8. Kapitel: Autarkie und Autonomie
Es gibt regionale Autarkie, kurze Produktions- und Lieferungswege, keinen internationalen Handel mit Verschiebung von Waren über zigtausend Kilometer() per Flugzeug, Schiff und Lastwagen. Erst die Beschränkung gibt uns unsere Autonomie zurück, unsere Unabhängigkeit gegenüber den gelebten desaströsen Verhältnissen.
Alle meine Thesen sind wichtig, doch diese hier ist von besonderer Dringlichkeit. Die weltweit verbreitete Theorie der Neoliberalen, die Globalisierung, wird sich als einer der grössten Denkirrtümer der Menschheit zum Schaden des Planeten und somit als Ursache von wirtschaftlichen Debakeln in den meisten Nationen dieser Welt erweisen. Der grösste Fehler der Globalisierung war, dass man den Fehler der grossen Distanzen, der Zerstörung von eigenen Strukturen in der Agrarkultur, die ultimativen Regeln der Selbstversorgung und der Dienstleistungen, gemessen am jeweiligen Preisniveau und der Finanzkraft in den einzelnen Staaten, nicht einsehen wollte. Indem man immer die billigsten Produktionsorte und tiefstpreislichen Dienstleister in der Welt suchte, sozusagen die eigenen Volkswirtschaften in ferne Länder auslagerte, mit dem blöden englischen Wort Outsourcing bezeichnet, zerstörte man die Infrastrukturen in den eigenen Staaten. Man spürte stur dem Gelddenken nach, wollte Shareholder Values schaffen und Gewinne maximieren um jeden denkbaren Preis, meist zugunsten der ersten Welt und zum Schaden des Rests. Dabei gingen die Infrastrukturen der eigenen Landwirtschaft und alle wirtschaftlichen Mechanismen, die ausserhalb dieser Ersten Welt existierten, kaputt, ein für alle Mal. Und heute muss man den Preis für den Wahn von Wirtschaftstheoretikern aller Zeiten (siehe zweiten Teil dieses Buches) bezahlen. Es hat sich schon heute gerächt, in einem unvorstellbar schädlichen Ausmass, dass man Autarkie und Autonomie so klein bewertet hat während dieser Zeit des globalen Grössenwahns.
Ich bin gnädig, denn meine unbändige Wut, die im Laufe der Jahre stets noch stieg, je mehr ich die Richtigkeit meiner Annahmen bestätigt fand in allen Zeitungen der Welt, diese meine Verachtung für die folgenden simplen Theorien ist kaum zu beschreiben:
Globalisierung = Glauben an die Nützlichkeit von einer weltweit gleichgeschalteten Wirtschaftsmacht, wo doch nur die Stärksten profitieren können und die Ungleichheiten noch grösser werden müssen als je zuvor.
Liberalisierung = Die Idee, dass man nur die totale wirtschaftliche Freiheit gewähren muss, dann wird sich alles zum Profit von allen entwickeln. Die Steigerung dieser Furzidee brachten die modernen Ideologen der Wirtschaft, genannt Neoliberalisierung. Davon mehr im hinteren Teil dieses Buches.
Privatisierung = Die Maxime, dass der Staat beinahe nichts zu regeln hat, dass sich die Staatengemeinschaft aus der Wirtschaft raushalten sollte, damit wir ewiges automatisiertes Wachstum generieren können. Der Private soll allein dazu Sorge tragen, dass er sehr reich werde, mit Hilfe der Arbeit und der Ideen von Armgebliebenen.
Deregulierung = Wir zerschlagen möglichst viele Gesetze und Verordnungen, die die Wirtschaft regeln, die Sozialisierung der Bevölkerungen garantieren, dann lösen wir in diesem Casino der Begehrlichkeiten einen Riesenboom der Wirtschaft aus. Wer Regeln in die Wirtschaft bringen will, ist des Satans, denn er scheisst auf den Roulette-Tisch.
Shareholdervalue-Denken = Wenn wir nicht die Werte der Unternehmen, sondern der Aktien dieser Unternehmen steigern, werden alle reich, dazu ist es sogar recht, wenn CEO und Manager nur noch kurzfristig denken und riesige Gehälter abkassieren mit der verblödenden Idee von Optionen auf eigene Aktien. Da ist es gerade recht, wenn langfristig geschaffener Reichtum in Firmen und in den Volkswirtschaften vernichtet, die funktionierenden Systeme in den Grosskonzernen zerschlagen und unsinnige Fusionen in die Welt gesetzt werden mit Börsenblasen der vollendeten Illusionierung des Massenmenschen.
