«From Scratch»
Kürzlich empfahl uns ein Ehepaar, die Frau aus Sizilien und der Mann aus der Schweiz, auf keinen Fall die Liebesserie «From Scratch» auf Netflix zu verpassen.
Es handelt sich um eine Konfrontation einer Familie von Schwarzen aus Kalifornien und Clans aus Italien und deren Verwicklungen, solche die entstehen, wenn sich eine schöne schwarze Künstlerin in einen begabten italienischen Koch verliebt und diese zwei dann heiraten.
Alles sehr interessant und höchst human, jedoch interessant ist eigentlich nur das Gespräch, welches sich später bei einer Einladung am Mittagstisch entwickelte:
Patricia: «Ihr habt die Serie «From Scratch» gesehen? Fantastisch, einfach toll, diese Darstellung der Leben in den USA und in Italien – diese Konfrontation von verschiedenen Kulturen und Lebensentwürfen. Ich muss den grandiosen Roman einfach noch lesen, es muss das beste Buch sein, was je auf den Markt kam.»
Herold: «Ich geb Patricia recht, es zeigt viele Dinge, die wir selbst erlebten in unserer Ehe sowie vor und nach der Heirat und unseren verschiedenen Heimaten, einfach toll und sehr lehrreich.»
Delavy: «Es ist interessant wie solche Geschichten wie auch die Kunst ganz allgemein davon leben, dass die Gesellschaft bestimmt, was von Wert sei und was nicht, was gute Literatur oder Kunst oder Leben sei und was nur Schund.»
Rita – Lebenspartnerin von Delavy: «Also mir haben die Filme gefallen und mich erinnert alles an meine ursprüngliche Heimat meiner Mutter und wie es sein könnte, ein wertvolles Leben zu haben.»
Delavy: «Erstaunlich und logisch geht aus diesem Gespräch hervor, dass meine Bücher im Wert diesen Mist der Gefühligkeiten und Befindlichkeiten um den Faktor 10 übersteigen, aber kein Verlag war je interessiert, eines meiner 20 Bücher zu verlegen. Man will Gemütlichkeiten des Lebens statt Wahrheiten.»
Rita: «Sei nicht ungerecht, jeder nach seinem Geschmack. Du schreibst über den wahren Zustand dieser Welt des Realen und die Ursachen und Wirkungen von allem, aber dies wollen die Menschen nicht sehen und kennen, und die Verleger wissen dies genau.»
Delavy: «Mir geht es um Fakten: Die Welt und ihren Lauf über Jahrtausende zu kennen und das Ende unsere Geschichte in einer unausweichlichen Katastrophe ist wohl das Wichtigste was es überhaupt gibt - während es Lebensgeschichten zu Milliarden gibt, die überhaupt keinen Wert haben. Nehmen wir deinen Sohn Lukas. Es ist ausschliesslich interessiert an Weltraumtechnik, was geschieht im All und verlangt für sich alle Freiheiten auf Kosten aller anderen. Meine Töchter lasen einige Sätze aus meinen Büchern und warfen sie in den Müll - sodann sprach man nur noch über oberflächliches Zeugs ohne Wert. Die Brüder konnte man vergessen als geistig Verbrüderte. Dumme Berufskollegen (andere gab es nicht) die mich für ein Genie in Sachen Accounting hielten, redeten von meinen Büchern wie von Abfall, der schnell zu entsorgen sei.»
Patricia: «Also, ich will nur Geschichten lesen, die das wahre Leben des Alltags schreibt und ans Gemüt geht und wo man lernen kann, welche Fehler der Mensch im Leben macht. Da ist ein Liebesmärchen welches funktioniert, einfach das Grösste.»
Herold: «Ich begreife was hier Delavy meint: Klar doch, seine Werke gehen in die Tiefe und erklären uns, wohin die Geschichte der Menschheit gehen wird und welche Systeme uns auf der Erde zerstören werden. Aber genau dies will keine Sau wissen und zum eigenen Schaden ignorieren wir die einzige Literatur, die uns erklärt hätte, warum wir der Selbstzerstörung entgegenrasen.»
Rita: «Wir wollen uns den Tag nicht verderben lassen um die Frage, was gute Literatur sei, man kann diese Bücher niemals vergleichen. Und kein Mensch weiss wirklich was Kunst ist und was von Wert. Alles ist einfach nur Bluff, den die noch Dümmeren schlucken und dann geht die Reise des Lebens zu Ende und alles ist ohnehin egal was war.»
Man kehrte wieder zu Alltagsthemen zurück und frisst sich voll mit italienischem Essen der Extraklasse, guten Wein aus Sizilien und die Sonne geht unter hinter den Glasfenstern im Turm und das Leben geht weiter – oder auch nicht.
René Delavy - Côte d’Azur
written on December 16, 2022