"Heimat"
Je
verrückter die Gegenwart und die Lebensbedingungen werden, umso mehr stellen
immer mehr Schriftsteller die Frage, was "Heimat" sei.
Es
gibt Tausende von Antworten, die mehr oder weniger plausibel sind, doch
eigentlich lohnt die Sache nur, wenn ich mir selbst eine Vorstellung mache, was
für mich und alle Menschen der Erde "Heimat" sei.
Was die Leute
glauben, was "Heimat" sei
Ein
kompletter Katalog, was Heimat sei, kann niemals erstellt werden. Trotzdem will
ich versuchen mich zu erinnern, was in letzter Zeit angeboten worden ist als
Heimatbegriff:
1.
Der Ort wo ein Mensch geboren worden ist.
2.
Der Ort, wo man seine Jugendzeit mit den Eltern verbracht hat und immer wieder
zurückkehren kann.
3.
Der Ort, wo man gerade lebt und den Mittelpunkt seiner Lebensbeziehungen hat.
4.
Der Raum von Sprache, Kultur und Gebräuche, die man kennt, weil es die eigene
Sprache, die eigene Kultur und die eigenen Gebräuche sind.
5.
Der kosmopolitische Raum, in welchem man sich wohl fühlt und dies könnte jeder
Ort der Welt sein, selbst im Ausserirdischen könnte ein Mensch also seine
Heimat finden.
6.
Die Leute, die die Interessen, den Beruf, das geistige Interesse, die
eigentliche Philosophie des Lebens mit dem Heimatsuchenden teilen.
7.
Die Nation, für welche man mordet, Kriege führt, die Ausländer auffordert, ihr
Land um die Steuern zu bescheissen, sich als Schweizer abzugrenzen von den
"Europäern", während man allen ihr Geld aus der Tasche zieht.
8.
Der Grossraum seiner Interessen, also ein Kontinent, eine Region, eine
räumliche und geistige Heimat, wo man die wesentliche Zeit seines Lebens
verbrachte.
9.
Wo der Tod eintritt, dort findet das Leben seine Heimat, am Ort der Bestattung,
dahin wo die Leute pilgern, wenn ein VIP gestorben ist und wo sich die Masse
der Zukunft erinnert, wo das Denkmal liegt.
Es
ist also so, dass jeder Mann und jede Frau und jedes frühverstorbene Kind eine
eigene Heimat hat, je nachdem, wo dieser Mensch seine Zeit verbrachte und wo
sein Geist wohnte, in der Zeit von der Geburt bis zum Tod.
Was ich denke, was
meine "Heimat" sei
Ich
will keine Heimat haben aus folgenden Gründen:
1.
Da wo ich geboren worden bin, wurden ich und meine Eltern verscheissert bis zum Geht-nicht-mehr. Darf eine Stadt eine "Heimat" sein, wenn die
Erinnerungen belastet sind durch Verfolgung und Niedertracht? Ja, klar, es ist
ja dort wo man die meiste Zeit der Schule und berufliche Ausbildung verbrachte,
da lebten die Eltern viele Jahrzehnte, das verreckte mein Bruder an Krebs, da
hatte ich selbst geheiratet und erlernte den ersten Beruf. In meiner
Vorstellung ist es heute noch "Heimat", obschon ich ab dem 20.
Lebensjahr nur noch in anderen Kantonen zuhause war und die Kinder nicht in dieser Stadt geboren wurden.
2.
Wo mein Charakter endgültig gebildet wurde, auf dem Land in der Zeit als
Verdingkind, könnte meine "Heimat" sein, es ist aber die Heimat
meiner Bauersfamilie und den Kindern, denen ich damals begegnet bin. Ich lehne
jede Zusammenkunft für Schulklassen von damals ab, weil ich diese Art von
Heimat weit von mir weise. Ich verstand damals, dass es neben den eingebildeten
Städtern auch noch Bauern auf dem Lande mit ihren Tieren und Sorgen gibt,
weltweit, doch Heimat war dies niemals.
3.
Man ging hinaus in die Welt um Sprachen zu lernen, verbrachte viele Jahre zum
Beispiel in Genf oder im englischen Sprachraum, England, Hong Kong, Singapore
und redete sich um Kopf und Kragen in verrückten Situationen auf irgendeinem
Kontinent des Exotischen, doch Heimat konnten diese Orte niemals werden. Doch
diese Reisen und Aufenthalte führten immerhin dazu, dass ich begreifen kann,
warum die Leute "dort" glauben, in ihrer Heimat zu sein, der
Engländer in England, der Franzose in Paris, der Portugiese in den weiten
Ebenen mit den Korkbäumen, die Chinesen im Chaos von Hong Kong, die Amerikaner
als die Beherrscher der Welt wenn sie nichts wissen von "Welt". Man
lernt also auch, was "Heimat" nicht sein kann.
4.
Nach der Jugendzeit verbrachte man Jahrzehnte an einem wunderschönen Ort, über
einem See, sah seine Kinder gross werden, die Schulzeit beenden, zu heiraten,
selbst irgendwo ein Heim zu gestalten, kam jeden Abend von der Arbeit zurück um
ein Abendessen einzunehmen, die Post zu studieren und dann Fernsehen zu schauen
oder am Wochenende Sport zu betreiben mit Kollegen, meist Skifahren im Winter
und Radtouren im Sommer. Doch die Leute dort betrachteten mich als
"Fremder". Die Einheimischen waren daselbst geboren, sie waren die
Gemeindefürsten und sie fragten dich, woher man komme, also wo meine Heimat
gewesen sei. Etwas schwierig, hier eine "Heimat" zu haben.
