John Maynard Keynes
(5.6.1883 bis 21.4.1946)
Keynes Theorien sind heute noch die einsichtigsten bezüglich einer Regierbarkeit von wirtschaftlichen Verhältnissen, allerdings nur, wenn man will, wenn die Annahme zutreffen sollte, dass diese Dampfwalze an Weltglobalisierung nicht zur finalen Vernichtung von Ressourcen führt, wenn man der Illusion huldigt, dass Staaten mit deficit spending nicht noch rascher in Konkurs gehen werden, dass mit variablen Nachfrageverhältnissen des öffentlichen Sektors die Ressourcen und Energiestoffe der Welt nicht noch rascher verpuffen als ohne die Ratschläge von Keynes, wenn die Idee, in schlechten Zeiten den Staat zu beauftragen, mit Rieseninvestitionen die Privatwirtschaft in den nächsten Boom zu jagen, irgendeinen Nutzen und nicht noch mehr Schaden erzeugt.
Keynes war gewaltig naiv, sogar in seiner Zeit gesehen, er war gemessen an meinen Denknormen recht eigentlich dumm. Warum sah er nie voraus, dass die Kurzsichtigkeit der Politiker und die Gier der Wirtschaftsführer und der Aktionäre eines Tages so gross sein werden, dass bei jedem Aufschwung die Schulden statt verkleinert nur etwas weniger vergrössert würden? Warum sah er nicht voraus, dass die nachkommenden Generationen die Zeche seiner phantasievollen Vorstellung von Machbarkeit von Reichtum und Wachstum einmal werden bezahlen müssen? Vielleicht sogar mit milliardenfachem Tod? Tod, der aus der Deprivierung, aus der Unmöglichkeit resultiert, auf einer Müllhalde des Geistes aus dem Finanzwesen, aber auch auf dem Misthaufen der hinterlassenen Erbschaft, sprich Abfall aus den natürlichen Reichtümern des Planeten, die einmal zuhauf vorhanden waren, zu leben?
Im Gegensatz zu vielen Wirtschaftstheoretikern, die das Laisser-faire, die totale Liberalisierung der privaten Wirtschaft, die Neoliberalisierung in den Köpfen der Manager als allein glücklich machende Idee von Realisierbarkeit von Wachstum, Reichtum und Fortschritt sahen, war Keynes der Meinung, dass unter Umständen eine staatliche Interventionspolitik ein Segen sein könnte. So müssten Auswüchse der freien Marktwirtschaft mit staatlichen Eingriffen, sprich Gesetzen, Notenbankinterventionen, Staatsausgaben in schlechten Zeiten zwecks Relancierung der Wirtschaft der Privatwirtschaft als realisierbares Instrument idealisiert werden können. Er sprach nicht von Idealen, sondern von Pragmatismus, was mir zusätzlich beweist, dass auch ein Keynes universeller hätte denken dürfen.
Ich werde nie begreifen, warum integre Männer, sehr intelligente Köpfe mit akademischer Bildung nie verstanden, wohin die Reise führen würde, wenn man Pragmatismus so versteht, dass man einen Falschgedanken nur stark genug fortschreiben muss, um zu einem "Erfolg" welcher Art auch immer zu kommen. Wie nur konnte es passieren, dass alle, alle, alle Denker dieser Welt immer nur an den Erfolg des Fortschritts und Wachstums glaubten wie an eine zusätzliche Weltreligion, immer nur die Vorteile von Hochkonjunkturen des Wirtschaftens über die von Gott gegebenen beschränkten Möglichkeiten des Planeten stellten? Warum musste dieser Urinstinkt des Menschen mittels Geisteskraft von Akademikern ständig wieder von neuem vernichtet werden? Warum sehen die Menschen die Wesentlichkeiten des ganzen Problems heute immer noch nicht? Wenn ich das Radio am Morgen einschalte, tönt es auch schon: "Die Börse in Japan hat um zwei Prozent zugelegt, nachdem die Nachricht von Grünspan erschallte, dass er den Leitzins der USA um ein Viertelprozent herabsetzen würde. In Europa wird erwartet, dass der nur zögerlich eingesetzte Aufschwung jetzt verstärkt wird. Eine Arbeitgeberorganisation hat verkündet, dass man schon lange nicht mehr so optimistisch sein durfte wie heute etc. etc." Gähn .
