Die Nachtigall ruft - Rückblick

Wer die Nachtigall rufen hört


Mit der Erfassung der Realität in der Literatur ist es so eine Sache:

Einer der besten Denker von England an einer Universität in New York, Tony Judt, hat wie mein Freund Dallas in Texas, der mit mir Editors letters veröffentlichte in der WorldNews  (ich bis 2010 und er bis heute), immer sehr anständige Kommentare zum Weltgeschehen in die Welt gesetzt und meinte, damit die Katastrophe noch abwenden zu können.

Doch ganz kurz vor seinem Tod diktierte Tony Judt aus dem Todesbett das Buch "Ill fares the Land" und beschreibt die ganze Misere von Kapitalismus, Neoliberalismus, Kommunismus und beschwört die Vergangenheit mit den Sozialstaaten, die einen "freien Markt" noch  zu korrigieren hätten, um eine Weltkatastrophe zu verhindern, die jetzt am Laufen sei.

Jedoch erkennt er zu keiner Minute die wahren Ursachen zu den kommenden Katastrophen in Finanzen, Wirtschaft, Kultur, Religionen, Philosophien, Ressourcen, Klima und der Verblödung der Menschheit. Er ist voll des guten Willens, noch im Tod.

Dieser Tatbestand kommt mir jetzt in den Sinn, in der Folge einer weiteren Reaktion meiner früheren Lektorin Tanja auf mein Werk, wenn sie endlich froh ist, ein schönes Leben gefunden zu haben, was ich ihr und allen meinen Freunden bestens gönne.


Doch damit wird es notwendig, einmal fundamental auf mein Werk zurückzuschauen:

Es gibt zwei Möglichkeiten:

1. Möglichkeit:
Die Annahme einer geregelten Menschenwelt der Masse der 99,99 Prozente stimmt und die Regierungen, die Denker, die CEO, die Judenbanker, die Kongresse finden noch Lösungen aus dem Chaos, in welchem wir gefangen sind. Dann sind meine Texte zwar immer noch wahr, aber ziemlich blöde in ihrem Alarmismus. Aber immerhin, man war nicht untätig und versuchte, die Probleme der Menschheit zu erkennen.

2. Möglichkeit:
Es stellt sich heraus, dass die Analysen bezüglich der Ursachen in der Vergangenheit zum kommenden Kollaps in Finanzen, Trading, Verblödung der Massen und der ökologischen Unabwendbarkeit eines Gesamtzusammenbruchs der Verhältnisse wahr und umfassend beschrieben waren. Nun erkennen sehr spät alle jene das Ausmass des Chaos, die jetzt schreiend herumlaufen. Sie ahnen, dass es einmal jemand gab, der den Status quo richtig beurteilte und noch letzte Lösungswege aus der Gefahr in Wort und Schrift verbreiten wollte und eine sonderbare Klarheit der Verhältnisse in bezug auf die Entwicklungen in der Zukunft besass.

Die zwei wichtigsten Staaten für mich werden in Erinnerung bleiben nach dem Breakdown aller Systeme, als jener Dreck den sie waren:

Deutschland wird als jenes Land in den Abgrund der Geschichte gehen, der die Welt in zwei Kriege führte und den Holocaust unter Hitler erzeugte und eine Zeit der Agonie unter Merkel vor dem Tod des Kapitalismus demonstrierte.

Die Schweiz war das Land, welches die infamsten Steuerverbrechen der reichen Klasse ermöglichte und anderen Ländern riesige Defizite bescherte - und trotzdem dieser blöde Staat meinte, auf Europa hinunterkotzen zu sollen.

Es gab viele Zeichen vor dem ultimativen Crash der Weltwirtschaft und dem Tod der Menschheit im 21. Jahrhundert, doch kein einziges Mal erkannte die verblödete Menschheit die Gefahr - bevor es geschah:

Deshalb ist es so, dass wir dies alles, diese Blödheit der Eliten und ihrer Masse, schon hatten, etwa um das Jahr 1928 an der Wall Street, vor dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg, um 1989 mit dem Crash des Kommunismus, als die westliche Welt den fürchterlichen Zusammenbruch des Kapitalismus und des Weltmarktes vorbereitete, um 2007 mit dem nur von mir schon 1975 vorausgesagten Chaos um alle Banken und natürlich um 2020, wenn alle Staaten und Banken und die Weltwirtschaft in den totalen Ruin stürzen werden, noch bevor - wie bei Enron, Swissair, UBS und Lehman Brothers irgendein Schwein, ausser Delavy, die Sache in allen Details vorausgeschrieben hätte.

Und dann ist jeder Zynismus, Verlangen von Anstand, Blödheit in der Beurteilung meiner Literatur und der einzig noch gangbaren Lösungen aus der Gefahr sowas von überflüssig, dass sich damit auch meine heutige Ruhe und Zufriedenheit erklärt.

Nicht der Millionengewinn auf einem Grundstück ist mir wichtig, wenn auch dieses Geld in der Katastrophe verschwindet, sondern die Genugtuung, mich in der Entwicklung der Menschheit nie geirrt zu haben, auf das Chaos immer vorbereitet gewesen zu sein, den jeweiligen Status quo und die Realität der Menschheit in ihrer kommenden Misere (vor allem heute noch ausserhalb des Drecklandes Schweiz) und natürlich, ausserhalb jeder Paranoia eines saudummen Pragmatismus, die Zukunftsentwicklung richtig erfasst zu haben.

Ich würde morgen kein Birkenbäumlein mehr pflanzen, wenn die Welt unterginge, sondern ich würde per 1975 angefangen haben, die kommenden Gefahren und Entwicklungen in die Hirne der Menschheit verpflanzen zu wollen, ohne zu ahnen, dass dies einfach unmöglich ist, wenn diese Helden vom öden Alltag, ihren Illusionen und ihren Hoffnungen dermassen beansprucht sind, dass sie immer alles schon besser wussten und es ihnen wie allen anderen der 99,99 Prozente total egal war, dass ihre Kinder verrecken werden, aufgrund der Blödheit aller Kongresse, Regierungen, Schwätzer in der Literatur, am TV und Radio und in ihrem öden Alltagsleben falschen Scheins.

Man hätte einfach dies alles ignorieren sollen - und endlich aufwachen.

Jetzt wird es sein wie mit dem Grounding der Swissair 2001. Kein Mensch begreift noch heute, dass dieser Dreck schon im Konkurs war im Jahr 1995.

Denken ist Glücksache. Aber meine Freunde glaubten, Denken sei Blödsinn.

Eigentlich schade: So viel Mühe für die Katz. Nun ja, so ist die Welt.


René Delavy - Berlin and Bournemouth

written on March 14, 2016