Alters-Stufen

Die Stufen des Alters

Vor einiger Zeit verfasste ich den sehr aufklärenden Text der "8 Stufen des Denkens" (siehe Beilage) - der nachweisen sollte, in welche 8 Denkstufen die Menschheit unterteilt werden kann.


Nun versuche ich das Gleiche beim Alter - Männlein und Weiblein.

Allerdings werde ich etwas vernachlässigen die Unterschiede in Nationen, Rassen, Glauben, IQ und andere Dinge, weil sonst müsste ich ein Buch von 1000 Seiten schreiben statt 4 Seiten. Also man redet hier in etwa vom "Durchschnitt" der Gesellschaft.

Natürlich kann man einen solchen Text nur verfassen, wenn man selbst ein bestimmtes Alter erreichen konnte, wie man gleich sehen wird:




Das Alter von 10:

Männlich:

Der Knabe hat eine leise Ahnung, was die Welt bedeutet, allerdings eher in technischer Hinsicht. Was gibt es auf der Oberfläche dieser Welt und wer sind die erfolgreichen Leute? Man interessiert sich um Spiele, Sport, Computer und andere Kleinigkeiten. Intellektuell gibt es hier allerdings riesige Unterschiede - die Spreu scheidet sich vom Weizen. Mann sein ja, aber Mensch werden mit Durchblick - ein Wunder, wenn es je geschehen könnte....

Weiblich:

Das Mädchen möchte sein wie ihre Mutter. Schon jetzt zeigt sich der Unterschied zum männlichen Geschlecht. Das Mädchen interessiert sich für Puppen, das Häusliche, die Familie, die Personen. Die Welt ist ihr etwas Abstraktes, was man schon noch lernen wird, denkt sie, was ein Irrtum ist. Sie achtet auf Sprache, Töne, Körper und ihre eigene Stimme und versteht praktisch nichts von der Realität. Das Weib kann nicht wissen, dass sie ein Leben lang die Realität suchen wird.



Das Alter von 20:

Männlich:

Der junge Mann fährt Auto wie Schumacher, hat eine Lehre hinter sich oder ist im Studium. Die Frauen werden wichtig und der Beruf. Immer noch ist das Technische im Vordergrund, aber auch die Wichtigkeit von Personen, vor allem solche in der Wirtschaft und Finanzen. Sie stellen sich die Welt als Selbstbedienungsladen vor, wo im Prinzip alles möglich ist und alle Chancen stehen noch offen. Doch das Wissen ist nahe Null, dafür die Einbildung riesig.

Weiblich:

Nun ist sie ganz Körper und Gesicht geworden. Alles dreht sich um den Start ins Leben wie in einem Roman. Die Frauen stellen sich vor, wie schön es wäre mit der Zukunft und ihr Hang zu Konsum von Waren wird bleiben und nur ihre eigene Wichtigkeit ist von Bedeutung. Geht es hier nicht wie gewollt, kriegt die Person Merkmale von Überschätzung oder Unterschätzung der eigenen Person. Die Welt interessiert nicht, höchstens einige konkrete Dinge und Vorkommnisse.


Das Alter von 30:

Männlich:

Man hat es geschafft oder auch nicht, hier entsteht eine Weiche von jenen mit guten Startbedingungen in Familie, Ausbildung, Geld, Selbstsicherheit und Umgang mit anderen Menschen. Die Karriere wird gepuscht oder die Sauferei, manchmal gleich beides. Männerfreundschaften werden gepflegt und in die neue Familie getragen, wenn schon vorhanden. Alles dreht sich nur ums Geld und die eigenen, total überdrehten Erwartungen ans Leben. Man ahnt, dass die Welt alles erlaubt, was nicht verboten ist. Verboten ist alles den Armen und erlaubt alles den Reichen und Mächtigen, was so  noch nicht verstanden ist. Der Tod ist noch so weit weg, dass er gar nicht existiert.

Weiblich:

Die Frauen versuchen nun, gutes Mami zu sein oder aber die Männer nachzuäffen, in Gehabe, Karriere, Beruf und Erfolg. Sie reden nur noch von Gleichberechtigung und feministischen Gebräuchen. Doch noch immer wird von ihr der Körper und der Konsum über alles gestellt. Die Frau existiert nur über die Gesellschaft und deren Rückmeldung. Ist dies Alles gut, verliert sie beinahe ihren Verstand - ist dies schlecht, unterschätzt sie ihre Möglichkeiten. Die Frau wird nie lernen, abstrakt zu denken in höheren Systemen und Zukunft, was ihr von Natur aus völlig egal ist. Auch sie denkt nicht an den möglichen Tod.


Alter von 40:

Männlich:

Hier kommt die erste Garnitur von Reife ins Leben. Man hat "es" geschafft oder eben nicht. Man gehört dazu oder eben nicht. Man meint, dass alles wie gehabt weitergehe und die Richtung eigentlich stimme, wenn nicht alles schief gelaufen ist und der normale Niedergang ins Rollen kommt. Man interessiert sich für Politik, Wissenschaft und Wachstum und Fortschritt und vögelt nochmals möglichst viele Weiber und Huren. Die Zukunft scheint gesichert - aber von der baldigen Scheidung hat der Typ keine Ahnung.

