9. Kapitel: Welche Bauten braucht wie Welt?
Die Verbauung der Erde wird sofort eingestellt. Man baut für die Versorgung, die Sicherheit, Wasserreservoirs, Hangsicherungen, Verkehrswege der ökologischen Minimalbelastung. Unnötige Verschandelungen aus Prestigegründen oder Grossprojekte der Selbstvernichtung werden als Verbrechen taxiert.
Es ist eine endlose Schraube. Je grösser die Notlage in der Welt wird, je mehr Energie verpufft wird und je weniger Rohstoffe für unsere Nachkommen übrig bleiben, umso mehr wird verbraucht. Ganz besonders gut sichtbar wird dieser Widerspruch, dieser gelebte Wahnsinn bei den Bauten. Die Verbauung der Erde wird immer mehr maximiert: Geschäftshäuser, Wohnhäuser, Stauseen, Flussbereinigungen, Kraftwerke, Autobahnen, Schnelltrassees für Züge, Megaflughäfen, Tunnels, Brücken, Verbetonierung der intakten Landschaften durch Ausbau von Grossstädten, Verbrennung von Urwäldern und Schlagen von Schneisen zum raschen Abtransport vom Reichtum der Erde. Ich lese da, dass allein in Shanghai mehr Kranen stehen als in den übrigen Grossstädten Chinas, die ganze Welt eine irre Baustelle. Das früher so beschauliche Velo-China macht den Wahnsinn mit, ohne zu wissen, wohin die Reise gehen wird. Es baut für zukünftige gigantische Autostaus mit wahnwitzigem Benzinverbrauch. Kein Volk kann sich mehr höherer Intelligenz rühmen.
Man rühmt nur noch das Wachstum der dümmlichen Art, man überschüttet sich mit dem grünen Klee, der neben dem Beton dann woanders zu wachsen hat, denn nicht wahr, das Bauen schafft Arbeitsplätze, die Industrien der Welt beliefern China, Indien und andere Powerstaaten wie verrückt. Dies schafft wiederum noch mehr Arbeitsplätze und unterdessen gehen alte Bauten, Erinnerungen, Strukturen, Lebensqualität kaputt und hinterlassen wird eine Ödnis, eine Wüste von Bauten, die nach der von mir vorausgesagten Endkatastrophe wie leere Mahnmale der "Zivilisation" in der Landschaft stehen werden.
In einem Gedicht in "Gedanken in Turin" schrieb ich von der erschreckenden Todesstille, die an den Gotthardverbauungen eines Tages widerhallen wird, in die Leere unserer Gedankenwelten, als Hinterlassenschaft eines Machbarkeitswahns ohne Präzedenz. Noch nie war es möglich, dermassen mit Keulen auf Spatzen einzuschlagen, weltweit, die Strukturen zu zerschlagen und "Neues" zu schaffen wie gerade heute, und dazu ist es nötig, dass von Tag zu Tag noch mehr Energien und Rohstoffe verpufft werden, denn die Strassen brauchen Autos, die Flughäfen Flugzeuge, die Sportstadien Menschen, die von überall aus der Welt per Flugzeug und anderen Stinkkisten herbeiströmen, es braucht Stromabnehmer für gebaute Kraftwerke, es braucht Möbel und Computer für Wohn- und Geschäftshäuser, für den Komfort von leicht bekleideten Mädchen und Bürschchen muss im Winter geheizt und im Sommer gekühlt werden in den Glaseinkaufstempeln und anderen Gebäuden dieser Welt, gerade so, als hätten wir noch Tausende von Planeten zur Plünderung auf Lager.
Was glaubt der Laie, wie lange dieses Spielchen noch geht? Ich sage es euch: gerade noch etwa zwanzig Jahre, wenn man sehr grosszügig sein will. Eben heute hat der Ölpreis einen historischen Höchststand erlangt, die US-amerikanischen Reserven scheinen so tief wie nie zuvor zu sein, im Irak wüten Krieg und Terror und Saudi-Arabien beschliesst, den Ölhahn noch weiter zu öffnen, zulasten aller Zukunftsgenerationen, um den Preis des Öls wieder zu "normalisieren".
Die Situation des gemachten Scheiterns einer Welt, die am Anspruch einer einzigen Spezies zerbricht, könnte noch über hundert Buchseiten näher belegt werden, doch es ist meine Schreibpolitik, meine Beweise anzuführen und den Rest der Denkarbeit noch einigen Köpfen zu überlassen, die vielleicht fähig sein könnten, sich in diesem Medienzirkus der Fundamentallügen gegenüber der gelebten Realität noch nicht verblendet zu wissen.