In Anbetracht dieser Denkirrtümer des vernichtenden Grössenwahns fordere ich, dass überall Guillotinen aufgebaut werden und diese Menschheitsarschlöcher endlich eliminiert werden von diesem Erdball. Doch Zorn soll ja ein schlechter Ratgeber sein und Kinder generieren, die eines Tages, wie schon oft, ausser Kontrolle geraten können. Deshalb ganz ruhig werden und nochmals von vorn beginnen:
Die Zukunftswelt kann nur noch funktionieren, wenn der ökologische Wahnsinn der Verschiebung aller Güter in einer Welt der langen Distanzen unterbunden wird. Man soll lernen, innerhalb von Regionen zu leben und sich selbst zu versorgen, so weit dies möglich ist. Es macht keinen Sinn, Menschen mit Nahrung und Wasser zu versehen, wenn in ihrem Land keine Nahrung produziert werden kann und sich kein Wasser findet, das ein Überleben ermöglicht. Der Wahnsinn, den Grundwasserspiegel bis zur Erschöpfung anzuzapfen, war der grösste Blödsinn, den sich NGOs neben vielen anderen Dummheiten geleistet haben. Man darf Gutmenschen ohne Hirn einfach nie machen lassen, was ihnen in den beschränkten Sinn kommt. Mit unseren Spendengeldern haben sie das Grundprinzip von Autarkie und Autonomie vor unseren Augen zu Tode gewütet und bekamen Preise für ihre "Menschlichkeit". Man wird sie verdammen, diese Gutmenschen, wenn man endlich erkennt, wem sie dieses Wasser gestohlen haben in ihrem unglaublich kurzsichtigen Gutdenken, nämlich allen zukünftigen Generationen. Auch sie sind, bei allem Altruismus, nach meinen Kriterien ebenfalls Verbrecher an der Menschheit - nicht nur die allmächtigen Macher der Planetenvernichtung.
Nehmen wir die Schweiz. Aufgrund des Bankgeheimnisses und anderer Privilegien entwickelte sich mitten in Europa eine Hochpreisinsel, die hervorragend funktionierte. Doch alle glaubten, die Preise der Bauern für ihre Leistungen seien zu hoch und jeder Farmer müsste ein eigener Konzern werden mit Buchhaltung, "Kreativideen", angehängtem kleinem Verkaufscenter, Nebenbetriebe des kleinen Handwerks. Man lehrte die Bauern Mores, man beraubte sie jeder Lebenssicherheit, man kürzte die Subventionen. Schweizer, die ihr Geld in einem Land mit natürlich gewachsenem, zu hohem Lohnniveau verdienten, gingen ins Ausland einkaufen, obwohl sie ihre zu hohen Saläre mit viel schwächeren Arbeitsleistungen "verdienten" als die Landwirte. Ein Massensterben begann unter den Landwirten und alle sahen zu und applaudierten.
Dies ist es, was ich ein Verbrechen an der Autarkie nenne. Was sich im Bereich der Landwirtschaft in der Schweiz abspielte, spielt sich auf der ganzen Welt ab: Nur noch die billigsten Produzenten werden am Leben gelassen, man schiebt diese Billigkeit in der ganzen Welt herum, Südostasien, Indien, China, Osteuropa, eines Tages vielleicht wieder Afrika. Ein Wahnsinn, weil nie bemerkt wurde, dass die Idee der Anti-Autarkie, die Globalisierung, in einem Desaster enden muss. Jetzt wird das Resultat dieses Irrdenkens sichtbar. Die Schuldentürme werden uns begraben und die Schuldigen werden sich aus dem Staub machen oder wieder wie immer zuvorderst in den Medien schreiben: "Ja, wir haben es schon immer gewusst!". Sie haben nie etwas gewusst, diese Realitätsverklärer, diese Verbrecher. Die Missachter der Menschheit sind jene, die uns am Schluss immer noch für dumm verkaufen und sie können es sich leisten, weil sie eben sehr mächtig, kurzsichtig, halbschlau und eingebildet waren und sind, so wie wir, die uns dies gefallen liessen. Sie verkörperten die Medienmacht und sie hatten das Diktat in den Händen, schon immer.
Wer erkennt schon Ursache und Wirkung im langfristigen Bereich? Ich, ja, ich, werden nun viele sagen. Doch ich kenne die Verhältnisse und meine Mitmenschen. Ich kenne keinen einzigen Menschen, mit Ausnahme meiner Freundin Rita und meines Hundes Leon, die hier mit Überzeugung und gutem Gewissen daherkommen könnten und proklamieren dürften, ja, ich, ich habe es gewusst. Keiner wusste etwas und keiner wollte wissen und so konnten die Schlauberger der Menschheit mit ihrem Machtgebaren schon immer mit uns verfahren, wie es ihnen gerade passte. Und wir Schafe gingen in ihre Schlachthöfe und liessen uns und die kommenden Generationen abschlachten. Ganz einfach so, mangels höherer Erkenntnisfähigkeit.
Man wird sehen, dass wir eines Tages, wenn alle Quellen an Energie und Rohstoffen versiegt sein werden, genau da landen, wo wir mit Intelligenz schon vor zweihundert Jahren gelandet wären: Bei der Kleinräumigkeit, der Autarkie, der Autonomie im Handeln, wo der Mensch, da wo er gerade zu leben hat, die Überlebensstrategien entwickelt, die ein Überleben seiner Sippe garantieren. Es tönt sehr altmodisch, doch schon die alten Indianer, Inkas, Maya und andere Urvölker wussten instinktiv, jenseits jeden Zweifels, dass nur in Einklang mit Natur, Bodenschätzen, Wasser und Luft ein Leben des Menschen existieren kann, in der Kleinräumigkeit einer überschaubaren Autarkie, ohne eine allgewaltige Wirtschafts-Religion, die da heisst: "Mechanismen eines vollendeten Chaos im Gigantismus". Diese Anhäufung von Substantiven war den Urvölkern fremd, sie sprachen wohl ein verständlicheres Deutsch. Doch auch sie hätten, in welcher Sprache auch immer, ruhig auf mehr Vernunft bauen können und zum Beispiel Kriege und Folter verdammen sollen. Doch dies ist nun wieder ein späteres Kapitel.