Es ist einfach zum Kotzen. Die Zeitungen, TV-Sender und Radiostationen dieser Welt sind alle am Verblöden. Sie verkünden immer neue sich widersprechende Nachrichten der Beschleunigung unseres Niedergangs, sie technokratisieren alles Denken und alle kommen sich dabei wahnsinnig intelligent vor. Die Politiker reden nur noch so, wie wenn sie selbst CEOs wären. Kein Mensch wagt es mehr zu sagen. "Seht her, der Kaiser hat gar keine Kleider an. Es ist alles Lug und Betrug. Kurzdenken der übelsten Art. Wir sanieren den Planeten in den Ruin, vergrössern die Schulden ins Unermessliche und die zukünftigen Generationen werden den Preis unserer Dummheit und Gier nie bezahlen können." Dies wären noch Nachrichten, die einen gewissen Wahrheitsgehalt hätten. Während die Kaiser ohnehin ohne Kleider dastehen, läuft die grosse Mehrheit der Menschen dieses Planeten auch schon nackt herum und alle zeigen mit Fingern aufeinander und sagen: "Ah, oh, uh! Was für schöne Kleider doch alle am Leibe haben."
Und weil es alle tun, muss es wohl wahr sein, was diese Realitätsvernichter verkünden, vom Morgen bis zu Abend. Und am Abend bin ich selbst so eingelullt, dass ich diesen Ton in diesem Text nicht mehr wahrnehme, auch nichts mehr verstehe, meine ganze Intelligenz verschütt gegangen ist innerhalb von Stunden und ich mir vornehme, am anderen Morgen alle meine Texte wieder umzuschreiben. Doch dann, am anderen Morgen, bin ich ausgeschlafen und endlich wieder Herr meiner eigenen Denkkraft und sehe, dass ich oder die Lektorin vielleicht ein Koma zu ändern haben, dass man statt das Wort "Arschloch" vielleicht das Wort "Verirrte" oder "oberflächlich Denkende" schreiben sollte, weil man ja immer anständig sein sollte, auch wenn sich die Menschheit zur gleichen Zeit mutwillig in den Orbit schiesst aus purer Denkfaulheit. Ja, da darf die Lektorin kommen und sagen, lieber Autor, diese Schreibe könnte kontraproduktiv wirken, so etwas und in diesem Stil hätte Keynes auch nicht geschrieben, bleib doch nüchtern, bleib cool, schreib doch so, dass die Leser das Buch nicht nach drei Seiten an die Wand knallen. Sie hat recht, die Lektorin, doch sie sieht das Ausmass der Katastrophe eben nicht in der gleichen Schärfe (nicht sexuell gemeint) wie ihr geliebter Autor.
Da hatte dieser Keynes doch ein ganz anderes geistiges Format. Ich übersetze aus dem Englischen aus dem Buch "Allgemeine Theorie über Beschäftigung, Zinsen und Geld", dem Hauptwerk von Keynes:
" ... die existierende Theorie von Arbeitslosigkeit ist Unsinn. In einer Depression ... wird kein Einkommen so tief sein können, dass es Arbeitslosigkeit eliminieren würde. Deshalb war es eine Sünde (wicked), die Arbeitslosigkeit für diese Zwangslage verantwortlich zu machen .... Eine alternative Erklärung über Arbeitslosigkeit und Depression zentriert auf einer verstärkten Nachfragesteigerung infolge erhöhter Ausgaben für den Konsum, für wirtschaftliche Investitionen und öffentliche Einrichtungen. Wenn die generierte Nachfrage tief war, litten die Verkäufe und als Folge litten auch die Jobs darunter. Wenn die Nachfrage hoch war, war wieder alles gut ... " und so weiter und so fort. Alles wird gut, besser, am besten, lieber Keynes. Besten Dank auch.