5.
Im Alter bezieht man ein neues Haus in einer anderen Gegend, man wird
willkommen geheissen und pendelt dann zwischen Wohnsitzen im Piemont und der
Côte d'Azur hin und her und wartet auf den Tod, der irgendwo eintreten wird, am
liebsten durch Ersaufen im Meer vor einer Mittelmeerküste, warum nicht vor
Rovinj in Istrien oder nahe bei Monaco? Und sollte man später berühmt werden in
der wichtigsten "Heimat" meines Lebens, dem Nachdenken in der
Philosophie, was "Welt" und was die Realität sei, so werden dann
Andere bestimmen, was meine Heimat gewesen sein soll.
Wenn
es für einen grossen Denker schon unmöglich ist, sich eine Vorstellung über
seine "Heimat" zu machen, wie sollen dann die 99 Prozent von
Nichtsdenker und gewöhnlichen Schriftsteller und "Philosophen" in der
Lage sein, überhaupt zu diesem Thema ein einziges richtiges Wort schreiben zu
sollen?
Doch
sehen wir weiter, was "Heimat" ist...
Was die
"Heimat" wirklich ist
Es
ist klar für jeden denkenden Menschen, dass "Heimat" nur der Planet
Erde sein kann, in seiner Gesamtheit, zur Zeit des gelebten Lebens, im Rahmen
der Erfahrungen und Erinnerungen, die unser Hirn abgespeichert hat, im Wissen
um die Realitäten in jeder Gegend dieser Welt.
Man
muss bedenken, dass man die Ehre hatte, nur eine Nanosekunde der Ewigkeit
verbracht zu haben auf diesem Planeten - und zwar auf einem unbedeutenden
Punkt, einem Nichts im Raume des Universums, von welchem kein Mensch je wissen
kann, wo wir sind in der Unendlichkeit des Raumes, nie wissend was die
"Welt" je gewesen ist.
Man
erlebt also mit der Geburt an einem bestimmten Ort dieses Planeten einen ganz
kleinen Raum als seine Wirklichkeit und bewegt sich fort, in andere Räume des
Planeten mit anderen Menschen, die andere Sprachen und Gebräuche kennen und
während welcher, zu meiner Zeit jedenfalls, von einer beinahe archaischen Welt
eine technologische Welt entstanden ist mit Autos, Flugzeugen, Atomkraftwerke,
Massenkonsum, dem Niedergang einer ganzen Zivilisation eines Erdballs und der absehbaren Beendigung des Experiments eines Idioten, sprich des "Homo
non-sapiens".
Dabei
wird nie ein Mensch je gewusst haben:
- was "Heimat" ist, was die Welt
ist, ob es einen Gott gibt und was dieser Gott denn sein sollte, warum die
Menschheit zu 99,99 Prozente unglaublich blöde ist, was Leben und Tod sein
könnten, was die Tiere und die Natur sind, worin das Wesen von Licht und
Biologie besteht, die auch mit Billionen Dollars an Forschungsgeld nicht einmal
im Kleinsten technologisch nachgeäfft werden könnte.
Am
wenigsten wissen die Menschen irgendwas von der Ewigkeit der Zeit, der Unendlichkeit
des Raumes, des Universums, von anderen möglichen Welten, vom Beginn der Welt
(der Urknall ist ein dummes Märchen, das nie stattgefunden hat) oder dem Ende
der Welt, was ebenfalls unmöglich ist, wenn man annimmt, dass wir heute
überhaupt leben und es eine Wirklichkeit gibt.
Wer
zu denken beginnt...
Fazit
Wer
zu denken beginnt, so wie ich es tat ein Leben lang, wird erkennen, dass der
Heimatbegriff zwar sehr interessant ist, aber wir niemals in der Lage sein
können, zu irgendeiner Tatsache unseres Lebens auch nur in Ansätzen eine
richtige Schlussfolgerung ziehen zu können.
Die
Menschen unserer Elite sind ja so blöde, dass sie die dümmsten Menschen des
Planeten dauernd auszeichnen, die miesesten Gestalten mächtig, reich und
steuerfrei und straffrei für ihre Verbrechen schalten und walten lassen, die
schlimmsten Verbrecher die Religionen und Gott vertreten können und die
grauenhaftesten Geister sich tummeln in der Wissenschaft, falsche Theorien und
Philosophien in die Welt werfen, ständig das gleiche Buch schreiben und
vorgeben, mit "Kunst" die Welt zu reflektieren, wenn sie eigentlich
zu blöde sind, nur schon die eigene Scheisse zu begreifen.
Man
spricht in dieser Massengesellschaft, kurz vor dem Kollaps aller Systeme, alles
und jedes, vor allem den "Menschen" immer schöner und besser, je
dümmer und paranoider die Individuen werden, die von Realität von Tag zu Tag
immer weniger begreifen, weil das Chaos ihre tiefen Geister verwirrt und sie
immer weniger imstande sind, zu begreifen was "Heimat" ist.
René
Delavy - Berlin and Bournemouth
written
on November 2, 2014