Weiblich:

Die Reife spielt jetzt eine entscheidende Rolle, weil die Frau merkt, dass das Alter jetzt durchdringt und ihre Attraktivität bald abnehmen könnte, sofern der Verfallprozess nicht schon begonnen hat. Sie versucht nun, das Manko mit etwas Intellekt zu füllen, aber noch immer interessiert sie eher Romane statt Philosophie und Konsum statt die Spätfolgen des humanen Wahnsinns. Wenn sie an die Zukunft denkt, kommt ihr diese etwas komisch vor und sie verwirft jeden Gedanken an das Unbekannte sofort wieder.  


Alter von 50:

Männlich:

Nun erkennt der Kerl, dass er es zu "etwas" gebracht hat, Geld, Stellung, Politik, Ansehen - oder eben auch nicht. Der erfolgreiche Kerl versucht nun die Spitze zu erreichen, während der nicht erfolgreiche sich verlegt auf die Pflege des Alltags, Beizenbesuch, Sportanlässe, leichte Literatur und Medien und einfach noch etwas "hier sein". Die Wende des Lebens zum Tod hin wird zwar den Gescheiten langsam bewusst, aber wird verdrängt mit allen jugendlichen Mitteln.

Weiblich:

Die Frau weiss jetzt, wie es ist, alt zu sein aber noch begehrt, sofern sie eine Persönlichkeit ist. Der Rest macht ihre Pflichten in Beruf und Haushalt und versucht, mit vielen Beschäftigungen jeden Gedanken an das Alter, die Zukunft der Menschheit, was geschehen könnte mit Kindern und dem Altern zu verdrängen. Sie lebt noch, aber leider kann sie immer noch nicht ihr Leben in seiner Abstraktheit erfassen, ebensowenig die Situation der Weltbevölkerung, was sie auch niemals interessieren wird.


Alter von 60:

Männlich:

Der Ausstieg aus dem Beruf wird geplant, die Kinder sind aus dem Haus und besuchen dich gelegentlich. Noch wird das Leben nicht aufgegeben, sondern zum letzten Mal so richtig gesteigert in vermeintliche "Höhen", was in Anbetracht der Situation noch möglich wäre, wenn sie neue Pfade gehen. Viele machen sich noch letzte Hoffnungen, andere haben schon längst resigniert und versuchen, mit immer weniger glücklich zu sein.

Weiblich:

Hier ist die Frau eigentlich schon weiter als der Mann, denn schon mit 50 wusste sie was jetzt kommt, wenigstens in ihrem persönlichen Umfeld. Eine gewisse Altersweisheit macht sich breit, was sich leider ausschliesslich auf Verhalten und Stellung in der Gesellschaft bezieht. Die Frau wird sich nie mehr interessieren, ob die kommenden Generationen überleben werden, und wenn, tut sie sich wichtig mit Sprüchen und Gemeinplätzen, statt die ganze Problematik zu kapieren.


Alter von 70:

Männlich:

Die Rente ist geschafft, man stellt fest, dass es viel zu tun gibt um alle Kontakte und Beschäftigungen zu befriedigen. Man sucht und findet alle Arten von Selbstbestätigungen und ist zufrieden. Der Tod ist je nach Gesundheitszustand etwas näher oder weiter. Man verdrängt den Mist mit Reisen, Konsum, "Verstehen von Welt" sprich Boulevardisierung des Geschehens ohne tieferen Grund. Nur ganz Wenige sind noch anspruchsvoll in Sachen Intellekt - und hier ist NICHT gemeint die Begeisterung für blödes Theater, Filme und TV Dreck, der weltweit jede Form von realer Geistigkeit hinter sich gelassen hat.

Weiblich:

Die Mütterlichkeit des Alters ist nun alles. Man hat es mit den Kindern und den Kindeskindern, spielt Grossmami oder hat es mit Tieren - und Sex ist ein Graus. Die Welt ist schön und man hat es gut gehabt. Noch immer, wie als Kind, ist die Gesellschaft alles, die VIPs einfach toll, der Boulevard des geistigen Lebens alles was man hat und kapiert wenig - und es kann doch nicht sein, dass jetzt die Jungen keine Jobs mehr finden und alle Banken und Staaten krachen, wie nur konnte dies passieren?


Alter von 80:

Hier will ich eigentlich nur schreiben, dass sich die beiden Geschlechter angenähert haben, wieder Kinder geworden sind, der Geist etwas nachlässt und die Gleichgültigkeit ihren Climax erreicht, so etwa wie im Alter von 20 schon der Fall war. Man tut wichtig und überspielt die grandiose Unwissenheit, die sich im Laufe des Lebens immer mehr gesteigert hat.

Es gibt eine Zweiteilung der Gesellschaft, der Boulevardismus und eine leicht angeheiterte Sphäre des Geistes und Geldes - aber blind sind sie alle und Genies erkennen sie nur, wenn die Medien dumme Affen präsentieren.

Begegnet man einem wahren Genie, so ist dieser ganz klar "ein Idiot", ein komischer Kerl, man hat schliesslich andere Sorgen als die Welt und deren Funktionen - und der Tod pocht so laut an die Tür, dass die Idioten endlich schwerhörig werden und gar nichts mehr kapieren, so wie etwa damals, ab Alter 1 bis 20.

Aber dies ist wiederum eine andere Geschichte....


René Delavy - Berlin and Bournemouth

written on October 22, 2013