und Nahrungsmitteln innerhalb einer Region, Wandel von Dienstleistungen aus eigener Kraft, das Fallenlassen von Börse, Banken und Versicherungen. Eine geldlose Gesellschaft braucht kein Geld und keine Versicherungen. Die Absicherung der Gesellschaft erfolgt ab jetzt ethisch, nicht mehr kapitalistisch.
Ein weiteres Stichwort muss sein: "Sofortige Verbesserung der Lage der Ärmsten dieser Welt". Sofort werden den Ärmsten Wohnräume zugewiesen, ein erster Gesundheitstest gemacht und die Versorgung mit Wasser, Nahrung, Wohnen, Krankheitsbekämpfung, eine Herauslösung aus dem Drogenelend erwirkt. Dass hier "Freiheiten des Elends" nicht mehr toleriert werden können, ist klar, denn diese Freiheiten binden viel zu viel Sozialkapital und Energie der noch Leistungsfähigen. Man macht die Ärmsten und Elenden selbst wieder zu Leistungsträgern, dies ist mit dem neuen Regime keine Kunst, denn die Anerkennung für ihr Leben ist den Elenden nun gewiss und sie werden endlich wieder menschenwürdig behandelt, ganz im Gegensatz zum Wahnsinn im Kapitalismus, mit jener Schere, die zwischen Reich und Arm immer weiter geöffnet worden ist und damit enden musste, dass eines Tages jeder über jeden herfallen würde und kein Reicher sich seines Lebens mehr sicher wäre, ausser er baut für sich und seinesgleichen einen Park mit Selbstversorgung von Wasser, Strom, Nahrung und allem, was das Leben mit sich bringt. Und selbst dann würden sie ermordet, diese Provokanten eines besseren Seins, in ihren eigenen Gefängnissen, denn sie werden angreifbar über die Wasserversorgung, aus der Luft, mit Waffen und mittels endloser Geduld des Terrors, den die Deprivierten der Welt aufbringen werden. Sie hatten nie eine Chance, die Mächtigen und die Reichen, diese Irrealisten träumten ihren Traum und foutierten sich um den Rest der Welt, mit ihrer blöden Ideologie einer Vermeidung des von ihnen provozierten Supergaus infolge weltweiten Wachstums durch Verschuldung und Schaffung von schädlichen Arbeitsplätzen, alles auf Kosten zukünftiger Generationen, also auf Kosten ihrer eigenen reichen Kinder und deren Kindeskinder, die die Folgen der Dummheit ihrer Eltern am eigenen Leibe erdulden werden. Eine Geistesschwäche ohne Vergleich in der langen Vergangenheit der Menschheitshistorie, Resultat eines denkerischen Debakels erster Güte.
Wir stehen also vor der Aufgabe, zur Rettung der Menschheit einen Paradigmenwechsel zu bewerkstelligen, ohne dass Tausende oder gar Millionen von Toten die geistige Revolution und die handlungsmässigen Konsequenzen daraus begleiten werden. Wenn man bedenkt, wie viele Opfer Kriege, Bürgerkriege, Vertreibungen, Folter, Verkehrsunfälle und schlechte Lebensqualität heute täglich der Zivilisation abgepresst werden, dann ist ein solches Wagnis das tausend Mal kleinere Übel - ob dies die massgeblichen Machtträger heute sehen wollen oder nicht. Sie haben eigentlich nur noch die Wahl zwischen Mord und Selbstmord, diese Zyniker der Macht. Alles läuft auf diese Konsequenz hinaus: Tötung der Menschheit durch ihr Handeln oder Entscheid, sich selbst zu töten, bevor der Betrug unseres Systems bemerkt wird und Menschen selbst Hand anlegen müssen, um nicht malträtiert zu werden von den kommenden Realitäten des Ungeheuerlichen. So einfach ist die Sache, wenn wir alle Folgen unseres Tuns einmal in sehr intelligenter Weise unter gleissendes Flutlicht setzen wollen.
Übergänge sind immer eine Gefahr. War die französische Revolution ein Nutzen oder Schaden für die spätere Menschheit? War die wissenschaftliche Revolution ein Segen oder ein Vernichtungsprogramm? Waren die Aufklärer und die Vermittler von Wirtschaftslehren wirklich so intelligent, langzeitlich gesehen, wie alle glauben? Waren die USA und die Sowjetunion die Vorreiter für einer bessere Zukunft oder die Vorbereiter einer Selbstvernichtung ohne Vergleich in der Historie? Waren Genies wie Einstein, Galileo, da Vinci, Edison und die vielen anderen Aufklärer und Erfinder ein Segen für die Menschheit oder nur der Anfang vom Ende? Ist dieser Delavy ein echter Aufklärer oder streut er nur Tod und Verderben in die Zukunftswelt?
Man soll endlich die Eigenverantwortung der Menschen ansprechen. Es gibt einzelne Individuen, die haben die Menschheit mehr vorangebracht als Milliarden von Volksmassen. Vielleicht hundert Menschen sind in diesem Sinne zu 90 Prozent "verantwortlich" für die Welt, in der wir leben. Doch was haben sie getan? Sie haben ihrer Phantasie freien Lauf gelassen, so wie ich in diesem Buch, nicht mehr und auch nicht weniger. Sie haben Ursachen und Wirkungen aufgezeigt und sie haben das Denken der Menschen schulen wollen. Doch ich erkenne es von Tag zu Tag mehr: Wenn die Leser nicht begreifen, was sie da lesen, ist es so unnütz wie die Relativitätstheorie von Einstein, die auch keinem Schwein je einen Nutzen bringen wird. Die Welt rollt und rollt, die Massen, gesteuert von Grössenwahnsinnigen, saufen in ihrem Expresszug, denken in kleinsten Aufmerksamkeitsfenstern, aufgeregt wie aufgescheuchte Hühner - alle sind eigentlich kurz vor der Gesamtverblödung. Da müsste ich so schreiben, wie wenn ich es mit zehnjährigen, konsumgeilen Kindern zu tun hätte, sonst wird dieser Scheiss nicht gelesen und schon gar nicht verstanden. Ja, es wird noch verstanden werden, in etwa fünfzig bis hundert Jahren, nach dem Gesamtkollaps aller Systeme, weil eben der vorgeschlagene Übergang keineswegs als sinnvolles Programm verstanden worden ist. Dann wird man wissen wollen, ganz am Schluss wird man "es" wissen wollen, dann soll es wieder graue Materie sein, die die Köpfe reinwaschen muss von all dem Quatsch, der in all diese unnützen Köpfe reingebunkert worden ist. Doch dann macht es auch keinen Spass mehr. Deshalb: heute erwachen, lesen, handeln, den Übergang planen und alle schädlichen Auswirkungen der geistigen Revolution vermeiden. Das ist schon alles. Eigentlich einfacher zu handhaben als der Bau eines Kernkraftwerkes.
Wir werden im Folgenden weitere Aspekte des Übergangs zusammen bearbeiten, doch diese Eingangsthese war sehr wichtig, denn sie behandelt das Ganze des Vorgangs, am Tag des Paradigmenwechsels. Man muss wissen, was man tut, bevor man es tut. Sonst enden wir alle in der gleichen Hölle wie jene, die glauben, ihr soeben noch knapp entkommen zu sein und doch nicht wissen, warum alles so ist, wie es ist.