Aus dem Buch: "Sexgeschichten"
Was ist ein Mensch?
Was ist ein Mensch? Eine
blödsinnige Frage, weil die Antwort sehr kompliziert ausfallen muss. Dagegen
wäre einzuwenden, dass es keine dumme Frage gibt, sondern nur dumme Antworten.
Eine altbekannte und banale Sache, denn Antworten auf solche universellen
Fragen sind immer grandios dumm, ob sie nun naturwissenschaftlich,
geisteswissenschaftlich, biologisch, genetisch oder religiös gemeint sind, weil
wir die "Condition humaine" nicht begreifen wollen und offenbar auch
nicht können. Nichts von alle dem, was ich je gehört oder gelesen habe zu
diesem Thema, hat mich überzeugt, ganz im Gegenteil. Es herrscht ein heilloses
Chaos in den Hirnen von Menschen, die versuchen, die letzten Geheimnisse der
Welt noch auszuloten. Ich glaube, wir produzieren die falschen Gedankengänge.
Analysieren wir doch einmal das
Wesen des Menschseins:
Biologisch: Der Mensch besteht biologisch aus Knochen,
Muskeln, Sehnen, Blutbahnen, Gehirnmasse, Rückgrat (bei einigen) und
elektrischen Impulsen, die ein Herz schlagen lassen und den ganzen Mechanismus
in Bewegung halten.
Chemisch: Ich weiss lediglich, dass der ganze Mensch
beinahe nur aus Wasser besteht, besonders sein Gehirn, und dass Wissen über
diese Zusammensetzung des Menschen überhaupt nichts bringt.
Genetisch: Man ist daran, den
Menschen genetisch aufzuschlüsseln und wenn man dann die ganze Genkette
besitzt, wird man um kein Jota intelligenter sein als zuvor, ganz im Gegenteil.
Wie spielen diese ganzen Spiralreihen ineinander, wie bedingen sie (sich ??) einander,
um dieses Leben, dieses Bewusstsein so in Funktion zu halten, dass wir die Welt
gerade so sehen, wie wir sie sehen?
Evolutionär: Der Mensch hat sich vom Wurm über den Affen
zum Menschen entwickelt und strebt nun die Stufe zu Gott an. Geblieben ist ein
geistig unheimlich reduzierter Mensch, nur ein hoch entwickeltes Säugetier, das
sich selbst und die Welt nicht verstehen kann. Er blickt zwar Tausende von
Jahre zurück und hat eine leise Ahnung der bevorstehenden Jahre, aber in seinem
Bewusstsein ist er auf den Moment seines Daseins ausgerichtet, ausschliesslich,
die von ihm selbst geschaffene Kunstwelt diktiert sein Denken und Handeln.
Psychologisch: Der Mensch reagiert auf seine Umwelt aufgrund
von Reflexen, die sich im Laufe von Jahrmillionen entwickelt haben, im
Wechselspiel und in Abhängigkeit von der Umwelt, der gemachten guten und
schlechten Erfahrungen einer endlosen Kette von Menschenleben. Trotzdem kennt
der Mensch sich nicht, kann gefoltert werden oder foltert, ohne dass er weiss,
wes Geistes Kind er ist, woher und wohin er gesteuert wird, wer die Allmacht
über seine Triebe in den Händen hält.
Philosophisch: Der Mensch sieht sich als
selbstverantwortliches Leben, aber er kann gar nichts verstehen, vor sich
selbst verantworten. Er lebt in der Zufälligkeit des Daseins und versteht vom
Grossen rein gar nichts. Er glaubt zu wissen, wenn er wie ein Roboter
funktioniert und auf die Vorkommnisse des Tages richtig reagiert. Dabei ist er
nichts anderes als ein dressierter Affe, der nicht einmal richtig weiss was
passiert, wenn er Fehler macht oder wenn er nicht systemkonform reagiert.
Religiös: Er glaubt an einen Gott, der seinem
Selbstbild zu entsprechen hat. Wer Gott wirklich ist, weiss kein Mensch, so
wenig, wie was die Welt an sich ist, was der Mensch ist, die Natur, das All,
die Ewigkeit und die Unendlichkeit. Der Mensch weiss nichts und glaubt aufgrund
der erreichten Stufe in technologischer Hinsicht, alles zu wissen. Dieser
Urirrtum wird der Spezies das Leben kosten, sehr bald einmal.
Alle die erwähnten Realitäten
sind in einer Interferenz miteinander verbunden in einer Weise, dass die Natur
uns selbst unerklärbar bleibt. Man könnte von einem geheimen Zahlencode reden,
der uns verborgen bleibt, der nicht nur in der Doppelhelix, dieser Urspirale
aller Gene zu suchen ist, sondern im Zusammenwirken aller Elemente, die oben
erwähnt sind, oder aber, aus Unwissenheit des Schreibenden, noch nicht erwähnt
sind.