Soweit der gute alte Keynes. Bin ich froh, dass ich anders schreibe. Er beschreibt, wie der Staat mit Steuergeldern bewirken kann, dass ein abgewürgter Wirtschaftsmotor wieder zum Rasen gebracht werden könnte. Das ist lobenswert. Doch warum beschreibt er nicht, warum der Motor der Wirtschaft zuvor abgewürgt worden ist, warum sieht er nicht die Spätfolgen von Staatsinterventionen, warum sieht er nicht die Schädlichkeit einer boomenden Industrie, die bald wieder abgelöst werden muss von der nächsten Rezession, ganz einfach, weil es in der Natur der Wirtschaft liegt, weil es Grenzen des Wachstums gibt, weil in der Welt Gesetze von Unmöglichkeiten existieren, wo Zyklen in Hochs und Tiefs verlaufen müssen, weil der Mensch so dumm ist, dass er niemals ein Mittelmass über längere Zeit zum eigenen Nutzen einhalten will und kann? Und so steigen die Börsenkurse in den Himmel und stürzen dann wieder ab, naturgemäss, einfach weil es logisch ist, weil die Bäume des Wahns nicht in den Himmel wachsen können. Und so wird für eine Massenmenschheit viel zuviel produziert, dann verrotten die "Schätze" auf einer Halde, dann kauft kein Mensch mehr, weil jetzt die Arbeitslosigkeit explodiert, dann schreit ein Notenbankidiot: "Nieder mit den Zinsen!", dann schreiben die Wirtschaftredaktoren: "Hurra, der Aufschwung, das Wachstum, der Fortschritt, alles Gute der Welt ist endlich wieder da!" und dann glauben die Normalbürger wieder an diesen Scheiss, der noch nie gestimmt hat in dieser Welt, und kaufen ein wie die Verrückten. Dies wiederum generiert Investitionen in der Privatwirtschaft und alles wiederholt sich in einem endlosen ewigen Kreislauf des Blöden, eine unaufhörliche Spirale der Machbarkeit, die nur nach oben zielt, in den Himmel der Wunschgedanken, dies alles mit dem illusionären Zweck, die Welt in ihrer ganzen Pracht zu geniessen und sie in Wahrheit nur auszurauben, innerhalb von sechs oder sieben Generationen, alle Mittel und Ressourcen zu vernichten, die die Erde in Milliarden von Jahren hervorgebracht hat, Energien zu verpuffen und umzuwandeln in giftige Luft, lang strahlende Abfälle ins zuvor schon kaputte Wasser zu kippen und Schutthalden von stinkendem und verrottendem Abfall auf guter Erde aufzutürmen, um das Grundwasser, das viel zu schnell abgepumpt wird, zu verseuchen. Dieser ganze kurzsichtige Wahnsinn wird die Erde noch während zehntausenden von Jahren und Generationen schädigen.
Das alles hätte ein Keynes auch begreifen können. Er tat es nicht und wird trotzdem wie ein Geistesheld, ein Genie, gefeiert. Doch nun wollen wir ihn dem noch viel dümmeren Friedman gegenüberstellen. Die hohen Geister dieser Erde wissen heute ja nichts Besseres zu tun, als sich zu fragen, wer der beiden die besseren Rezepte hatte, um unsere Wirtschaftsprobleme zu lösen, statt sich zu fragen, aufgrund tieferer Einsichten, welcher der beiden "Denker" noch dümmer war als der andere. Ich denke, wir sind jetzt definitiv ans Ende aller nützlichen Gedanken gekommen. Nach Keynes ging es eh nur noch bergab, vor allem auch dank immer noch dümmer werdender Wirtschaftslehren, noch unrealistischerer Keulen der Geldpolitik, noch irrerer Denkweisen bezüglich der Machbarkeit des Unmöglichen. Einige Argumente wurden in den vorgehenden Kapiteln erwähnt, weitere werden folgen. Es war somit höchste Zeit, dass ich mich aufraffte, endlich dieses Buch zu schreiben.