Nun denn: Sollte mein Modell einer neuen Wirtschaftsordnung tatsächlich als einzig mögliche Notbremse erkannt werden, muss die stupide Bauerei gestoppt werden. Es sind nur noch solche Bauten zu bewilligen, die notwendig sind, um die Zielgesellschaft weiter zu bringen. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser muss besser garantiert werden, immer in der Kleinräumigkeit des vorhergehenden Kapitels gesehen. Reservoirs für Wasser werden gebaut, in diesem Sinne auch Stauseen für besonders gefährdete Milliardenvölker. Verkehrswege werden umgebaut zum Zwecke einer ökologischen Transportmittelförderung. Die Hänge in den Alpen und anderen Gebirgszügen müssen gesichert werden. Die Wälder, Auen, schönen Landschaften der Welt müssen wieder renaturiert, gehegt und gepflegt werden. Alles, was Sinn macht bezüglich Erhaltung eines wieder naturnahen Planeten und des Überlebens einer Menschheit in Kleinheit, bei stark reduzierter Anzahl dieser Ameisen des Überflusses, muss sehr bald in die Wege geleitet werden.
Illusion? Dieses ganze Buch ist eine Illusion. Also wozu sich überhaupt aufregen? Ich schreibe ja nur vom Diktat der Realität und von der Ausweglosigkeit der bestehenden Verhältnisse, nicht mehr und auch nicht weniger. Ich schreibe von der Unmöglichkeit, Bauten und Geld eines Tages essen und trinken zu können. Ich schreibe von den Illusionen in den Köpfen der heute lebenden Menschen. Im Vergleich dazu ist meine "blühende Phantasie" die realste Schreibe, die je ein Mensch verfasst hat, und da nehme ich da Vinci, Galileo, Kepler, Edison, Diesel, Otto, Einstein und Hawkins dazu, denn diese Herren glaubten an die Machbarkeit von Intelligenz auf einem beschränkten Planeten, sie dachten im geistigen Rahmen menschengemachter Kriterien, sie dachten nie ans Ende der Geschichte, dazu war ihre Denkkraft einfach viel zu schwach. Man kann ihnen verzeihen, weil sie dieses Ende nicht sehen konnten, mit Ausnahme von Einstein und Hawkins natürlich, doch sie hätten() bei ein bisschen mehr Nachdenken trotzdem ahnen und schreiben sollen, was es mit der Verwirklichung ihrer Erfindungen und Erkenntnisse auf sich haben könnte in Bezug auf Wasser- und Luftqualität, Energie- und Rohstoffmengen, Konditionierung der Intelligenzija und Medienwelt, damit ihre Phantasie "erfolgreich" gewesen wäre. Wir erkennen etwas spät: Sie haben nie ein universelles Denken gepflegt, sondern immer ein Mensch-im-Mittelpunkt-Nutzbarkeitsdenken. Sie waren blind und taub trotz aller Intelligenz. Kann dies überhaupt Intelligenz sein, zu riskieren, dass ihre Nachkommen die Welt in wenigen Generationen kaputt planen können mittels Wachstum und "Fortschritt"?
Diese Art von Intelligenz ist Dummheit, reine Dummheit. Deshalb ist es ein Witz, wenn sie in den Geschichtsbüchern verherrlicht wird. Eines Tages wird man nicht nur die Bauerei an allen Ecken und Enden dieser Erde sein lassen müssen, sondern auch alle Bücher der Historie werden umzuschreiben sein. Und René Delavy wird der grosse Held sein? Nur wenn meine Methode des Paradigmenwechsel zum Blühen kommt, sonst werde ich wahrscheinlich für immer und ewig im Stillen der unnützen Bibliotheken verkommen, so wie viele Denkgenies der Vergangenheit, die vielleicht gerade jene Texte verfassten, die ich heute so schmerzlich vermisse, weil alle Menschen zu blöde waren, deren Wert zu erkennen. Warum soll ich eine Ausnahme sein? Ich verrecke so oder so, werde zu Erde und zu Staub und was bleibt, ist noch nicht einmal ein geistiges Erbe. Vielleicht kann mein Geist oder meine Seele - oder mein Körper im Falle einer Wiedergeburt, in einem anderen Bewusstsein - die Richtigkeit meiner Gedankenwelt sehen, mit Wissen, dass ein René Delavy Lösungswege gekannt hätte - oder auch ohne es zu wissen. Spielt es eine Rolle, bei der Gigantik der Endkämpfe, die ab heute als Realsatire über die Weltbühne gehen werden?
Ich sagte es immer wieder: D i e s e Menschheit hat kein anderes Schicksal verdient. Alle wollten diese Welt des scheinbaren Reichtums und der idiotischen Machbarkeit zum Schaden des Planeten. Den Preis sollen sie nun bezahlen müssen, diese Mehrheitsbeschaffer und ihre Anhänger, sonst hätte ich ein Leben lang vergebens auf Ethik, Moral und Gerechtigkeit im System der Welt gehofft. Wenn die Lehre von Ursache und Wirkung eine göttlich gewollte Sache ist, dann strebt sie nun rasch dem Endpunkt zu, der Endlösung für die Menschheit, dem finalen Holocaust.