Dies will heissen, dass wir zwar
mathematisch erklären könnten, warum sich ein Mensch bewegt und warum er denkt,
dann aber wäre der Mensch nichts anderes als ein Roboter. Und in diesem Falle
wären alle Tiere, die Pflanzen und die Erde, ja, die ganze Welt und auch Gott,
ein Zahlenspiel und alles mit einem Casino-Roboter-Reich zu vergleichen. Diese
Vorstellung käme manchem Naturwissenschaftler und vielen Esoterikern gelegen,
weil dann die Wirklichkeit berechenbar und alle Natürlichkeit in die Binsen
gehen würde. Daran hätten viele Leute Freude, sogar der Papst. Denn nichts fürchten
die Gottesvertreter ihrer individuellen Glaubensbekenntnisse mehr, als dass die
Menschen in die Irre geführt werden könnten, von der Aufklärung, der kritischen
Vernunft, ausgehend von einer neuen Philosophie, die die Realität neu
beleuchten würde.
Es gibt sicherlich eine Macht,
einen Gott, und dieser könnte, wenn er denn wollte, dem kleinen Menschen
einreden, dass er ein Nichts sei, nicht erklärbar, nicht lebbar, nicht
begreifbar und dass der Mensch und seine Welt kein Prozent der Gesamtrealität dieser
Welt ausmache und dass diese Welt von niemandem verstanden wird. Wenn er uns
alles, was sein Wissen ist, erklären würde, würden wir alle auf der Stelle
kollektiven Selbstmord begehen. Soweit sollten wir es nicht kommen lassen.
Jedoch führen Unwissenheit und Wahn zu einer Situation, die sich unserer
Kontrolle entziehen könnte. Deshalb ist gutes Denken, höhere kritische
Vernunft, Erfassung der Welt über den Verstand (und eben nicht als Glaube
verbrämte Esoterik) sicherlich nötig, damit wir ein chaotisches Debakel
aufhalten können. Noch nicht einmal die Selbstzerstörung der Menschheit über
Kriege, Folter, Macht, Technologie, Vergasung und Verschmutzung der Umwelt,
inmitten einer irre gewordenen Geldwelt, werden wir korrigieren, wenn wir die
goldene Mitte des Geistes nicht finden. Alle Wahrheiten sollten über einen
wachen Geist wieder auf den Punkt gebracht werden. Und nach dessen Maximen
müsste man dann weiter leben, bis unsere Spezies eines natürlichen Todes
stirbt.
Und nie werden wir am Ende
begriffen haben, dass kein Urknall existiert, dass es nie ein Vorher oder
Nachher gab oder je geben wird. Wir sind auf immer und ewig eingeschlossen in
einen Kreis von Unwissenheit und haben nur eine Wahl: uns mit der Erde und der
Natur so zu versöhnen, dass wir noch einige Jahre zu leben haben auf Gottes
Erde, mit Hilfe eines Gottes, der sich uns nicht zu erkennen gibt, aus purem
Selbstschutz.
Begreift man die Weisheit dieser
Zeilen nicht, dann könnten wir verloren sein. Das Programm der
Selbstelimination haben wir angestossen und beschleunigt. Jetzt gehen wir alle
einem chaotischen Ziel entgegen, mit rasender Geschwindigkeit, ohne Bremsen und
ohne Führerschaft von Weisen. Wir haben zwar von der Natur die Intelligenz, die
Vernunft und die Logik als Geschenk des Lebens erhalten und sie ad absurdum
geführt im Versuch, besser als Gott denken zu wollen. Wir bestrafen uns damit
selbst, von Tag zu Tag, wenn wir versuchen, aus einem Paradies eine Hölle zu
machen, nur gedämpft von der Lust an Sex, von gefühligen Geschichten der
Kleindenkerei, von religiösen, wissenschaftlichen und esoterischen
Sciencefiction-Phantasien.
Wir könnten versuchen, ein letztes Mal einen vernünftigen Ausweg aus unseren Denkgefängnissen zu finden. Sonst wird diese Chance wohl vertan oder sie in der Realität eines anderen Planeten in einer fernen Galaxie vergeben, wo man noch hoffen darf, dass dort das Experiment der Menschwerdung in Frieden und geistiger Freiheit gelingen möge.
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Kommentar des Lektorates:
Kommentar des Lektorates:
Wow, Dein Schlussvotum ist
spitze, hühnerhautverdächtig, prägt sich ein wie ein Brandmal...bravo!
Meine Tochter, ich bin
entsetzt. Erst beim LETZTEN Satz erkennst Du das Genie des Schreibers? Ja, in
welcher Welt leben wir eigentlich?
Natürlich wirst Du jetzt wieder motzen, dass Du diesen Satz nur
geschrieben hast, um mich etwas aufzurichten. Ist ja klar, mache nur Witze.
Darf ich doch, oder? Doch wo liegt die absolute Wahrheit? Nicht einmal die
beste aller Lektorinnen dieser Welt weiss ein gute Antwort ...